Die Küsten der Vergangenheit
Gedanken das Interview ab, genoß das Drama. Sie wird bei ihren Brüdern bleiben, um ihr Erbe zu verteidigen. Und am Ende ihr eigener Schlußsatz. Das war Carole Jensen für NBC News aus dem Indianerreservat von Devil’s Lake.
Und es war noch nicht vorbei. Robert Bazil war im Anmarsch, doch bis dahin war sie die Nachrichtenstimme in der vordersten Linie. Sie hoffte inbrünstig, daß Bazils Flieger irgendwo steckenblieb.
Carole lehnte sich in ihrem Sitz zurück und ließ sich von der Freude des Augenblicks übermannen.
Sie passierten die Pembina Mountains und wandten sich nach Norden auf die Route 32. Nach einer Weile wurde der Widerschein eines smaragdgrünen Leuchtens am Himmel sichtbar.
Die Polizei dirigierte den Verkehr über eine Umleitung. Carole zeigte ihre Beglaubigungsschreiben und wurde durchgewinkt. Ein Stück weiter, an der Abzweigung zur Zufahrtsstraße, blinkten Lichter, und weiße Fernsehscheinwerfer tauchten die Straße in blendende Helligkeit. Zu beiden Seiten der schmalen Straße standen Lieferwagen und andere Fahrzeuge. Chang verlangsamte die Fahrt und parkte neben einem Lieferwagen der NBC.
Eine ganze Reihe von Medienleuten hatte sich an der Absperrung versammelt. Ein mitgenommener alter Ford befand sich im Zentrum des Interesses. Carole erkannte Walker auf der Stelle. Er war aus seinem Wagen ausgestiegen und redete mit einem Deputy. Andere Polizisten versuchten ohne großen Erfolg, die Journalisten auf Distanz zu halten. »Bereite alles vor, Chang«, sagte Carole und tippte die Nummer des Studios in ihr Handy.
»Carole?« meldete sich die Stimme des Aufnahmeleiters. »Ich wollte Sie gerade anrufen.«
»Wir sind da.«
»Okay. Walker ist gerade vom Berg heruntergekommen. CNN und ABC sind bereits auf Sendung. Anscheinend will er eine Erklärung abgeben.«
Carole war aus dem Wagen und auf dem Weg. Chang kam von der anderen Seite hinterher, die Ausrüstung auf der Schulter. »Wir lassen jetzt das Intro ablaufen«, sagte eine Stimme aus dem Studio. »In zwanzig Sekunden sind Sie auf Sendung.«
»Verdammter Mist.« Carole warf einen raschen Blick auf ihren Partner. »Chang, bist du soweit?«
Sie drängten sich in die Gruppe von Journalisten und schoben und stießen sich einen Weg nach vorn, bis sie eine Stelle gefunden hatten, die ein gutes Bild von den Vorgängen lieferte. Walker sah alt und gebrechlich aus. Die Polizeibeamten wirkten unbehaglich und machten den Eindruck, als verlören sie in dem Tumult allmählich die Geduld. Eine Frau mit dem Abzeichen eines U. S. Marshals führte eine aufgeregte Unterhaltung mit Chief Doutable. Carole war gut im Lippenlesen, und sie fing genug von der Diskussion auf, um zu verstehen, daß die Frau den Polizeichef drängte, etwas zu unternehmen.
Die Reporter drängten vor, und die gesamte Szene war in grelles Licht und dunkle Schatten getaucht.
Der Deputy erhielt ein Zeichen von Doutable und wich zurück. Mehrere Mikrofone wurden in Walkers Richtung ausgestreckt. Wie faßten die Indianer die Zwangsräumung auf? Würden die Sioux sich zur Wehr setzen? Versteckten die Sioux etwas? War etwas dran an den Gerüchten von dem unsichtbaren Besucher?
»Nein«, antwortete Walker. »Wir haben nichts zu verbergen.« Er kletterte einen Abhang hinauf, wo jeder ihn sehen konnte. »Mein Name ist James Walker. Ich bin der Vorsitzende des Stammesrates.«
»Was ist dann das große Geheimnis?« rief jemand aus dem Hintergrund.
Walker schien verwirrt. »Es gibt kein Geheimnis. Wir haben die wilde Welt hinter dem Portal bereitwillig mit allen geteilt, die gekommen sind und einen Blick darauf werfen wollten. Aber das Rundhaus steht auf unserem Land.«
Die Reporter verstummten.
»Es mag sein«, fuhr Walker fort, »daß die Straße zu den Sternen über Johnson’s Ridge führt. Einige Leute machen sich Sorgen wegen der Entdeckungen hier. Sie fürchten sich davor. Und wir alle wissen, daß niemand eiserner an der Vergangenheit festhält als die Mächtigen, wenn Veränderungen bevorstehen. Sie wissen, daß Veränderungen unausweichlich sind, aber sie würden sie am liebsten in kleinen Stückchen durchführen, wenn sie nur könnten. Körner für das Federvieh.
Ihre Regierung sagt uns«, fuhr er fort, »daß wir Johnson’s Ridge räumen müssen. Falls wir uns nicht fügen, werden wir hinausgeworfen. Und wer die Kühnheit besitzt, auf seinem eigenen Land zu bleiben, wird mit Gefängnis bedroht. Oder Schlimmerem. Ich frage Sie, wenn diese Leute unseren Besitz enteignen können,
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