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Die Kristallsaengerin

Die Kristallsaengerin

Titel: Die Kristallsaengerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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konnte und sich dabei möglicherweise verirren würde. In der Musikschule auf Fuerte waren die Launen der Studenten toleriert worden, anders war es hier, wo sich ein alter, tauber Hangarmann mehr um das Wohl seiner Fahrzeuge als um die Leute kümmerte, die sie benutzten.
    Sie drehte sich um und blickte über den kauernden Koloß der Gilde, dessen obere Stockwerke von dem aufsteigenden Mond erhellt wurden, während der Rest ein scharfer, schwarzer Schatten war. Sie setzte sich und rückte hin und her, um etwas bequemer zu sitzen. Es war ihr nicht bewußt gewesen, wie riesig der Komplex und wie klein der Teil war, der davon über der Oberfläche lag. Man hatte ihnen gesagt, daß die besten Quartiere tief unter der Erde lagen. Killashandra nahm eine Handvoll Steinchen, warf sie einzeln in einem flachen Bogen weg und lauschte, wie sie auf Büsche und Blätter pras-selten.
    Sie genoß das Gefühl der Isolation, des Alleinseins und der völligen Ungestörtheit ebenso wie die Gerüche, die der Wind mit herantrug und die rauhe Erde in ihrer Hand. Auf Fuerte war sie immer von dem Wissen begleitet gewesen, daß Leute ganz in der Nähe waren, Leute, die sie sahen, wenn nicht intensiv beobachteten, die in ihr Bewußtsein drängten und die in ihren Wunsch eingriffen, allein und für sich zu sein.
    Plötzlich hatte sie Verständnis für die heftige Art Cariganas.
    Wenn die Frau eine Raumarbeiterin gewesen war, war sie an das gleiche Gefühl der Ungestörtheit gewöhnt. Sie hatte nie die subtile Kunst erlernen müssen, sich vom Kontakt abzuschneiden.
    Trotzdem, auch wenn sie Cariganas antisoziales Verhalten jetzt vielleicht etwas besser verstand, hatte sie dennoch keineswegs den Wunsch, sich mit ihr anzufreunden. Wieder nahm sie eine Handvoll Steine und begann, sie wegzuwerfen.
    Es war auch tröstlich, zu wissen, daß man auf Ballybran immerhin völlig ungefährdet noch abends Spazierengehen konnte - eine der wenigen Welten in den Föderierten Sentient-Planeten, auf denen dies möglich war. Sie stand auf, klopfte sich den Staub von ihrer Hose und setzte ihre Wanderung um die große Gilde-anlage fort.
    Als sie an die Frontseite des Gebäudes kam, wäre sie fast gestolpert, denn der Rasen, der hier wuchs, war so dicht, daß er sich wie gewebter Stoff anfühlte. Die imposante Eingangshalle zeigte das Zeichen der Heptitengilde in einem funkelnden Kristall. Aus den hohen, schmalen Fenstern nach Süden fiel kein Licht im Erdgeschoß, und auch in den darüberliegenden Stock-werken waren die meisten dunkel. Sie überlegte, welche Ränge so niedrig waren, daß man über der Oberfläche lebte. Der eines Verpflegungsgehilfen zum Beispiel?
    Killashandra begann, ihren spontanen nächtlichen Ausflug zu bereuen, als sie an der Längsseite des Gebäudes, die sehr lang war, vorbeiging. Die flache Wand öffnete sich in Abständen auf-und abführenden Rampen, aber da sie von Tukoloms Vorträgen wußte, daß diese in die Lagerräume führten und keinen Zugang zu den Wohnbereichen boten, schlenderte sie weiter, bis sie wieder vor dem großen Hangarschlund stand.
    Sie war sehr müde, als sie endlich die Rampe zu den Quartieren ihrer Klasse erreichte. Alles war ruhig, und der Aufenthaltsraum lag leer und im Dunkeln da. Obwohl das Licht von Rimbols Tür grün war, eilte sie an seinem Zimmer vorbei zu ihrem eigenen. Morgen war immer noch früh genug für Gesellschaft.
    Mit dem beruhigenden Gefühl des unwiderruflichen Vorteils der Ungestörtheit, der einem Mitglied der Heptitengilde zur Verfü-
    gung stand, legte sie sich schlafen.
    Killashandra war sich dessen am nächsten Nachmittag nicht mehr so sicher, als sie mühsam versuchte, ihr Gleichgewicht in den Windböen zu halten und, was noch wichtiger war, nicht die wertvolle Kristallkiste fallenzulassen. Die Rekruten waren bei Anbruch einer trügerischen Morgendämmerung, die sie als solche einfach akzeptieren mußten, vom Computer geweckt worden. Der Himmel war düster und tiefgrau und von Sturmwolken überzogen, die so tief hingen, daß sie die obere Ebene des Komplexes einzuhüllen drohten. Die Rekruten waren instruiert worden, ein schnelles, aber herzhaftes Frühstück zu sich zu nehmen und sich dann bei der Frachtaufseherin auf der Hangarebene zu melden. Sie würden so lange ihrer Leitung unterstellt sein, bis sie sie entließ. Es waren bereits Vorkehrungen gegen den Sturm getroffen worden; die zwölf-Meter-hohe Wand vor dem Hangareingang wurde nur gesenkt, um herankommende Luftschlitten

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