Die Kristallsaengerin
derselben geschnitten haben. Wenn Sie sich also nur an die allgemeine Richtung erinnern und soweit kommen, ist es viel leichter, die genaue Stelle zu finden.«
»Es ist also eher so, daß der Kristall einen ansingt, als daß man selbst kristallsingt«, hatte Killashandra bemerkt.
»Ja, sehr gut gesagt«, hatte Concera mit der falschen Fröh-lichkeit von jemandem geantwortet, der nichts verstanden hatte.
Killashandra aß ihre Suppe zu Ende und schlurfte dann müde in ihr Schlafzimmer, wo sie aus ihrem Overall schlüpfte. Sie war nicht unzufrieden mit den Informationen, die sie hatte sammeln können. Sie konnte ihre Suche auf ältere Claimabsteckungen in dem geographischen Gebiet einengen, das sich aus der Maximalgeschwindigkeit von Keborgens schon älterem Schlitten, der Zeit, als die Sturmwarnung ausgegeben worden war und der gemessenen Sturmgeschwindigkeit berechnen ließ.
Ein Punkt wollte ihr nicht aus dem Kopf gehen. Keborgens Schlittenrekorder. Sie hatte selbst gesehen, wie der Schlitten de-montiert worden war, aber ob die Gildetechniker auch den Rekorder wegen der Daten sichergestellt hatten, die er vielleicht hergab? Sie wußte nicht genau, ob es schon jemals jemandem gelungen war, einen Stimmcode zu brechen. Es wurde leise ge-munkelt, daß es möglich war. Obwohl die Vorschriften nicht ausdrücklich besagten, daß die Gilde so etwas tun konnte, nach den FSP-Rechten ein schlimmer Bruch der Persönlichkeitsrechte, untersagte die Charta der Gilde auch nicht ausdrücklich dieses Recht, wenn ein Mitglied einmal tot war. Trag hatte allerdings gesagt, daß private Personalaufzeichnungen anderen unzugänglich waren.
Die Dunkelheit und die absolute Stille ihres Schlafzimmers steigerten ihre plötzlichen Zweifel. Die Gilde konnte eine gewisse Rücksichtslosigkeit an den Tag legen, was sie gelegentlich auch tat. Um des gesunden Verstandes willen überzeugte sie sich besser hier und jetzt, ob die Gilde getreu an ihren angeführten und endlos zitierten Prinzipien festhielt oder nicht.
Sie suchte unvermittelt Trost in der ganzen Länge der Charta.
Ihre umfangreichen Paragraphen und Abschnitte reflektierten Bedingungen und Notfälle, mit denen man sich in vierhundert Jahren der Anwendung und des Mißbrauchs auseinander-gesetzt hatte.
Mit einem Seufzer rollte sich Killashandra herum. Einschränkungen zu umgehen und Gesetze zu mißachten, lag in der Natur des Menschen. Wenn die Gilde verbot, dann schützte sie auch, sonst hätte man diesen verdammten Planeten längst den Sporen und Kristallen überlassen.
Sie erwachte später am Morgen beim hartnäckigen Summen ihres Terminals und wurde informiert, daß ihr Schneider jetzt fertig sei und sie ihn abholen und sich dann im Ausbildungsraum 47 melden sollte. Erschöpft von nicht genügend Schlaf, duschte sich Killashandra rasch und frühstückte herzhaft. Sie ertappte sich dabei, wie sie immer wieder zur Computerkonsole hinüber-blickte, fast als erwartete sie, daß die Informationen vom gestrigen Abend dort plötzlich wieder auftauchen würden.
Computer mußten sich mit Fakten befassen, und sie hatte einen Vorteil, der sich nicht berechnen ließ: eine Sensitivität für schwarze Kristalle - Keborgens schwarze Kristalle. Computer gaben auch nicht unaufgefordert Informationen aus, aber sie hatte kaum Zweifel, daß bei der Nachricht von Keborgens Tod die meisten wissen würden, daß sein reicher Claim jetzt offen war.
Killashandra hatte keine Ahnung, wieviele Sänger von einem Urlaub zurück waren und sich an der Suche beteiligen konnten.
Sie wußte, daß ihre Chancen, den Claim zu finden, einerseits gut und auf der anderen Seite unwahrscheinlich waren. Die Fertigstel-lung ihres Schneiders sah sie als günstiges Vorzeichen an.
Sie wartete gerade auf den Lift, als sie hörte, wie hinter ihr jemand ungläubig ihren Namen rief. .
»Killashandra! Ich bin wieder okay. Ich bin auch ein Sänger.«
Selbst erstaunt, drehte sie sich um und entdeckte Rimbol, der auf sie zukam.
»Rimbol!« Während sie seine enthusiastische Umarmung erwiderte, wurde sie sich mit aller Deutlichkeit bewußt, daß sie schon seit ein paar Tagen überhaupt nicht mehr an ihn gedacht hatte.
»Man hat mir gesagt, du hättest die Transition zufriedenstellend überstanden, aber es hat niemand eine Spur von dir gesehen! Bist du okay?« Rimbol hielt sie von sich, während seine grünen Augen prüfend über ihr Gesicht und ihre Figur glitten.
»Habe ich es bloß im Fieber geträumt, oder hast du mich
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