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Die Krone von Lytar

Titel: Die Krone von Lytar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl A. DeWitt
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doch es herrschte eine fast andächtige Stille. Hier und da machte jemand das Zeichen Mistrals, während ein jeder geduldig darauf wartete, dass der alte Mann fortfuhr. »Doch Hoffnung sollte keinen kalten Schauer auslösen, Freund Lamar, sondern die Seele erwärmen …«
    Lamar schüttelte den Kopf. Noch vor Kurzem hätte er Anstoß daran genommen, dass ihn jemand so vertraulich ansprach, aber nun störte es ihn nicht mehr.
    »Nein, das ist es nicht«, erwiderte er dann leise. »Mich ließ erschauern, dass es dort Menschen gab, die all die Zeit über ausgeharrt hatten, und nun endlich …« Er zog sich ein Tuch aus dem Ärmel und schnauzte sich. »Aber fahrt fort, ich bitte Euch«, sagte er dann und hielt seinen eigenen Kelch hoch. Als der Wirt herantrat, legte ihm Lamar einen schweren Beutel in die Hand. »Gebt auch den anderen … und sagt mir, wenn Ihr mehr braucht.«
    »Das ist eine noble Geste«, schmunzelte der alte Mann. »Guter Wein muss getrunken werden, wofür sonst sollte es ihn geben?« Er streckte sich, und Lamar hörte deutlich, wie es knackte. »Gebt meiner alten Stimme eine kurze Pause … dann wird es weitergehen.«
    Zustimmendes Nicken und Gemurmel machten deutlich, dass es den anderen Zuhörern ebenfalls ein Anliegen war. Lamar streckte sich nun selbst. Er sah sich um und musterte die vielen Gesichter, die auf den alten Mann und ihn gerichtet waren. Dann blickte er wieder zu dem Geschichtenerzähler, der mit offensichtlichem Vergnügen einen Schluck nahm.
    »Was ist Eure Rolle in diesem Stück gewesen?«, fragte er dann zögernd, und der alte Mann lächelte. »Es ist lange her … Sehe ich so aus, als hätte ich eine Rolle haben können? Aber welche ist denn die Eure, Freund?«
    Lamar musterte ihn lange und nickte dann. »Ich hätte beinahe gesagt, dass es auch für mich keine Rolle geben kann, aber dem ist nicht so, nicht wahr?«
    »Jede Geschichte ist zugleich ein Lehrstück«, erwiderte der alte Mann leise, als ob die Worte nur für Lamar bestimmt wären. »Aber man muss die Lehre daraus auch ziehen wollen.« Er trank einen weiteren Schluck und räusperte sich, um sich dann an den Wirt zu wenden. »Ein gutes Essen wäre bald von Vorteil, Wirt.«
    »Ich werde es richten lassen, Großvater«, sagte der Wirt und sah Lamar fragend an, der daraufhin nur nickte.
    »Nun, wo war ich? Die Vergessenen waren nicht die Einzigen, die das Zeichen sahen …«
     
    Das gleißende Licht ließ Argor beinahe erblinden, und der Donner traf ihn wie ein Faustschlag, dennoch sah er, wie Knorre einem Hasen gleich aus der Tür des Schreins gerannt kam, während sich in der himmelblauen Kuppel bereits die ersten Risse bildeten.
    »Rennt!«, rief Knorre. Nach dem lauten Donner konnte Argor Knorres Stimme kaum noch hören, doch das Knirschen, Knacken und Vibrieren im Boden unter seinen Füßen ließen ihn keinen Augenblick zögern.
    »Ich wusste, dass es so kommen würde!«, fluchte Argor.
    Er griff die mit offenem Mund dastehende Elyra am Arm und rannte los.
    Der Boden unter ihren Füßen neigte sich, ein tiefes Grollen kam aus dem Untergrund, und Argor rannte so schnell wie nie zuvor. Die Spalte, die er beim ersten Mal noch mit Leichtigkeit übersprungen hatte, weitete sich immer mehr und schien ihm schon jetzt unüberwindbar. Dennoch sprang er und prallte auf der anderen Seite gegen die Wand des Spalts, wo sich seine Finger in den Stein krallten. Elyra landete vor ihm auf der Abbruchkante. Sie strauchelte, und für einen Moment sah es so aus, als ob sie stürzen würde, doch dann fing sie sich und kniete sich eilig nieder, um nach Argors Handgelenk zu greifen. Doch er war zu schwer für sie, und so konnte sie ihm nur helfen, sich an der Kante zu halten, die jedoch immer wieder von Erdstößen erschüttert wurde.
    Tief unter Argor grollte es erneut. Als er einen Blick in den Abgrund warf, sah er ein weit entferntes Glühen. Dann ertönte ein neuerliches Grollen und Donnern, das nun mit hoher Geschwindigkeit emporzusteigen schien, wie die Verdammnis der Götter, die einst diese Stadt zerstörten. Mit flatternder Robe gelang indes Knorre ein Sprung, der eigentlich unmöglich war. Er griff Argors andere Hand und zog ihn mit einer Kraft, die der Zwerg dem hageren Mann niemals zugetraut hätte, aus dem Spalt und über die Kante hinweg.
    »Zurück!«, keuchte Knorre und zerrte Argor und Elyra von dem Spalt weg. »Das Wasser aus dem Meer dringt ein, und wenn es den glühenden Stein berührt …«
    Argor sah nun selbst, was

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