Die Kristallsaengerin
Rettung?«
Lanzeckis Lider senkten sich unmerklich, aber es war Enthor, der ihr erstaunt antwortete.
»Der existiert nicht, meine Liebe. Bergung ist immer Sache der Gilde, nicht eines Sängers. Ich dachte, man hätte Ihnen beigebracht, was genau in den Regeln und Vorschriften steht.
Ah . . die hier sind aber wirklich gut. Zwei vielleicht etwas schmal.«
Enthor hatte das Quintett ausgepackt, und zum erstenmal wurde Lanzeckis Aufmerksamkeit abgelenkt. Er drehte sich leicht, so daß er die Waagschale sehen konnte. Dann hob er überrascht eine Braue, sein Mund allerdings blieb unversöhnlich.
»Es könnte sein, daß Sie aus dieser Sache besser heraus-kommen als Sie verdient hätten, Killashandra Ree«, sagte Lanzecki. Seine Augen funkelten immer noch vor Zorn. »Es sei denn, Sie haben auch Ihren Schneider zurückgelassen.«
»Ein paar Dinge konnte ich zum Glück mitnehmen«, gab sie zurück. Seine Belustigung schmerzte sie noch mehr als sein Zorn.
»Dann wollen wir hoffen, daß sich Moksoon davon abhalten läßt, Sie wegen Claimraubs anzuzeigen, da Sie ja immerhin sein Schiff, seine Haut und seine Kristalle gerettet haben. Dankbarkeit hängt vom Gedächtnis ab, Killashandra Ree, eine Geistes-funktion, die auf Ballybran stark nachläßt. Merken Sie sich diese Lektion gut!«
Lanzecki löste sich von Enthors Tisch und ging durch den langen Raum zum entgegengesetzten Ausgang, um auf diese Weise zu unterstreichen, daß er angekommen war, um sie zurechtzu-weisen.
X
Killashandra blieb bei Enthor, während er ihre vier Kartons berechnete, wenn sie auch kaum hörte, was der alte Sortierer zu ihr sagte. Immer wieder sah sie auf die Tür, durch die Lanzek-ki seinen dramatischen Abgang gemacht hatte. Sie war sich der verstohlenen Blicke der anderen Sortierer bewußt, und sie war sich einer Emotion bewußt, die intensiver war als Haß und leerer als Furcht.
» Damit können Sie sich Ihre zwei Schlitten kaufen.« Enthors Worte rissen sie aus ihrer Versunkenheit.
»Was?«
»Die schwarzen Kristalle hier bringen Ihnen dreiund-zwanzigtausend Kredits.«
»Wieviel?« Killashandra starrte ungläubig auf die Zahlen auf dem blinkenden Display. »Aber ein Schlitten kostet doch nur achttausend.«
»Sie vergessen den Gildeanteil, meine Liebe. Dreißig Prozent frißt Ihnen ein hübsches Loch in die Gesamtsumme. Und Sie müssen ja zwei Schlitten bezahlen, den, den Sie verloren haben und den neuen. Trotzdem bleiben Ihnen saubere 16100. Das reicht.«
Enthor tätschelte ihren Arm. »Am besten nehmen Sie erstmal ein langes Radiantbad. Das hilft immer. Und essen Sie was.«
Dann begann er, ihre wundervollen schwarzen Kristalle wegzu-packen. Killashandra wandte sich ab und hatte das überraschende Gefühl, von ihrem ersten Erlebnis mit Kristall getrennt zu werden. Das Gewicht des Schneiders ließ sie etwas einknicken, als sie ihn über die Schulter schlang. Sie würde ihn am nächsten Morgen zur Überprüfung bringen. Sie schätzte, daß sie gerade noch soviel Kraft hatte, daß sie es bis in ihr Apartment und das Radiantbad schaffen würde.
Killashandra steuerte auf die nächste Tür aus dem Sortierraum zu, wobei sie am Rand wahrnahm, daß Leute noch immer mit Kartons in den Lagerraum kamen und daß das Heulen des Sturms sogar auf dieser Ebene im Komplex noch laut war.
Eigentlich sollte sie dankbar sein! Sie war zu müde zu einem Grinsen oder einem verächtlichen Lachen angesichts ihrer un-angemessenen Wortwahl. Sie stieg in den Lift, und als er sich rucklos nach unten in Bewegung setzte, sackte sie unwillkürlich in die Knie. Nur das Haltegeländer, an dem sie sich festklammer-te, verhinderte, daß sie völlig zusammenbrach.
Sie wankte zu ihrer Unterkunft, ohne sich um die Blicke der Leute im Gemeinschaftsraum zu kümmern. Das Gewicht des Schneiders zog an ihrer rechten Seite, und einmal stieß sie benommen gegen eine Tür.
Als sie endlich ihre Hand zu ihrer eigenen Türplatte hochhob, sah sie, daß sie noch immer ihr Identitätsarmband trug.
Sie brauchte es jetzt nicht mehr, aber sie hatte nicht die Kraft, es auszuziehen. Vor einem Sessel ließ sie die rechte Schulter herunterfallen, und der Schneider glitt in das Polster. Sie ging weiter zum Bad, wo sie in benommenem Erstaunen auf die Wanne starrte, die sich gerade füllte. Hatte ihr Eintreten den Mechanismus ausgelöst? Nein, die Wanne war schon fast voll. Irgend jemand mußte sie programmiert haben. Enthor?
Rimbol? Ihr Verstand weigerte sich, zu arbeiten. Sie zerrte ihren
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