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Die Kristallsaengerin

Die Kristallsaengerin

Titel: Die Kristallsaengerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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ihr klar wurde, auch als Waffe verwendet werden konnte.
    Trag holte fünf Rosenkristallachtecke aus dem Karton. Mit einem Hammer ähnlich wie der, den Enthor benutzt hatte, schlug er sie nacheinander an. Der dritte Kristall klang deutlich falsch.
    »Jetzt müssen die fünf wieder in Einklang gebracht werden.
    Ich schlage vor, Sie singen sie eine volle Note unter dieser« — dabei schlug er das fehlerhafte Oktogon an — »und schneiden dann die Oberseite von diesem hier, bis er sauber gegen den Infraschallschneider klingt.« Er legte den mißtönenden Kristall in einen verstellbaren Standschraubstock ein, zog die Halterungen an und vergewisserte sich dann, daß der Kristall auch fest saß.
    »Wenn er richtig singt, schneiden sie die anderen einfach in der entsprechenden Tonleiter.«
    »Wie ist es denn zu dem Mißton gekommen?«
    »Halterungsfehler. Das kommt bei Rosenquarzen häufig vor.«
    »Dur oder Moll?«
    »Moll reicht.«
    Er drehte mit dem Kopf auf ihren Kontrollgriff, und sie schaltete den Schneider ein, wobei sie daran dachte, ihren Körper gegen die Energie zu wappnen, die durch den Griff auf ihn eindrängen würde. Trag schlug den mißtönenden Kristall mit seinem Hammer an, und sie sang den Mollton darunter, wobei sie mit dem Daumen am Tuner drehte, bis der Klang des Schneiders mit ihrem Ton übereinstimmte.
    Der Kristall schrie, als das Messer ihn berührte, und es kostete sie ihre ganze Selbstbeherrschung, es nicht zurückzuziehen.
    »Schneiden Sie gleichmäßig«, kommandierte Trag, und sein abrupter Befehl ließ sie ruhiger werden.
    Der Schrei des Kristalls ging in einen reineren Ton über, als der Infraschallschneider seinen Eingriff beendete. Trag bedeutete ihr, das Gerät auszuschalten, ohne sich um ihre zitternde Hand zu kümmern. Er schlug den nächsten Kristall an, der ein reines A-Moll sang. Dann schlug er den dritten Kristall in der Reihe an.
    Ein A-Dur.
    »Gehen Sie auf G-Moll«, wies er sie an, während er den Kristall einspannte.
    Killashandra hatte Mühe, sich von dem Echo des Durtons zu befreien. Diesmal war sie bereit für die Energiewelle und den Schrei des Kristalls, als sie den Schneider einschaltete und den Tuner auf. G-Moll einstellte. Der Schrei war nicht so schrill, aber das Rosenoktogon schien sich der Tonveränderung zu widersetzen, als sie mit dem Messer darüberfuhr. Trag schlug den neugeschnittenen G-Moll an, nickte beifällig und spannte dann den dritten ein.
    Als Killashandra die fünf neu geschnitten hatte, fühlte sie sich erschöpft und, auf bizarre Weise, freudig erregt. Sie hatte tatsächlich Kristalle geschnitten. Sie lehnte sich gegen den Tisch und sah zu, wie Trag sie wieder einpackte und einen entsprechenden Vermerk auf dem Karton machte. Dann griff er nach einem zweiten Karton. Es handelte sich wieder um einen Halterungsfehler, und Trag machte ein paar abfällige Bemerkungen über Techniker, die nicht begriffen, daß die richtige Halterung das Leben eines Kristalls verlängerte.
    »Wie könnten Anfänger wie ich es denn lernen, wenn nicht jemand solche Fehler machte?« meinte sie. »Sie nehmen doch bestimmt keine frisch geschnittenen Kristalle aus den Ketten.«
    »Diese Oktogone waren relativ neu. Sie dürfen eigentlich jetzt noch nicht neu gestimmt werden müssen. Ich habe etwas gegen Nachlässigkeit in jeder Form.«
    Das konnte sich Killashandra vorstellen, und sie nahm sich vor, ihm keinen Anlaß zu Klagen über sie zu geben.
    Sie schnitt den Inhalt von neun Kartons neu, zwölf Gruppen gelber, blauer und rosa Kristalle, und als der letzte Karton ausgepackt wurde und zwei flache blaue Zwölfecks zum Vorschein kamen, einer mit einem vertikalen Riß, fragte sie, ob denn schwarze Kristalle nie neugeschnitten werden müßten.
    »Solange ich hier arbeite, nicht«, antwortete Trag und sah sie eingehend an. »Das kommt unter anderem einmal daher, daß die einzelnen Segmente getrennt sind, und zum anderen, daß ihre Installierung von exzellenten Technikern durchgeführt wird. Bei schwarzen Kristallen kommen keine Fehler durch Halterungserosion oder falsche Behandlung vor, da sie zu wertvoll sind.« Er spannte den beschädigten blauen in die Halterung ein, so daß die Seite mit dem Riß freilag. Diesmal müssen Sie etwas anders mit dem Messer arbeiten. Wenn Sie den beschädigten Teil ganz abschneiden, haben Sie die Sym-metrie der Form zerstört. Deshalb muß das ganze Stück neu geformt und als Zwölfeck heruntergedrückt werden. Normalerweise geht man von Dur zu Moll

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