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Die Krone von Lytar

Titel: Die Krone von Lytar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl A. DeWitt
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lag eine breite Straße, die von Trümmern übersät und von tiefen Spalten durchzogen war. An manchen Stellen hatten Pflanzen das Pflaster durchbrochen. Verfallene Ruinen säumten die Straße, doch hier und da standen noch Häuser, die auf seltsame Art unberührt wirkten. Die Statue eines Kriegers, aufgestellt gut drei Mannslängen hoch, lag schräg vor ihnen im Weg. Jedes Detail an dieser Statue zeugte von der lang vergessenen Kunstfertigkeit des alten Reiches. Ein bleiches, abgenagtes Gerippe, das dem eines Ochsen glich, jedoch fünf Beine besaß, hing in Resten in einem großen Strauch, der vor einem der Hauseingänge wucherte. Über allem lag eine unnatürliche Stille.
    »Ihr betretet diesen von Göttern verfluchten Ort, nur um in den Trümmern nach irgendwelchem Plunder zu suchen?«, fragte Hendriks leise, während er die leeren Fensterhöhlen der umliegenden Gebäude musterte. »Nicht für hundert Gold würde ich diese Stadt betreten!«
    »Ihr tut es gerade«, bemerkte Knorre.
    »Aber nicht für Gold«, gab Hendriks zurück.
    Garret lenkte indes sein Pferd vorsichtig an der Statue vorbei und betrachtete den Strauch mit dem Gerippe.
    »Wie ist es wohl dorthin gekommen?«, wunderte er sich.
    »Der Strauch hat es gefangen und gefressen«, antwortete Knorre, ohne ihn anzusehen. Dann runzelte er die Stirn. »Ich denke, es ist Zeit für Euren Bogen, Freund«, sagte er und deutete voraus.
    Es waren zwei jener Kreaturen, wie sie das Einhorn vor Kurzem angegriffen hatte. Sie kamen aus einem der verlassenen Häuser und stürmten, mit alten Schwertern bewaffnet, auf die Freunde zu. Die beiden muteten menschenähnlich an, einer trug sogar die Reste einer Rüstung, doch war alles an ihnen unnatürlich entstellt, und die seltsam ungelenke Art, in der sie liefen, ließ sie noch bedrohlicher aussehen.
    Garret ließ sich aus dem Sattel gleiten, und noch bevor seine Füße den Boden berührten, hatte er einen Pfeil aufgelegt. Hendriks stieß indes einen gellenden Kriegsschrei aus, zog sein Schwert und gab dem Pferd die Sporen. Garrets Pfeil bohrte sich in das Auge der einen Kreatur. Die andere wurde von Hendriks’ mächtigem Streich erschüttert und taumelte zurück, fiel aber nicht.
    »Verdammt!«, fluchte Garret, der bereits den nächsten Pfeil aufgelegt hatte. Das Wesen brüllte auf und schlug mit ausgestreckten Armen nach Hendriks, der es gerade noch schaffte, dem Schlag auszuweichen. Bei dem Getümmel war es Garret unmöglich, einen Schuss abzugeben. Nun bäumte sich Hendriks’ Pferd auf, und wirbelnde Hufe trieben die Kreatur zurück. Im nächsten Moment sprang das Reittier vor, dann blitzte Hendriks’ Klinge auf und hinterließ eine rote Spur, als der Kopf des Gegners zur Seite flog.
    Zufrieden lächelnd ritt der Hauptmann zurück. Blutstropfen waren über Gesicht, Handschuhe und Rüstung verteilt. »Ich kam mir fast schon nutzlos vor«, sagte er dann. »Zähe Burschen, diese … Was sind sie eigentlich?«
    »Nachfahren der Bewohner oder besser das, was von ihnen übrig blieb«, antwortete Knorre. »Ihr solltet Euch das Blut aus dem Gesicht wischen, bevor es Euch verseucht.«
    »Das sind Menschen?«, fragte Elyra entgeistert, während Hendriks in fast schon komisch anmutender Eile sein Gesicht mit einem Tuch reinigte.
    »Sie waren es«, erklärte Knorre leise. »Vor vielen, vielen Jahren. Es leben aber noch einige hier, die Menschen geblieben sind. Doch sie misstrauen Fremden, und ganz normal sind auch sie nicht.«
    »Kein Mensch ist normal«, sagte Argor. »Wo ist also der Unterschied?«
    »Manche zum Beispiel leuchten im Dunkeln, andere haben Knochen, wo eigentlich Augen sein sollten, und können dennoch sehen. Wieder andere scheinen äußerlich wie wir zu sein, nur ist oftmals ihr Geist verdreht …«
    »So wie bei Euch«, schmunzelte Argor, doch Knorre warf ihm nur einen strafenden Blick zu.
    Vorsichtig ritten sie weiter, und auch wenn sie in den Ruinen ab und zu eine Bewegung ausmachen konnten, geschah nichts Ungewöhnliches. Ein Haus auf der linken Straßenseite erweckte Garrets Interesse, denn es sah aus, als wäre es von allem unberührt geblieben. Hohe verzierte Mauern umrahmten das Grundstück, und durch das offene Tor sah man den Garten und eine gepflegte Wiese, in deren Mitte ein Springbrunnen stand. Davor lud eine Steinbank zum friedlichen Verweilen ein. Das Haus im Hintergrund besaß sogar noch Scheiben aus Glas, die in der Sonne glitzerten.
    »Wenn wir einen Ort zur Rast suchten«, meinte Garret

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