Die Kristallsaengerin
Dreier-und Vierersätze, für die die kristallgierige FSP, die Kristallverbindungen zwischen allen bewohnten Planeten errichten wollte, die höchsten Preise zahlte. Keborgen hatte dafür gesorgt, daß sein Claim das natürliche Aussehen eines Einschnitts behielt, indem sich am Fuß des Vs Schmutz und Erde hatten sammeln können, die Wind und Wasser natürlich über den unteren Teil verteilten. Im Vergleich zu Keborgen war Moksoon ein sehr bequemer Schneider, denn er hatte nur Rosenquarz.
Der Kristall um sie herum begann zu knistern und zu knak-ken, ein leises, beruhigendes Geräusch. Als ob, dachte Killashandra phantasievoll, er den Besitzerwechsel akzeptiert hätte.
Verzückt lauschte sie den leisen Geräuschen und wartete fast atemlos auf das erneute Einsetzen, bis ihr irgendwann bewußt wurde, daß es kühl geworden war, daß sie nicht mehr im Dämmerlicht, sondern in richtiger Dunkelheit saß.
Zögernd, und noch immer gefesselt vom Gesang des Kristalls, löste sie sich vom Claim und ging den rauhen Weg zu ihrem Schlitten zurück.
In der sauberen, neuen Atmosphäre ihres Schlittens kam sie wieder halbwegs zu Verstand. Sie setzte sich und machte eine Zeichnung des Claims, wobei sie ihr Erinnerungsvermögen an die Ausmaße auf die Probe stellte, und machte sich Notizen über ihre Vermutungen zu Keborgens Arbeit.
Sie würde früh am Morgen anfangen, dachte sie mit einem Blick auf ihren Schneider. Es blieben ihr ja jetzt noch einige Tage.
»Ich werde einige klare Tage haben?« Die Sicherheit, mit der sie das wußte, erstaunte sie. Sie sah sich die Wettervorhersage an. Der morgige Tag würde klar sein, und es bestand die Wahrscheinlichkeit, daß es noch einige Tage so bleiben würde.
Was hatte Lanzecki über die Wetteraffinität bei einer Milekey-Transition gesagt? Daß sie ihrem Symbionten vertrauen konnte? Keborgens Mißtrauen der Technik gegenüber sei schuld an seiner verspäteten Flucht gewesen. Hm, aber wenn er die Neumarkierung seines Claims abgebrochen hatte, mußte er doch schon irgendeiner Warnung gefolgt sein.
Killashandra schlang die Arme fest um ihren Körper. Theo-retisch war der Symbiont jetzt Teil ihrer Zellstruktur, aber bestimmt kein Teil ihres Bewußtseins oder ein rastloser Gast in ihrem Körper. Wenigstens bis sie auf seine heilenden Fähigkeiten zurückgreifen würde. Oder sie sich gegen seinen Drang wehrte, nach Ballybran zurückzukehren.
Killashandra machte einen stimmcodierten Vermerk auf ihren Rekorder über ihr instinktives Gefühl für das Wetter. Sie konnte diesen Punkt im Auge behalten.
Fast hätte sie vergessen, zu essen, bevor sie sich schlafenlegte, denn die Aufregungen des Tages hatten sie müde gemacht. Sie stellte ihren Wecker auf zwanzig Minuten vor Sonnenaufgang ein. Mit einem Frühstück im Magen und ausgeruht nach dem Schlaf war sie schon auf dem Kammpfad, als die ersten Strahlen der Morgensonne ihren Weg über die Spitze der fernen Kette fanden, den Schneider über die Schulter geschlungen und einen Karton in der freien Hand.
Sie ließ den Karton stehen, wo auch Keborgen seinen immer gelassen hatte - wie lange würden die Echos des Verstor-benen sie an diesem Ort noch begleiten? Dann stieg sie hinunter in das Claim. Die Sonne hatte noch nicht den höheren Punkt des Vs erreicht. Es würde leichter sein, jetzt zu schneiden, dachte sie, bevor der Kristall mit seinem Morgengesang begann. Sie rieb den Vorsprung sauber, an dem sie schneiden wollte, ein Stück von ungefähr 50 Zentimeter Länge, 25 Zentimeter Höhe und zwischen 10 und 15 Zentimeter Breite. Sie mußte den Vorsprüngen von Keborgens letztem Schnitt folgen. Warum hatte er bloß keine geraden Schnitte gemacht?
Fehler? Sie fuhr mit den Händen, als wollte sie sich für das, was sie tun würde, entschuldigen. Der Kristall flüsterte unter ihrer Berührung.
Es reicht, sagte sie sich streng. Sie stellte sich vor, daß sowohl Trag wie auch Lanzecki zusähen, dann schlug sie die Fläche mit dem Tonkeil an. Wie eine Flutwelle ergoß sich das Echo über sie. Jeder Knochen und jedes Gelenk vibrierten in dem Ton. Ihr Schädel schien in seinen Nähten platzen zu wollen, ihr Blut pul-sierte wie ein Metronom im Takt der Vibrationen. Echos wurden von der anderen Seite des Claims und, seltsam mißtönend, von dem halbmondförmigen Tal zu ihr zurückgeworfen.
»Schneide! Du sollst deinen Schneider auf den Ton einstellen und schneiden!« schrie Killashandra zu sich selbst, und das Echo schrie zurück.
Als Moksoon den Ton
Weitere Kostenlose Bücher