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Die Küsten der Vergangenheit

Die Küsten der Vergangenheit

Titel: Die Küsten der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Kommunikationstechnologie. Zwei Tage nach ihrer Ankunft in Fort Moxie und gerade rechtzeitig zur gewohnten samstagabendlichen Andacht war die Hinterlandkirche einsatzbereit.
    Um exakt 19 Uhr Ortszeit erschütterte die überschwengliche Erkennungsmelodie Bills, ›Tis the Old-Time Religion‹, das neu geschaffene Gotteshaus. Nach dreißig Takten trat Bill vor die Kameras und begrüßte seine große Schar von Fernsehzuschauern in Fort Moxie. Er erklärte, daß seine Volontäre gekommen seien, um gegen den Teufel zu kämpfen. Zusammen mit der Gemeinde aus achtzehn Gläubigen (die dank der Wunder elektronischer Verstärkung wie mehrere hundert klangen) stimmte er ein donnerndes ›A Mighty Fortress is Our God‹ an, und nachdem erst der Chor (verborgen in einem Schlafzimmer in der ersten Etage) eingesetzt hatte, kam jedermann rasch in die gewünschte Stimmung.
    »Brüder und Schwestern«, sagte Bill und breitete die Arme aus, »ihr mögt euch fragen, was die Volontäre hierher zur kanadischen Grenze geführt hat. Ihr mögt euch fragen, warum so viele von uns gespürt haben, daß Gott der Herr uns hier haben wollte. Heute abend haben wir uns im Schatten von Johnson’s Ridge versammelt.« Er blickte durch die Kameraobjektive hinaus in Wohnzimmer überall im Land, wo seine Gläubigen sich versammelt hatten. Wer ihn im Fernseher sah, fühlte sich stets direkt angesprochen. »Nur wenige Meilen von hier entfernt haben Wissenschaftler ein Portal zu einem anderen …«, er unterbrach sich, zog den Augenblick in die Länge, »… Ort geöffnet.
    Einem anderen Ort.
    Und was ist das für ein Ort, den sie gefunden haben? Sie reden von Bäumen und Seen, von weißen Blumen und harmlosen Tieren, von einem wunderschönen Himmel und einer warmen Sonne. Sie sprechen in Begriffen von jenem Ort, die jedem vertraut sind, der einen Blick in die Genesis geworfen hat.« Old-Time Bill lächelte. »Die Wissenschaftler haben das natürlich nicht bemerkt. Sie erkennen den Ort nicht, weil sie viel zu sehr in dieser Welt verhaftet sind.
    Aber wir wissen, was jener Ort ist, Brüder und Schwestern.«
    »Amen«, sangen die Gottesdienstbesucher.
    Nach der Messe interviewte ihn eine Reporterin der Winnipeg Free Press, Alma Kinyata. »Reverend Addison«, fragte Alma, »glauben Sie wirklich, daß wir das Paradies entdeckt haben?«
    Sie befanden sich in Old-Time Bills Büro. Es war spartanisch in jeder Hinsicht und ganz besonders bescheiden im Vergleich zu dem Einfluß und der Macht desjenigen, der darin arbeitete. Old-Time Bill hatte einen Schreibtisch und einige Stühle aufstellen lassen. Zwischen marmornen Bücherstützen fanden sich Ausgaben der Bibel, von Metcalfs »Göttlichem Willen« und den »Oxford Theological Studies«. An der Wand hing ein Bild von Addisons Mutter.
    »Ja«, lautete Old-Time Bills Erwiderung. »Ich bin fest davon überzeugt. Natürlich kann niemand das mit Sicherheit sagen, obwohl ich denke, ich könnte Ihnen eine definitive Antwort geben, wenn ich erst dort gewesen bin.«
    Das gefiel Alma. Old-Time Bill war in Redelaune, und es würde eine gute Story werden. »Planen Sie, durch das Portal zu gehen? Nach Eden?«
    »Nein«, entgegnete Old-Time Bill. »Ich werde meinen Fuß nicht in den Garten setzen. Er ist uns Sterblichen verboten.«
    »Sie behaupten, das Paradies zu erkennen, wenn Sie es sehen?«
    »Oh, sicher. Jeder würde das.«
    »Aber die Menschen, die bis jetzt dort gewesen sind, haben das nicht.«
    »Ich meine, jeder Christ würde es erkennen. Es tut mir leid. Ich neige dazu, in den Begriffen der Gläubigen zu denken.«
    »Aber woran würden sie es erkennen?«
    Addisons Augenlider flatterten. »Das Paradies ist von der göttlichen Gegenwart durchflutet. Adam und Eva wurden frühzeitig hinausgeworfen. Das war ein kluger Schachzug, wie ich meine.« Er grinste wie ein großer, freundlicher Hund. »Auf diese Weise blieb der Garten unbefleckt. Rein. O ja, es ist ein heiliger Ort, und ich glaube, daß jeder Mensch, der sich um das Wohlergehen seiner Seele bemüht, diese Tatsache augenblicklich erkennen würde. Sie erinnern sich ganz bestimmt an den Engel.«
    »Den Engel?«
    »Ja. ›Und er entsandte einen Engel mit einem Flammenschwert.‹ Ich sage Ihnen eines: Ich möchte nicht in der Haut derjenigen stecken, die sich in die Dinge Gottes einmischen.«
    Alma ging in der Überzeugung, daß Old-Time Bill kein Wort von dem glaubte, was er sagte. Doch sie hatte ihre Story, und ein beträchtlicher Teil der Bevölkerung würde sich

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