Die Kristallwelt der Robina Crux
so heftig war, daß Robina ein Schwindel befiel und sie einen heftigen Schmerz links im Brustkorb verspürte, setzte sie der Birne mitten im Raum ab, schwenkte abermals herum und schirmte gleichsam mit seiner Unterseite die Tür ab.
„Renitenter Strolch!“ fluchte Robina. Sie fühlte eine ohnmächtige Wut in sich aufsteigen. Er nimmt mich nicht ernst, dieser fühllose Blechkanister. Gewogen und zu leicht befunden!
Sie war sich im klaren, daß sie den Klotz nicht von der Tür entfernen konnte.
So sah sie zornig zu, wie zunächst hinter dem Körper des Roboters bläulicher Qualm in den Raum floß, später nach allen Seiten Funken stoben.
Trotz ihrer Wut stellte Robina fest, daß bei der Schweißtechnik der Maschine Sauerstoff im Spiel sein mußte – ließ das bereits einen Schluß auf das Atemmedium der Anderen zu?
Nach wenigen Minuten schwebte Robinas mühevoll angefertigter Schutzkäfig durch den Raum und fiel ihr vor die Füße.
Bevor der Roboter aber durch die Tür verschwand, drehte er sich abermals um, schwebte aufrecht auf Robina zu, die eigenartigerweise keine Furcht empfand, schaufelte sie mit dem rechten Greifer so kräftig zur Seite, daß sie strauchelte und nur die geringe Schwerkraft sie vor einem heftigen Sturz bewahrte.
Sie sah daher nicht, was er holte. Es fiel ihr jedoch nicht schwer, anzunehmen, daß es ein Ersatzkabel oder etwas anderes für die Reparatur sein mochte; denn jetzt wirkte in seinem Einbahngehirn nichts als das gestörte Signal.
Noch bevor Robina das Gleichgewicht wiedererlangt hatte, war die Maschine zur Tür hinaus.
Sie sprang hinterher und sah gerade noch, wie sich die Fahrstuhltür schloß. Er mußte den Gang mit hoher Geschwindigkeit durchmessen haben.
Erst jetzt bemächtigte sich Robinas eine grenzenlose Enttäuschung, sie hatte plötzlich den Eindruck, als stünde sie am Ende eines Ganges vor einer glatten Wand ohne die geringste Aussicht, jemals weiterzukommen.
Erschöpft sank sie auf dem Korridor zusammen. Ihre Glieder zitterten, der Puls ging immer noch schnell; sie war total erschöpft. Sie zwang sich zur Ruhe, versuchte sich bewußt zu entspannen.
Dann begann die Stille auf sie zu wirken. Sie schaltete leise das Signal an, noch war es die S-Melodie. Wann würde der ursprüngliche Ton wieder aufklingen? Das monotone Zirpen machte Robina müde… Als sie aus einem kurzen Schlaf erwachte, war ihr, als sei der Impuls für dieses Erwachen von einer Bewegung ausgegangen. Sie fühlte sich ein wenig erfrischt, beruhigt. Aus den Hörern drang das alte Signal der Anderen.
Langsam stand Robina auf und schlug den Weg zum Lift ein, kehrte jedoch, einer Eingebung folgend, auf halbem Wege um und sah in das Zimmer.
Der Birne lag auf seinem alten Platz in Ruhestellung, mit angeschlossener Strippe, so als hätte sich nichts, gar nichts ereignet. Nur der Metallkäfig, der so schmählich versagt hatte, befand sich noch mitten im Raum und zeugte vom Intermezzo Mensch – Maschine, in dem der Mensch Robina Crux eine überaus klägliche Partie gespielt hatte. Robina fühlte sich tief gekränkt. Da tastet das Untier einen ab, ungeniert, stellt fest, daß man – wie seine Herren auch – ein biologisches Wesen ist, und dann wird man ignoriert, beiseite geschubst. Wahrscheinlich bin ich für ihn gar nicht mehr da. Er respektiert mein Feld nicht mehr. Eingeordnet hat er mich in seine Umwelt als etwas ganz und gar Belangloses.
Robina wurde wütend. „Könnte ich dir's doch zeigen!“ Sie empfand ihre Ohnmacht auf einmal doppelt.
Lange stand sie in der Tür, starrte und grübelte. Dann formte sich langsam ein neuer Plan. „Warte, Bürschchen!“ Ihr Blick glitt über die Vorräte, sie überlegte kurz, ob sie zunächst in die Grotte zurückkehren sollte, ließ es dann aber. „Gleich beginne ich!“
So als hätte sie eine tägliche Verrichtung auszuführen, schloß sie den Birne erneut an das Pseudosignal, überzeugte sich vom Funktionieren des Tricks und fuhr nach oben in die Kuppel. Der Hacker war, wie sie nicht anders erwartet hatte, abgebaut und verschwunden. Der Teufel mochte wissen, wo er ihn diesmal hingeschafft hatte. Ohne zu zögern, brannte Robina das Kabel entzwei nach ihrer alten Lösung, kein Signal ist auch ein Signal. Daß Menschen es auffangen und als Notruf identifi zieren, ist ohnehin mehr als unwahrscheinlich. Die Anderen bieten da, wenn überhaupt eine, die größere Chance. Und langsam müßten sie ja nun doch mitbekommen, daß mit ihrem Sender wirklich etwas
Weitere Kostenlose Bücher