Die Krone der Macht
das Licht zu pulsieren, schneller, immer schneller, bis es mit einem hellen Aufflackern erlosch. Gespannt starrten die drei auf Nador. Und tatsächlich - Nadors Brust begann, sich in regelmäßigen Atemzügen zu heben und zu senken. Er schlief ruhig und ein kleines Lächeln zeigte sich auf seinen Lippen.
„Was für ein Wunder!“ staunte Ardon. „Was mag da erst die Krone bewirken? Aber trotzdem muss ich euch etwas sagen: Er kann hier nicht liegen bleiben, bis er genesen ist. Es ist zu kalt, und es wird auch wieder Regen geben. Er muss unter ein Dach, in eine warme Stube, sonst kann auch der Stein nicht mehr helfen. Deshalb mache ich euch folgenden Vorschlag: Morgen bauen wir ein Floß, auf das wir ihn legen können. Einen Tagesritt von hier liegt eine Ortschaft am Fluss. Dorthin werde ich ihn bringen, während ihr mit den Pferden nachkommt. Wollt Ihr mir Nador anvertrauen, Hoheit?“ fragte er Sarja und ging zu Nador, um die Riemen zu lösen.
„Nicht nur ihn, auch mich selbst würde ich jederzeit Eurer Obhut anvertrauen“, antwortete Sarja.“ Wir verdanken Euch mehr, als wir je an Euch gutmachen können.“
9. Sarjas Versuchung
Am nächsten Morgen machten sich die beiden Männer nach einem kurzen Frühstück daran, ein Floß zu bauen. Doch wie sollten sie Bäume fällen? Keiner von ihnen hatte eine Axt. Doch da kam Ástino die rettende Idee.
„Die Schwerter!“ rief er. „Sarja, denk doch nur daran, wie leicht das Schwert durch die dicke Holztür ging!“
„Ja, das sind hervorragende Klingen“, stimmte Ardon zu. „Mit denen kann man getrost Bäume fällen. Sie werden dadurch keinen Schaden nehmen. Leiht mir eines davon, dann wollen wir beginnen.“
„Nein, wir leihen Euch keins!“ widersprach Sarja lächelnd. „Da wir für Euch eines mitgebracht haben, nehmt nur Euer eigenes dazu!“ Und sie gab Ardon das vierte der unzertrennlichen Schwerter. „Da Ihr ausgezogen seid, die Schwerter zu holen, habt Ihr nun die Aufgabe erfüllt, die der Weise Euch stellte. Aber um das Rätsel mit dem Weisen und dem Händler zu lösen, brauchen wir Nadors Verstand.“
Nador schlief ruhig. Das Fieber war gesunken, aber er war noch nicht wieder aufgewacht. Alle waren froh darüber, denn das war ein gutes Zeichen. Ardon nahm das Schwert, das Sarja ihm entgegen hielt, und ging zu einer Gruppe Bäume, die ganz in der Nähe des Ufers standen. Er knöpfte sein Wams auf und zog dann das Hemd aus. Sarja konnte nicht umhin, seinen wundervoll gebauten Körper zu bewundern, und sogar Ástino pfiff leise durch die Zähne.
Ardon b ot einen prachtvollen Anblick: Er war das Urbild von Männlichkeit und Kraft, wie er da stand - die kräftigen, langen Beine leicht gespreizt - und mit gewaltigen Hieben das Schwert gegen einen Baum schwang. Die Sonne war durch die Wolken gebrochen und warf goldene Reflexe über sein rötliches Haar. Schweißnass glänzte das Muskelspiel seines breiten Rückens. Sarja seufzte. Wie gebannt hing ihr Blick an jeder seiner Bewegungen. Ástino sah es, und eine Falte erschien zwischen seinen Brauen.
„Komm, Sarja“, sagte er, „dafür braucht er uns nicht. Das kann er allein viel besser. Lass‘ uns nachsehen, ob Nador vielleicht aufgewacht ist und ob wir etwas für ihn tun können.“
Rasch senkte Sarja den Blick und folgte Ástino zurück zum Lagerplatz. Der fesselnde Anblick Ardons hatte sie Nador tatsächlich für einen Augenblick vergessen lassen. Sie war wütend auf sich selbst und darüber, dass Ástino ihre Bewunderung für Ardon gesehen hatte. Nador schlief noch immer, aber als Sarja begann, vorsichtig den blutverkrusteten Verband abzulösen, wachte er auf.
„Sarja“, sagte er leise, und ein glückliches Lächeln flog über sein Gesicht, „ich bin so froh, dass dir nichts geschehen ist! Den Göttern sei Dank, die uns diesen Fremden schickten!“
„Du darfst nicht so viel sprechen.“ Sie strich Nador mit einer zärtlichen Geste das vom Fieber feuchte Haar aus der Stirn. „Ich werde dir alles erzählen, während ich deinen Verband erneuere. Der Fremde heißt Ardon und er ist der dritte Gefährte. Der Stein hat es bestätigt.“
„Ich dachte es mir, als ich ihn gegen das Ungeheuer kämpfen sah.“ Nadors Stimme klang sehr schwach.
„Schscht, mein Liebling, nicht mehr sprechen!“ sagte Sarja. „Ich werde dir alles berichten.“
Während sie vorsichtig den von getrocknetem Blut harten Verband über Nadors Wunde
Weitere Kostenlose Bücher