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Die Küsten der Vergangenheit

Die Küsten der Vergangenheit

Titel: Die Küsten der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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kräftigen Bissen.
    »Sie waren gut dort draußen«, sagte Max.
    »Danke.« Ihre Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. »Ich war ein wenig nervös.«
    »Hat man aber nichts von gemerkt.« Es war eine Lüge, aber er mußte es sagen.
    Es klopfte. Lasker lehnte sich nach hinten und blickte aus dem Fenster. Er öffnete die Tür, und ein dünner, grauhaariger Mann von außergewöhnlicher Größe wurde sichtbar.
    Der Besucher blickte April unverblümt und nicht gerade freundlich an. »Dr. Cannon?« fragte er.
    »Ja.« Sie erwiderte sein Starren. »Was kann ich für Sie tun?«
    Eine Aura unterdrückter Wut umgab den Mann. Sein Haar war dünn, aber aggressiv kurz geschnitten. Die Augen hinter den Bifokalgläsern blickten wäßrig. Max vermutete, daß die Brillenstärke neu gemessen werden mußte. Der Bursche übersah Lasker und Max, als seien sie Mobiliar. »Mein Name ist Eichner«, sagte er. »Ich bin Dekan der archäologischen Fakultät an der Northwestern.« Er blickte aus seiner beträchtlichen Höhe auf April hinunter, was anscheinend sowohl moralischen als auch physischen Eindruck machen sollte. »Ich nehme an, Sie leiten diese … diese …« Er hielt inne. »Diese Operation?« Er spuckte den Ausdruck verächtlich hinaus.
    April wich seinem Blick nicht eine Sekunde lang aus. »Aus welchem Grund sind Sie gekommen, Dr. Eichner?« erkundigte sie sich.
    »Ich bin gekommen, weil es meine Aufgabe ist, die Vergangenheit zu bewahren, Dr. Cannon. Verzeihen Sie mir, wenn ich zu direkt bin, aber dieser Artefakt oder was auch immer Ihre Leute dort ausgraben, ist möglicherweise von großem Wert.«
    »Das wissen wir.«
    Er bedachte Max mit einem kühlen Blick, als wolle er ihn herausfordern, eine andere Meinung zu äußern. »Dann wissen Sie sicher auch, daß die Gefahr einer Beschädigung und eines unersetzlichen Verlusts ganz beträchtlich ist. Es gibt keinerlei Kontrolle. Kein Fachmann überwacht die Ausgrabung.«
    »Damit meinen Sie wahrscheinlich einen richtigen Archäologen.«
    »Was sollte ich sonst meinen?«
    »Ich nehme an, Sie interessieren sich für diese Position«, warf Max ein.
    »Ehrlich gesagt«, Eichner sprach noch immer zu April, »bin ich viel zu beschäftigt, um jetzt eine Feldgrabung zu übernehmen. Aber Sie haben die verdammte Pflicht, jemanden herzurufen, der etwas von der Sache versteht.«
    »Ich versichere Ihnen, Dr. Eichner, daß wir mit aller gebotenen Vorsicht zu Werke gehen«, sagte April.
    »Alle gebotene Vorsicht von Amateuren ist wohl kaum beruhigend.« Er zog ein Büchlein hervor und streckte es April hin. Auf dem Deckblatt stand National Archeological Association zu lesen. »Ich schlage vor, Sie rufen bei irgendeiner Universität mit einer renommierten Fakultät an. Oder dem Amt für Antiquitäten. Die Nummer finden Sie auf Seite zwei. Man wird Ihnen dort gerne behilflich sein, jemanden zu finden.«
    Als April keine Anstalten machte, das Buch zu nehmen, warf er es auf den Tisch. »Ich kann Ihr Tun nicht verhindern«, sagte er. »Ich wünschte, es wäre anders. Hätte ich eine Möglichkeit, ich würde Sie auf der Stelle zum Aufhören zwingen. Da mir dieser Weg verschlossen bleibt, appelliere ich an Ihre Vernunft.«
    April nahm das Büchlein auf und schob es in ihre Handtasche, ohne auch nur einen Blick darauf zu werfen. »Danke sehr«, sagte sie.
    Er blickte April an, dann ihre Tasche. »Ich meine es sehr ernst, Dr. Cannon«, sagte er. »Sie tragen eine große Verantwortung.« Er öffnete die Tür, wünschte allen einen guten Tag und war verschwunden.
    Eine ganze Minute lang sprach niemand ein Wort. »Wahrscheinlich hat er recht«, meinte Tom Lasker schließlich.
    Max schüttelte den Kopf. »Nein«, widersprach er entschieden. »Auf keinen Fall. Die archäologische Fakultät der Northwestern weiß kein Stück mehr als wir über dieses Ding und wie man es ausgräbt.«
    »Ich stimme Ihnen zu«, sagte April. »Außerdem – Schliemann war ebenfalls Amateur.«
    »Habe ich nicht erst kürzlich irgendwo gelesen, daß er Troja zu einem einzigen Schlamassel gemacht hat?« sinnierte Tom Lasker.
     
    Alles, wovon April geträumt hatte, war eingetroffen. Sie erlebte die ultimative wissenschaftliche Erfahrung, und sie würde unsterblich werden. April Cannon würde eines Tages direkt neben den ganz Großen stehen. Und sie sah keine Wendung, die ihr das noch nehmen konnte. Sie war sich noch nicht ganz im klaren über die Tragweite ihrer Entdeckung, aber sie wußte, daß es ein monumentales Ereignis war.
    An

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