Die Kristallsaengerin
Sporensymbiont, ein Karbonsilikat, das in einer unorthodoxen, Ballybran eigenen Umgebung auftritt, nicht die richtige Brücke zwischen unserem eigenen biologischen System auf Kohlen-stoffbasis und der Ökologie dieses Planeten auf Silikonbasis baut. Diese Brücke ist unerläßlich, wenn man auf Ballybran arbeiten will. Wenn sich der menschliche Wirt richtig an den Sporensymbiont anpaßt, und glauben Sie mir, es ist nicht umgekehrt, erfährt der Mensch eine entscheidene Verbesserung in Sehschärfe, Testsinn, Reizübertragung und Zelladaptation.
Die ersten Adaptationen sind von immenser Bedeutung für diejenigen, die Kristallschürfer werden, die Kristallsänger. Ja, Carigana?«
»In welchen Teil des Körpers dringt der Symbiont ein? Ist er kristallin oder biologisch?«
»Weder noch, und der Symbiont dringt bei erfolgreichen Adaptationen in die Zellkerne ein ...«
»Und was passiert mit denen, die sich nicht anpassen?«
»Darauf komme ich gleich, wenn Sie noch einen Augenblick Geduld haben. Als Teil des Zellkerns beeinflußt der Symbiont die DNS/RNS-Struktur des Körpers und verlängert die Lebenserwartung um ein Beträchtliches. Die Gerüchte, daß Kristallsänger unsterblich sind, sind übertrieben, aber die funktionale Langlebigkeit geht um fünfzig oder mehr Jahrzehnte über die statistische Norm hinaus. Die Adaptation bewirkt eine Immunisierung gegen normale biologische Krankheiten und steigert die Erholungsfähigkeit enorm. Ich möchte Sie warnen: Knochen-brüche und Verletzungen wie meine hier gehören zur täglichen Arbeit eines Kristallsängers. Übrigens wird auch die Unempfindlichkeit gegen Wärme und Kälte gesteigert.«
Und zweifellos auch die gegen Schmerzen, dachte Killashandra, die nicht nur an den Test denken mußte, sondern auch daran, daß Borellas Wunden ihr offensichtlich keinerlei Beschwerden verursachten.
Hinter der Sängerin zeigten die Hologramme jetzt Aufnahmen von Ballybrans zerklüfteter Oberfläche, die unmittelbar darauf von einem Überblick im Zeitraffer von einem der Monde abgelöst wurden, so daß die zwölf Kontinente des Planeten in Sekunden zu sehen waren.
»Auf der negativen Seite wäre zu bemerken, daß der Sänger, wenn er sich einmal an Ballybran akklimatisiert und an den Symbionten adaptiert hat, unwiderruflich steril ist. Durch das Eindringen des Symbionten in den Zellkern wird der genetische Kode verändert, und jene Teile der DNS-Spirale, die an Verer-bung und Fortpflanzung beteiligt sind, werden chemisch verändert, wodurch das Überleben des einzelnen im Gegensatz zu dem der Rasse gesteigert wird — eine chemische Instinktänderung, wenn Sie so wollen.«
Carigana gab einen erfreuten Laut von sich, der wie ein kat-zenhafter Ausdruck des Wohlbehagens klang.
»Der zweite und im Grunde wichtigste negative Faktor ist die Tatsache, daß ein Sänger nicht zu lange von Ballybrans eigener Ökologie fernbleiben kann. Der Symbiont muß sich an seinem Ursprungsort wieder aufladen. Sein Tod bedeutet den Tod des Wirts - ein recht unangenehmer, denn der Tod aus Altersschwä-
che tritt innerhalb eines Zeitraums ein, der in umgekehrter Rela-tion zu der verlängerten Lebensspanne des Wirts steht.«
»Wie lange kann ein Sänger von Ballybran fortbleiben, ohne daß es zu negativen Auswirkungen kommt?« wollte Killashandra wissen, die an Carrik und seine Abneigung, zurückzukehren, denken mußte.
»Je nach Stärke der Anfangsadaptation, und die ist unterschiedlich, bis zu einer Dauer von vierhundert Tagen. Bei Einsätzen außerhalb des Planeten bleibt ein Sänger nicht länger als zweihundert Tage fort. Zweihundertfünfzig Tage sind die Norm für Urlaub. Das genügt für die meisten Zwecke, glauben Sie mir.«
Killashandra, die hinter Carigana saß, sah, wie die Raumarbeiterin zu einer neuen Frage ansetzte, doch Borella zeigte nun ein anderes Hologramm, auf dem ein Mensch zu sehen war, der sich in einem Anfall von Schüttelfrost wand, einen Anblick, der sie nur zu gut an die Hypothermie erinnerte, unter der Carrik ge-litten hatte. Während sich die Einstellung zuerst auf seine Hände, dann auf Brust und Gesicht konzentrierte, alterte er im Zeitraum eines Atemzuges der Zuschauer von einem athletischen Mann in seinem dritten, vielleicht vierten Jahrzehnt zu einem verrunzel-ten und ausgetrockneten, haarlosen, eingefallenen Skelett.
»Er war einer der ersten Sänger mit einer erfolgreichen symbiotischen Adaptation. Leider starb er auf Weasust, wo er eine Schwarzquarz-Relaisstaion
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