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Die Küsten der Vergangenheit

Die Küsten der Vergangenheit

Titel: Die Küsten der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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daß sich etwas Derartiges nicht in Zukunft ereignet. Außerdem lauern andere potentielle Gefahren. Viren beispielsweise. Oder Seuchen.
    Um die Sicherheit der Bevölkerung zu gewährleisten, hat das staatliche Umweltschutzbüro ein Gericht angerufen und eine Verfügung erwirkt. Die Besitzer des Artefakts sind verpflichtet, das Rundhaus für eine Inspektion seitens der Regierung zu räumen und unter amtliche Kontrolle zu stellen. Ich betone, daß es sich dabei lediglich um eine vorläufige Maßnahme handelt, die allein der Vermeidung örtlicher Gefahren dient.« Kautter sah aus wie ein Mann, der Schmerzen hatte. »Ich nehme jetzt Ihre Fragen entgegen.«
    Maris Quimby von der Post: »Herr Commissioner, haben sich die Sioux mit dieser Vorgehensweise einverstanden erklärt?«
    Kautter schüttelte den Kopf. »Maris, eine Verfügung durch ein Bundesgericht benötigt niemandes Einwilligung. Aber um Ihre Frage zu beantworten: Ich bin sicher, sie sehen die Vernunft hinter dieser Vorgehensweise.« Er deutete auf Hank Miller von Fox.
    »Ist es nicht ein wenig spät, um sich über Viren Gedanken zu machen? Ich meine, wenn dort drüben wirklich etwas Gefährliches lauert, dann können wir doch ziemlich sicher sein, daß es inzwischen auch hier bei uns ist.«
    »Wir glauben nicht, daß es einen wirklichen Grund zur Beunruhigung gibt, Hank. Unsere Vorgehensweise in dieser Hinsicht ist rein präventiv.«
    Als die Pressekonferenz zu Ende war, kehrte Kautter in sein Büro im ersten Stock zurück und öffnete die Flasche Rum, die er für derartige Gelegenheiten in seinem Vorratsschrank aufbewahrte.

 
30
     
     
    Mut ist nichts wert
    ohne die Hilfe der Götter.
    Euripides
     
     
    Dies ist eine Nachrichtensondersendung der NBC News.
    U. S. Marshals haben heute nacht Johnson’s Ridge abgeriegelt, offensichtlich, um das Land zu besetzen. Eine Gruppe von Sioux, denen das Reservat gehört, hat Widerstand angekündigt gegen die Verfügung des Bundesgerichts, ihr Land zu verlassen. Zuerst berichtet unser Korrespondent Michael Paterman aus dem Weißen Haus, bevor wir zu Carole Jensen im Sioux-Reservat in der Nähe von Devil’s Lake, North Dakota, weiterschalten.
     
    Jensen stand zusammen mit William Hawk im Stammesraum des Blauen Hauses. Die Sendung wurde in der gesamten Nation ausgestrahlt. Wenn man für die Fargoer Zehn-Uhr-Nachrichten arbeitete, dann war das der Augenblick, für den man lebte. Jensen lächelte Hawk zu, doch der reagierte nicht.
    »Noch eine Minute«, sagte Jensens Kameramann und stellte das Objektiv scharf.
    »Seien Sie ganz natürlich, Ratsherr«, sagte Jensen. »Wir fangen an, wenn das rote Licht aufleuchtet.«
    »In Ordnung.« Hawk trug eine Rindslederjacke mit einem Flanellhemd darunter sowie ein Paar verwaschener Jeans. Sie schätzte, daß er um die Sechzig war, obwohl sein Gesicht von tiefen Falten durchzogen wurde.
    Der Produzent aus Fargo meldete sich: »Die gleiche Vorgehensweise wie immer, Carole. Ganz genau so, wie Sie es für uns machen. Vergessen Sie nicht, den Schlußsatz zu ändern.«
    »Okay«, sagte sie.
    Nur noch Sekunden bis zur Sendung. Der Kameramann zeigte ihr fünf erhobene Finger, zählte herunter, und die rote Lampe blinkte auf.
    »Hier ist Carole Jensen aus den Stammesräumen im Sioux-Reservat von Devil’s Lake«, begann sie. »Bei mir steht William Hawk, einer der Anführer der Sioux. Ratsherr Hawk, gehe ich richtig in der Annahme, daß Sie die Pressekonferenz des staatlichen Umweltschutzbüros heute abend mitverfolgt haben?«
    »Ja, das habe ich, Carole.« Hawks Kinn wirkte entschlossen, doch sie bemerkte den Schmerz in seinen Augen. Hoffentlich kam es in der Kamera rüber. Tragik und Edelmut.
    »Wie werden Sie auf die Ankündigung von Commissioner Kautter reagieren?«
    »Der Commissioner sollte wissen, daß keine Gefahr für irgend jemanden besteht. Niemand hat irgend etwas durch das Portal kommen sehen. Und ich bin sicher, daß niemand hier die Geschichte von einem unsichtbaren Wesen ernst nimmt. Oder was auch immer.«
    »Ratsherr, was werden Sie tun?«
    Hawks Gesichtsausdruck wurde hart. »Wir werden uns unser Land nicht stehlen lassen. Es gehört uns, und wir werden es verteidigen.«
    »Notfalls auch mit Gewalt?«
    »Notfalls auch mit Gewalt, ja. Ich hoffe, es wird nicht so weit kommen.«
    »Sie haben mir vorhin verraten, daß Ihre Tochter auf Johnson’s Ridge ist?«
    »Das ist korrekt.«
    »Werden Sie sie nach Hause holen?«
    »Sie wird bei ihren Brüdern bleiben, um ihr Erbe zu

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