Die Küsten der Vergangenheit
könnten.«
Während Asquith seinen Plan erläuterte, fiel Walker eine Bemerkung Jason Fleurys ein. Sie besitzen mehr Freunde, als Sie vielleicht glauben.
»Und ihr wollt wirklich alle bleiben?« erkundigte sich April.
»Ja«, erwiderte Adam. »Wir werden Johnson’s Ridge verteidigen.«
Max war schockiert. »Weiß der Vorsitzende von dieser Geschichte?«
»Der Vorsitzende hat es angeordnet.«
»Mein Gott, Adam! Sie reden davon, sich mit den Marshals der Vereinigten Staaten zu schießen?«
»Das ist verrückt!« stimmte April ihm zu. »Sie werden alle sterben. Wir müssen unbedingt mit einem Anwalt reden.«
»Ich glaube nicht«, widersprach Adam, »daß wir damit irgend etwas erreichen könnten. Außerdem war es nicht meine Entscheidung.«
»Adam!« Aprils Augen waren weit aufgerissen. »Der Vorsitzende würde Ihnen niemals einen derartigen Befehl erteilen. Das muß ein Mißverständnis sein!«
Adam zeigte keinerlei Gefühlsregung. »Sie können ihn selbst fragen, wenn er da ist«, entgegnete er.
Max traute seinen Ohren nicht. »Was meinen Sie, was das hier ist?« fragte er. »Irgendein Kinderspiel? Sie können den Behörden nicht einfach sagen, daß sie von Ihrem Grund und Boden verschwinden sollen.«
»Genau damit haben wir einige Erfahrung gesammelt«, widersprach Adam.
»Gar nichts haben Sie! Vielleicht Ihr Großvater, Adam, aber nicht Sie.« Max blickte durch das Fenster. Draußen redete Dale Tree mit einer Gruppe von Besuchern. »Oder sonst irgend jemand hier, um es genau zu sagen.«
Adam sah Max direkt in die Augen. »Wir sind jetzt an einem Punkt angelangt, wo wir uns fragen müssen, welchen Sinn unser Leben überhaupt hat. Alles scheint sich einmal mehr zu wiederholen, Max. Wir werden es nicht zulassen, diesmal nicht. Wenn wir unser Land verteidigen müssen und sie uns dabei töten, dann werden wir eben sterben.«
29
Wohin kann ich gehen
Um auf ewig zu leben?
»Test. Eins, zwei«, sagte Andrea.
»Gut so.« Keith klang aufgeregt. »Hör mal, wir werden dich heute nacht nicht dort oben verlieren, oder?«
»Ich hoffe nicht.« Andrea bemühte sich, zuversichtlich zu klingen. Als hätte sie die Situation vollständig im Griff.
»In Ordnung«, sagte Keith. »Wir bringen ein besonderes Intro und schalten uns in den Senderverbund, bevor wir zu dir geben. Auf diese Weise bist du von Anfang an überall auf Sendung.«
»Gut.«
»Soweit wir es beurteilen können, wirst du die ganz große Schau haben. Niemand sonst ist dort.«
»Schätze, das ist meine Chance, berühmt zu werden.«
»Ich drück’ dir die Daumen. Hör mal, Andrea. Paß auf dich …« Statik unterbrach die Verbindung.
Andrea schaltete auf die Alternativfrequenz um. Das gleiche Problem. Die verdammten Hurensöhne hatten einen Störsender aufgestellt. Unglaublich.
Sie nahm ein Telefon in die Hand.
Und wartete auf ein Freizeichen, das niemals kommen sollte.
Joe Rescouli war bereits seit zwölf Stunden unterwegs, als er zusammen mit Amy und seiner Schwägerin nach Norden auf die Route 32 abbog, um die letzten Meilen zum Rundhaus zurückzulegen. Sie waren in Sacramento aufgebrochen und hatten die gesamte Strecke innerhalb von drei Tagen hinter sich gebracht. Teresa war Teilchenphysikerin. Joe wußte zwar nicht genau, was das bedeutete, doch sie hatte einen guten Job und mußte nicht hart arbeiten, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Er bewunderte sie dafür.
»Sie wird für das bezahlt, was sie weiß«, pflegte er seinen Freunden unten in der Flaschenfabrik zu erzählen. Er selbst hatte noch nie einen Tag erlebt, an dem er nicht für jeden Nickel wie ein Sklave hatte schuften müssen.
Teresa redete seit Monaten von nichts anderem mehr als vom Rundhaus. Ihre Begeisterung hatte Joe und Amy derart mitgerissen, daß sie unbedingt mitkommen wollten, als Teresa davon zu reden angefangen hatte, herzufliegen und die Grabung zu besichtigen. Die Fahrt mit dem Auto war ein gutes Stück billiger.
Und hier waren sie nun. Teresa erzählte gerade davon, daß sie bis zum Einbruch der Dunkelheit auf dem Sattel bleiben wollte, um zu sehen, wie das Bauwerk zu glühen anfing. Amy war hellauf begeistert. Amy war immer für alles zu begeistern, was ihre Schwester unternehmen wollte. Joe wußte, daß seine Frau die Heirat mit ihm mehr als einmal bereut hatte. Sie hatte sich nie beschwert, doch er konnte es in ihren Augen sehen. Wäre sie nicht an einen Mann wie Joe geraten, würde sie heute vielleicht auch in einer Firma
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