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Die Kristallsaengerin

Die Kristallsaengerin

Titel: Die Kristallsaengerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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wie sie Maestro Valdi gemeint haben mußte. Er hatte recht, dachte sie. Kristallsingen konnte zu einer Besessenheit werden und war überaus kräfteraubend. Sie stolperte zum Schlitten zurück. Ohne ihren Overall auszuziehen, zog Killashandra die Thermodecke über sich, drehte sich auf die Seite und schlief ein.
    Ein leises Geräusch weckte sie. Es war nicht der Summer des Weckers, denn sie hatte am Abend nicht daran gedacht, in einzustellen. Zerschlagen hob sie den Kopf und starrte vorwurfsvoll auf die Konsole, aber dort war weder ein Warnlicht zu sehen, noch kam von dort ein Laut. Aber irgend etwas hatte sie geweckt.
    Draußen schien die Sonne. Sie kämpfte sich auf und wähl-te ein starkes Morgenstimulant. Die Zeitanzeige zeigte Mitte des Morgens an. Sie hatte fünf Stunden verpaßt, in denen sie hätte schneiden können! Killashandra hatte einen Krampf in einer Schulter, und ihre Knie schmerzten. Die Wärme der Suppe strömte durch ihren Körper, vertrieb die Benommenheit aus ihrem Kopf und entspannte ihre Muskeln. Sie trank so schnell sie konnte, bestellte sich eine zweite Suppe und steckte sich Proteinstangen in die Taschen ihres Overalls. Nachdem sie den Schneider aus seiner Halterung genommen hatte, schlang sie ihn über die Schulter, schnappte sich einen leeren Karton und eine Taschenlampe und war zehn Minuten, nachdem sie aufgewacht war, auf dem Weg zum Claim. Das Geräusch, das sie geweckt hatte, war das Knacken von rohem schwarzen Kristall gewesen, der die Berührung der Sonne spürte.
    Zuerst mußte sie die Splitter aufräumen, die vom Ende ihrer Schnittstelle heruntergefallen waren, die Folge der Kühle der Nacht und der Morgensonne. Entschlossen machte sie sich daran, sie aufzusammeln und warf sie in den Karton. Mit der Taschenlampe konnte sie jetzt sehen, wo sich eine andere Trübung durch den Kristallquarz auf der Hügelseite zog. Wenn sie sich allerdings an die Innenkante des Vorsprungs hielt, an dem sie am Vortag geschnitten hatte, konnte sie eine ineinandergreifende Gruppe schneiden, vier mittelgroße - oder fünf kleinere - Rechtecke. Sie würde diese Kristalle jetzt schneiden, dann konnte die fehlerhafte Stelle in der Kühle absplittern. Ein paar rasche Schnitte auf der Schluchtseite und die Temperatur würden die Fehler beseitigen. Morgen konnte sie dann ein paar ausgezeichnete Schnitte machen.
    Killashandra bereitete ihre Nerven auf den ersten Einschnitt ihres Infraschallschneiders vor und war erleichtert, als der Schock diesmal nicht so groß war. Erleichtert und erschrocken.
    Erkannte der Claim ihr Anrecht auf ihn an, indem er nicht mehr protestierte? Oder hatte sich ihr Körper in einem Tag auf die Resonanz eingestellt? Sie hatte sich halb gewünscht, dieses angenehme, ihre Nerven liebkosende Gefühl der Erregung, als wäre ein erfahrener Liebhaber in ihrem Körper, wieder zu erleben.
    Es war zweifellos auf diese Überlegungen zurückzuführen, daß sie nicht daran dachte, den Kristall zu verpacken, sobald sie das Messer ausgeschaltet hatte. Sie dachte allerdings daran, das Rechteck vor der Sonne abzuschirmen, als sie über ihn strich, in völliger Harmonie mit ihrem Werk. Sie bewunderte den klugen Winkel, in dem sie geschnitten hatte, um einen alten Schnitt ...
    Und plötzlich wurde ihr bewußt, daß sie mit dem mißhandelten Kristall kommuniziert hatte. Resolut packte sie in weg, und die nächsten vier verstaute sie sofort, nachdem sie den Schneider beiseite gelegt hatte. Sie mußte sich diese automatische Reihenfolge einpauken. »Gewohnheit«, hatte Concera immer wieder und zu Recht betont, »ist alles, was einen Sänger rettet.«
    Killashandra machte sich daran, die Schluchtfläche zu säubern, aber die Sonne, die sich im Quarz spiegelte, blen dete sie. Sie hatte zuviel Zeit mit Schlafen und im Bann der Kristalle vergeudet.
    Killashandra erwachte plötzlich mitten in der Nacht, und eine seltsame Ahnung machte sie hellwach. Unruhig überprüfte sie die Kartons und fragte sich, ob irgend etwas die Kristalle zum Resonieren gebracht hatte. Die Nacht war klar, die Monde waren untergegangen, und die Kette lag in tiefem Schlaf. Sie warf einen flüchtigen Blick auf die Konsole und die Sturmwarnungssyste-me und fluchte leise. Sie hatte den Wetterbericht nicht überprüft.
    Die Karte zeigte Wolken, die vom Weißen Meer herankamen und ein paar Turbulenzen, aber in einer Höhe, in der sie möglicherweise mit der vorherrschenden östlichen Luftströmung zusammentrafen und sich auflösten. Sie würde

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