Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Küsten der Vergangenheit

Die Küsten der Vergangenheit

Titel: Die Küsten der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
Vom Netzwerk:
weil sie Furcht empfinden – wessen Besitz ist dann noch sicher? Wenn Sie die Hand auf unsere Zukunft legen, wessen Zukunft ist dann noch sicher?«
    (Die Stimme des Aufnahmeleiters in Caroles Ohr: »Großartig! Der Bursche ist phantastisch. Versuchen Sie, ein Exklusivinterview mit ihm durchzuführen, wenn er fertig ist.«)
    »Das hier ist nicht das erste Mal, daß man uns gezwungen hat, unser Land mit unserem Blut zu verteidigen. Ich wende mich jetzt direkt an den Präsidenten der Vereinigten Staaten.« Chang war heran. »Mister President, nur Sie besitzen die Macht, der Sache Einhalt zu gebieten. Unschuldige Menschen werden heute nacht auf beiden Seiten sterben. Es sind alles Idealisten, sonst würden sie sich nicht gegenüberstehen. Es sind die besten, die wir haben, willens, sich für eine Sache zu opfern, die ihnen von alten Männern diktiert wurde. Gebieten Sie Einhalt, solange das noch möglich ist.«
     
    Tom Laskers Ausweis hatte ihm an der Zufahrtsstraße nicht weitergeholfen. Man hatte ihn ohne weitere Erklärung abgewiesen, genau wie die Horden von Touristen. Seine erste Reaktion war, das Handy zu benutzen und Max anzurufen, doch er bekam nur ein Besetztzeichen, die Art von Signal, die normalerweise anzeigt, daß eine Fernverbindung zusammengebrochen ist.
    Er hatte die Nachrichtensendungen verfolgt und wußte von dem Ultimatum. Nur war ihm bis zu diesem Augenblick nicht ernsthaft klargeworden, daß es zu einer Schießerei kommen konnte und vielleicht Menschen den Tod fanden.
    Er zögerte ratlos, verspürte den Wunsch, mit jemandem zu reden, ohne zu wissen, wer helfen konnte. Er rief Ginny an und erzählte ihr, was an der Zufahrtsstraße vor sich ging.
    »Komm nach Hause«, lautete ihre Antwort. »Halt dich da raus.«
    Augenblicke später rief sie ihn zurück. »Jemand aus dem Reservat will mit dir reden.« Sie nannte ihm eine Nummer. »Sei bitte vorsichtig«, fügte sie hinzu.
    Am anderen Ende der Leitung meldete sich William Hawk. »Tom«, sagte er, »wir müssen dem Vorsitzenden eine Nachricht zukommen lassen.«
     
    April war ungewöhnlich still gewesen. Max fragte sich, ob sie von ihm enttäuscht war oder einfach nur Angst hatte. Sie waren zur Sicherheitsbaracke zurückgekehrt und saßen in düsterer Stimmung herum. Niemand redete.
    Die Luft war schwer, und zumindest Max konnte nicht über das reden, was ihn beschäftigte.
    Es tat weh.
    »April«, begann er schließlich, »bist du sicher, daß du bleiben willst?«
    Sie hob den Blick und brauchte einen Moment, um sich zu sammeln. »Ja«, antwortete sie. »Ich denke genau das gleiche wie Adam. Ich kann nicht von hier weggehen und zulassen, daß sie alles an sich reißen.«
    »Ja. In Ordnung.« Max erhob sich. »Nun, ich verschwinde jetzt.«
    Sie nickte.
    »Viel Glück«, wünschte er ihr.

 
31
     
     
    Es ist unschicklich zusammenzuzucken,
    bevor der Schuß gefallen ist.
    ›Von der Standhaftigkeit‹
    Montaigne
     
     
    Als offensichtlich wurde, daß die Sioux nicht zurückweichen würden, ging Elisabeth Silvera dazu über, Telefongespräche abzuhören. Sie hatte Walkers Frage gegenüber Adam mitbekommen, Wie weit bist du zu gehen bereit?, genau wie die Antwort. Sie hatte auch die Unterredung mit Walter Asquith mitgehört, dem pulitzerpreisgekrönten Schriftsteller, und wußte, daß Walker eine Demonstration durch Außenstehende plante. Sie hatte noch weitere Gespräche abgehört, bevor die Leitungen gekappt worden waren. Gespräche, in denen Indianer ihre Familien beruhigten – nicht, daß ihnen schon nichts geschehen würde, sondern daß sie sich darauf verlassen konnten, ihre angestammten Rechte verteidigt zu sehen. Silvera fragte sich, ob sie herausgefunden hatten, daß man ihre Gespräche abhörte, und ob die Bemerkungen nicht speziell für die Lauscher gedacht gewesen waren. Schließlich hatte Silvera auch noch Max’ Unterhaltung mit dem Präsidenten abgehört. Max’ Weigerung, Position zu beziehen, hatte ihre Mißbilligung hervorgerufen und sie davon überzeugt, daß Gewaltanwendung unausweichlich war. Wenn die Sioux zu einer Einigung bereit gewesen wären, dann wäre das der richtige Zeitpunkt dazu gewesen.
    Es war kein Auftrag, über den Silvera besonders glücklich gewesen wäre. Nicht, daß sie moralische oder politische Bedenken verspürt hätte. Aber die Situation war explosiv, mit einer Menge beruflicher Risiken verbunden, und es war relativ wenig zu gewinnen. Falls sie alles richtig machte, würde sie die Akte an das MEK

Weitere Kostenlose Bücher