Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Küsten der Vergangenheit

Die Küsten der Vergangenheit

Titel: Die Küsten der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
Vom Netzwerk:
demonstriert hatten.) Der Schneeteufel glitt unbeirrt und langsam auf seiner Bahn hin und her. Stuyvesant schaltete seine Kamera ein, ging ein paar Schritte auf das Feld hinaus und begann zu filmen.
    Er benutzte die Zoomlinse und filmte ein paar Minuten lang, bevor der Wirbelwind unvermittelt zum Stillstand zu kommen schien.
    Und sich anschließend in Stuyvesants Richtung in Bewegung setzte.
    Jim filmte weiter.
    Der Schneeteufel näherte sich mit gleichbleibender Geschwindigkeit. Es lag etwas Merkwürdiges in seiner Bewegung, etwas beinahe Vorsätzliches.
    Eine Windbö zerrte an Stuyvesants Jacke, doch sie schien den Schneeteufel nicht zu berühren. Stuyvesants Instinkte schlugen Alarm, und er wich ein paar Schritte in Richtung seines Wagens zurück.
    Der Schneeteufel hielt an.
    Erstaunlich. Als hätte er auf Jims Bewegung reagiert.
    Jim stand unsicher da, wußte nicht, was er als nächstes unternehmen sollte. Der Wirbelwind setzte sich erneut in Bewegung. Seitwärts zuerst, dann ein Stück zurück und wieder vor zu seiner ursprünglichen Position.
    Stuyvesant beobachtete alles durch den Sucher seiner Videokamera. Die rote Bereitschaftslampe leuchtete am unteren Bildrand.
    Du wartest auf mich, was?
    Der Schneeteufel näherte sich erneut. Wind zerrte an Stuyvesants Kragen und in seinen Haaren.
    Er trat einen Schritt vor.
    Der Schneeteufel wich zurück.
    Wie alle anderen Einwohner der Gegend um Fort Moxie auch war Stuyvesant mit phantastischen Geschichten und Theorien überschwemmt worden, seit sie das Rundhaus bei Johnson’s Ridge entdeckt hatten. Jetzt überlegte er allen Ernstes, ob nicht vielleicht eine vollkommen unbekannte Lebensform draußen in der Prärie existierte, die sich ihm nun enthüllte. Der Gedanke brachte ihn zum Lachen. Er brachte ihn auch dazu, über das nachzudenken, was er seiner Meinung nach wirklich vor sich sah.
    Er setzte sich erneut in Bewegung.
    Der Schneeteufel zog sich vor ihm zurück.
    Stuyvesant ging unbeirrt weiter. Der Schnee wurde tiefer, drang in seine Schuhe ein, ließ seine Knöchel erstarren.
    Der Schneeteufel wich zurück. Hoffentlich war das in den Aufnahmen zu erkennen.
    Das Gebilde wirbelte und glitzerte in der Sonne und behielt einen konstanten Abstand bei. Wenn Stuyvesant langsamer wurde, verlangsamte auch der Schneeteufel seinen Rückzug.
    Ein weiteres Fahrzeug steuerte den Straßenrand an. Stuyvesant überlegte, wie er die Situation erklären sollte, und die Schlagzeile der nächsten Woche schwebte vor seinem geistigen Auge: »Verrückter Herausgeber unter Polizeiaufsicht gestellt.«
    Es war eine Jagd ohne Sinn. Die Felder zogen sich endlos dahin, den gesamten Weg bis nach Winnipeg hinunter. Weit genug, beschloß Stuyvesant. »Tut mir leid«, sagte er laut. »Aber ich gehe keinen Schritt weiter.«
    Das Gebilde zog sich weitere sechzig Yards oder so zurück. Und brach zusammen.
    Etwas Dunkles blieb im Schnee liegen.
    Jeri Tully.
    Das war der Tag, an dem Jim Stuyvesant religiös wurde. Die Geschichte, die hinterher in den Fort Moxie News abgedruckt stand, war eine verkürzte Version dessen, was sich zugetragen hatte.
     
    Unglücklicherweise gab es keine geeignete Kirche in Fort Moxie. Aber der Herr sorgt für seine Herde, und in diesem Fall schickte er Kor Yensen. Kor stand im Begriff, probehalber zu seinem Sohn und seiner Schwiegertochter nach Arizona zu ziehen, doch er zögerte, sein viel zu großes Haus in Fort Moxie aufzugeben, bis er sah, wie die Dinge sich entwickelten. Die Gelegenheit, das Haus kurzfristig an den Fernsehprediger zu vermieten, bot sich genau im richtigen Augenblick. Ihm kam zu keiner Zeit der Gedanke, daß diese Aktion einen permanenten Bruch mit seinen Nachbarn zur Folge haben könnte, die größtenteils Methodisten oder Lutheraner waren und eine ruhigere Form der Religionsausübung bevorzugten als die Hosiannas und den oratorischen Donnerhall Old-Time Bills.
    Kors Haus benötigte einige Umbauten, damit es seiner neuen Funktion gerecht werden konnte. Die Volontäre mußten drei Wände herausreißen, um einen genügend großen Versammlungsraum zu schaffen. (Sie hielten selbstverständlich Rücksprache mit Kor und versprachen ihm, hinterher alles wieder in seinen ursprünglichen Zustand zu versetzen.) Der vordere Teil des Raums wurde schwarz gestrichen und mit vollgestopften Bücherregalen zugestellt, so daß die aus den Fernsehübertragungen gewohnte charakteristische Umgebung erhalten blieb. Die Volontäre installierten eine Orgel sowie neueste

Weitere Kostenlose Bücher