Die Kristallsaengerin
fallenließ. Sie schnappte sich den Karton und brüllte den anderen zu, ihr in den Sortierraum zu folgen.
»Killashandra? Bist du das?« fragte eine vertraute Stimme.
Ohne ihren entschlossenen Marsch vorwärts zu unterbrechen, sah sie, daß Rimbol ihr folgte, einen ihrer Kartons vorsichtig gegen seine Brust gepreßt.
Während sie in den Sortierraum stürmte, schossen ihr zwei absurde Gedanken durch den Kopf: Rimbol war sich nicht be-wußt, was für ein Vermögen er da in den Händen hielt, und er hatte offensichtlich Probleme, sie zu identifizieren.
»Ja, ich bin‘s. Wieso?«
»Wann hast du das letztemal in den Spiegel geguckt?« Rimbol schien sowohl amüsiert wie überrascht. »Sei nicht gleich sauer.
Du bist schon toll, du - du Kristall!«
»Sei vorsichtig mit dem Karton«, sagte sie in einem Befehl-ston, der bei einem Freund wie Rimbol sicherlich nicht angebracht war. Das Lächeln verschwand aus seinem Gesicht. »Tut mir leid, Rimbol. Ich hatte eine Heidenmühe, es bis hierher zu schaffen. Dieser Idiot von Moksoon wollte nicht glauben, daß ein Machsturm im Anzug war und ich hatte einigen Ärger, ihn dazu zu bringen, mitzukommen.«
»Du hast einen anderen Sänger aus den Ketten mitgebracht?«
Rimbols Augen weiteten sich ungläubig, aber er kam nicht mehr dazu, noch etwas hinzuzufügen, denn Killashandra hatte Enthor entdeckt und rief seinen Namen.
»Ja?« fragte Enthor überrascht. Er blinzelte sie unsicher an.
»Ich bin Killashandra Ree.« Sie hatte Mühe, daß ihre Antwort nicht allzu gereizt klang. So sehr konnte sie sich doch nicht verändert haben, seit Enthor sie das letztemal gesehen hatte. »Ich habe schwarze Kristalle!«
»Schwarze?«
»Ja, ja. Schwarze! Hier!«
»Und wie sind Sie zu dem Glück gekommen, das zu finden, was so vielen entgeht?« wollte eine unversöhnliche Stimme wissen.
Killashandra wollte gerade den Karton auf Enthors Tisch setzten, aber der alte, bedenkliche Ton paralysierte sie. Ihre Kehle wurde trocken und ihr Kopf taub, denn es gab keine Entschuldigung dafür, daß sie die Aufforderung des Gildemeisters ignoriert hatte und er zu ihr kommen mußte.
»Nun, mich überrascht es nicht«, meinte Enthor und nahm ihr den Karton ab.
Lanzeckis Augen ließen die ihren nicht los, als er auf sie zukam. Zitternd lehnte sich Killashandra gegen den Sortiertisch und umklammerte seine Kante. Maßnahmen, die vom Gildemeister gegen ein Mitglied ergriffen werden konnten, das den Gehorsam verweigerte, fielen ihr sofort ein, obwohl sie sich an die Regeln über Bergung und Rettung doch nicht hatte erinnern können. Seine Lippen waren zu einem schmalen, harten Strich zusammengepreßt. Das leichte Beben seiner Nasenflügel und das rasche Heben seiner Brust unter dem raffiniert schimmernden Hemd bewiesen, daß er durch eigene Anstrengung hier aufgetaucht war, nicht durch Zauberei.
»Der Winkel könnte etwas besser sein«, sagte Enthor, der gerade ihren Dreiersatz auspackte. »Trotzdem, der Kredit ist gut.« Enthor zwinkerte, bevor er Killashandra beifällig ansah. Als er sah, wie unbeweglich sie dastand, drehte er sich um. Er schien nicht überrascht, den Gildemeister zu sehen, als sein Blick jetzt wieder zurück zu Killashandra wanderte und er den Grund für ihre Spannung verstand. »Wie gut für Killashandra Ree«, stelllte Lanzecki mit tiefem Sarkasmus fest, »daß sie nicht in ihrem neuen Schlitten zurückgekommen ist.«
»Wie geht es Moksoon?« fragte Killashandra, nur um vor diesem zornigen Lanzecki etwas zu sagen.
»Sein Kopf wird wieder verheilen, und er wird sicher noch mehr Rosenquarz schneiden!«
Daß Lanzeckis Ton nicht spöttisch war, hatte nichts zu bedeuten. Killashandra wußte sehr genau, was er meinte. Sie konnte die Augen nicht von seinem durchbohrenden Blick lösen.
»Ich konnte ihn doch nicht einfach dalassen.« Entrüstung machte sich in ihrer Stimme bemerkbar und löste das Gefühl der Angst ab. Immerhin hatte Lanzecki Moksoon ja als ihren Hirten ausgesucht.
»Warum nicht? Er hätte Sie auch ohne Bedenken dagelassen, wenn die Situation umgekehrt gewesen wäre.«
»Aber ... er war noch am Schneiden. Alle Warnsysteme in seinem Schlitten waren aktiviert. Er wollte nicht hören. Er hat versucht, mich mit seinem Schneider umzubringen. Ich mußte ihn außer Gefecht setzen, bevor er ...«
»Laut Abschnitt 49, Paragraph 14, könnten Sie des Claimraubs abgeklagt werden«, fuhr Lanzecki unerbittlich fort.
»Und was ist mit dem Abschnitt über Bergung und
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