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Die Kristallsaengerin

Die Kristallsaengerin

Titel: Die Kristallsaengerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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der Wind inzwischen allerdings stärker geworden war, hatte er Schwierigkeiten, zu zielen und gleichzeitig das Gleichgewicht zu halten, wenn Killashandra auch bezweifelte, daß er mit dem Infraschallmesser großen Schaden an ihrem Schlitten anrichten konnte.
    »Sturm, Sie wirrköpfiger rosa Tenor!« brüllte sie durch das offene Fenster hinaus.
    Trotz des Heulens des Windes konnte sie den Hup-summ-glocken-Lärm der Warnsysteme aus seinem Schlitten hören.
    »Ein Machsturm ist im Anzug. Sie müssen weg!«
    »Weg?« Der Ausdruck von Zorn auf Moksoons Gesicht machte der Panik Platz. Er hörte jetzt sowohl die Sirenen aus ihrem Schiff wie auch die aus seinem. »Ich kann nicht weg!« Der Wind riß ihn die Worte aus dem Mund, aber Killashandra konnte ihm von den Lippen ablesen, was er sagte. »Ich bin auf eine reine Ader gestoßen. Ich habe ...« Mißtrauisch klappte er den Mund zu und mußte sich gegen eine besonders heftige Böe stemmen, um nicht von den Füßen gerissen zu werden. »Ich muß noch einen Schnitt machen. Nur einen.« Er drehte sich um und lief den Hang zu seinem Schnittplatz hinauf.
    Fassungslos sah Killashandra, wie er seinen Schneider hob, um ihn mitten in diesem Sturm zu stimmen, dann schnappte sie sich mit einem Fluch ihre Taschenlampe. Es war zwar nicht gerade die handfeste Waffe, die sie sich angesichts der vermut-lichen Dicke von Moksoons Kopf gewünscht hätte, aber mit der nötigen Kraft an der richtigen Stelle eingesetzt, mußte sie genügen.
    Als sie aus ihrem Schlitten kam, erlebte sie einen Vorge-schmack, wie es sein mußte, von einem Machsturm in den Kristallketten überrascht zu werden. Klänge, Wellen von Dissonanzen und Harmonien, hallten durch ihren Kopf. Sie hielt sich die Ohren zu, aber der Klang hielt den Kontakt zu ihr durch die Felsen unter ihren Füßen. Das Pfeifen der Böen übertönte die Geräusche, die sie verursachte, außerdem war Moksoon so beschäftigt mit Schneiden, daß er für nichts anderes Augen hatte als für das Oktogon, das er gerade schnitt. Gerade, als sie allen Mut zusammengenommen hatte, um zuzuschlagen, legte er den Schneider beiseite, sah aber aus den Augenwinkeln heraus ihre herunterkommende Hand und warf sich zur Seite. Sie schnappte sich seinen Schneider und lief zu seinem Schlitten hinüber, weil dieser näher war als der ihre. Killashandra war überzeugt, daß er ihr folgen würde, um seinen Schneider zurückzubekommen. Sie stürmte in den Schlitten und drückte sich gegen die Wand. Die Halterungen bohrten sich in ihre Schultern, und die schrille Begleitmusik von Moksoons unbeachteten Warnsystemen ließ sie zusammenzucken.
    Er war gerissener, als sie angenommen hatte. Plötzlich griff eine starke Hand nach ihrem linken Knöchel und riß das Bein zur Seite; gleichzeitig kam ein Stein herunter, um ihre Kniescheibe zu zerschmettern. Hätte Killashandra nicht noch immer seinen Schneider in der Hand gehabt, wäre sie jetzt wahrscheinlich zum Krüppel geworden. So aber riß sie den Griff des Schneiders hoch und wehrte den Stein ab, wobei sie Moksoons Finger traf. Sie drehte sich auf ihrem gefangenen Fuß und landete einen zweiten Schlag gegen das Kinn des alten Mannes. Er hielt sich einen Augenblick aufrecht, so daß sie schon dachte, sie müßte noch einmal zuschlagen, doch es war der Wind, der ihn gestützt hatte, denn auf einmal sackte er zusammen.
    Automatisch befestigte Killashandra seinen Schneider in der Halterung. Sie ließ sich die Wetterkarte geben, worauf drei der ohrenbetäubenden Sirenen ihr Geheul einstellten. Ein Blick in den hinteren Teil des Schlittens zeigte ihr, daß Moksoon sich noch nicht die Mühe gemacht hatte, seine vollen Kartons zu befestigen, also holte sie das Versäumte nach, ohne auf den Schmutz und die herumliegenden Essensreste im Wohnbereich zu achten. Dann fiel ihr ein, daß an seinem Claim noch mehrere Kartons standen.
    Zum Glück mußte sie auf dem Weg von Moksoons Schlitten zu seinem Claim über keine höheren Felsen klettern, sonst hätte sie es nicht geschafft, die schweren Kartons zurückzubringen. Moksoon war immer noch bewußtlos. Sie zerrte ihn in den Schlitten und bugsierte ihn auf die Couch. Er stöhnte noch nicht einmal, aber er lebte, wie sie feststellte, als sie trotz des Widerwillens beim Anblick seines schmutzigen Halses seinen Puls fühlte.
    Erst jetzt kam ihr das Dilemma zu Bewußtsein, in dem sie sich befand. Zwei Schiffe, aber nur ein einsatzfähiger Pilot. Sie versuchte, Moksoon aufzuwecken, aber es war

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