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Die Küsten der Vergangenheit

Die Küsten der Vergangenheit

Titel: Die Küsten der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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ab. Es gab nichts, das diese Linien hätte hervorrufen können. Auch die Wand war unverändert glatt.
    »Was glaubst du?« fragte April.
    Max Phantasie geriet außer Kontrolle. »Ich frage mich«, sagte er, »ob wir nicht einen alten Stuhl in irgend jemandes Wohnzimmer geschickt haben.«
     
    Randy Keys Verzweiflung wuchs, je mehr ihn die Überzeugung ergriff, daß er der einzige Mensch auf dem gesamten Planeten war, der die Wahrheit hinter dem geheimnisvollen Bauwerk bei Johnson’s Ridge kannte. Er hatte versucht, seinen Bruder zu warnen. Er hatte versucht, mit seiner Exfrau zu reden, so daß sie wenigstens ihren Sohn in Sicherheit bringen konnte. Er hatte sogar versucht, mit Vater Kaczmarek über die Angelegenheit zu reden. Niemand schenkte ihm Glauben. Randy wußte, daß es eine wilde Geschichte war, und ihm fiel kein Weg ein, wie er seine Familie oder seine Freunde von der drohenden Gefahr überzeugen konnte. Irgend jemanden überzeugen konnte. Folglich blieb ihm gar keine andere Wahl, als die Sache selbst in die Hand zu nehmen.
    Das Ding, das in den Nachrichten Rundhaus genannt wurde, war in Wirklichkeit ein Signalgeber, der verkündete, daß die Menschheit reif war zur Ernte. Randy vermutete, daß der Signalgeber bereits viel, viel länger auf dem Bergrücken stand als die zehntausend Jahre, von denen in den Fernsehberichten die Rede war. Er war sich natürlich nicht ganz sicher, aber das spielte auch gar keine Rolle. Das einzige, was eine Rolle spielte: Randy wußte von der Gefahr. Und er wußte, wie er damit umzugehen hatte.
    Randy arbeitete für Monogram Construction. Er war gegenwärtig einer Straßenbaumannschaft zugeteilt, die in der Gegend von Ogilvie, nördlich von Minneapolis, die Route 23 neu asphaltierte. Der Gedanke, wie all das hier nach der Ankunft des Feindes aussehen würde, war schmerzlich. All diese freundlichen kleinen Häuser mit den weißen Zäunen, die erleuchteten Einkaufspassagen, das großzügige Straßennetz.
    Natürlich war es zu spät, um das ausgehende Signal noch aufzuhalten, es war längst auf dem Weg. Es blieb nur eine Möglichkeit: das Signal mußte derart manipuliert werden, daß die Wesen auf der Empfängerseite begriffen, daß es auf der Erde keine freie Mahlzeit für sie gab. Er würde ihnen deutlich machen, daß die Menschen Bescheid wußten und daß der Gegner sich auf einen langen, harten Kampf vorbereiten mußte, falls er es wagte, trotzdem zu kommen.
    Randy würde auf den Sattel hinauf fahren, Vollgas geben und in das verdammte Ding rasen. Im Fond seines Isuzu Rodeo befanden sich zweihundert Kilo C4. Sie waren mit einer Fernbedienung verbunden, die er zusammen mit einem Modellbausatz erstanden hatte. Wenn alles glattlief, würde er aus seinem Isuzu springen, den anderen Besuchern eine rasche Warnung zurufen, in Deckung zu gehen, und das Rundhaus in Schrott verwandeln. Er hoffte, daß niemand im Innern war, wenn das C4 hochging, doch wenn das der Fall war, dann konnte er daran auch nichts ändern. Man würde ihn verstehen. Es mochte vielleicht eine Weile dauern, doch wenn die Menschen erst erkannten, was er geleistet hatte, würde man ihn sogar ins Fernsehen holen. Und seiner Ex würde es leid tun, daß sie nicht auf ihn gehört hatte. Aber das wäre zu spät. Er wollte verdammt sein, wenn er die Hexe wieder bei sich aufnahm. Nicht einmal seinem Jungen zuliebe.
    Er fuhr über den Expreßway und starrte auf die leeren, schneebedeckten Felder. Ein Gefühl von innerem Frieden hatte sich in ihm breitgemacht, seit er Minnesota hinter sich gelassen hatte. Bis zum Nachmittag würde in Fort Moxie angekommen sein. Er hatte gehört, daß die Motels in Walhalla ausgebucht waren, doch Fort Moxie lag dicht genug bei Johnson’s Ridge. Randy hatte sich noch keine Gedanken darüber gemacht, wie er zu seinem Motel zurückkehren würde, nachdem er sein Transportmittel zerstört hatte, aber das ging in Ordnung. Sobald die anderen erst einmal verstanden hatten, was das Rundhaus in Wirklichkeit war, wären sie ihm dankbar. Irgend jemand würde sich schon erkenntlich zeigen und ihn nach Hause bringen.
    Er hatte die Fernsteuerung so manipuliert, daß ein Schalter die Explosion auslösen würde. Er hatte die Ladung scharf gemacht und einen Holzkeil zwischen die elektrischen Kontakte geschoben, um sicherzustellen, daß der Sprengstoff nicht versehentlich hochging.
    Randy hatte an jenem Nachmittag gleich zweimal Pech. Das erste Mal, als er auf der 1-29 an Drayton vorüberfuhr. Ein roter

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