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Die Küsten der Vergangenheit

Die Küsten der Vergangenheit

Titel: Die Küsten der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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anders erging.
    Taylor war nie ein besonders guter Geschäftsmann gewesen, doch er war ehrlich bis auf den Grund seiner Seele und stets bereit, Leuten in seiner Umgebung zu helfen, die in Schwierigkeiten geraten waren. Mitte der siebziger Jahre, Matthew arbeitete als Bekleidungsverkäufer bei Sears Roebuck, ließ er sich von ein paar Leuten, die meinten, ihn kontrollieren zu können, zu einer Kandidatur für die Highwaykommission des Landes überreden.
    Er entpuppte sich als überraschend geschickter Verwalter öffentlicher Gelder. Vor Ablauf seiner ersten Amtsperiode hatte er eine Reihe hoher Beamter zusammen mit mehreren Leitern von Straßenbauunternehmen ins Gefängnis gebracht, die Kosten gesenkt und das öffentliche Straßennetz dramatisch verbessert.
    1986 wurde Taylor ins Repräsentantenhaus gewählt, acht Jahre darauf in den Kongreß. Er leitete das Komitee für ethische Fragen und setzte eine Reihe von Reformen durch, die ihm nationale Bekanntheit und die Vizepräsidentschaft einbrachten. Sechzig Tage nach seiner Amtseinführung erlitt der Präsident einen Schlaganfall, und Taylor übernahm die Staatsgeschäfte. In der darauffolgenden Legislaturperiode wählte man ihn zum Präsidenten.
    Das Volk liebte Matt Taylor wie keinen Präsidenten seit Franklin Delano Roosevelt. Viele sahen in ihm einen neuen Harry Truman. Taylor besaß einige von Trumans hervorragendsten Charakterzügen: einen unbeugsamen Willen, wenn er davon überzeugt war, im Recht zu sein, bedingungslose Integrität und die Fähigkeit, frei heraus zu sagen, was er dachte. Dieser letztere Charakterzug brachte ihn hin und wieder in Schwierigkeiten, beispielsweise wenn er während einer Pressekonferenz vor Journalisten freimütig anmerkte, daß es vielleicht klüger sei, während des Staatsbesuchs eines bestimmten Potentaten aus dem Mittleren Osten das Tafelsilber des Weißen Hauses zu verstecken.
    Nach Taylors Überzeugung rührte seine Beliebtheit beim Volk daher, daß er stets das tat, was seiner Meinung nach richtig war, und die Umfragen einfach links liegen ließ. »Das gefällt ihnen«, pflegte er zu sagen. »Wenn sie an einem Punkt angelangt sind, wo sie meinem Urteil nicht mehr trauen, dann sollen sie mich eben abwählen. Dann ist es eben vorbei, Gott sei Dank!«
    Bereits den ganzen Winter über hatte der Präsident wegen der Geschichte in North Dakota ein ungutes Gefühl gehabt. Seine Berater hatten ihm gesagt, er solle sich keine Gedanken machen. Es sei nichts weiter als Kornkreishysterie, die Sorte von Geschichte, von der man besser die Finger ließ und auf die man bei Pressekonferenzen tunlichst ausweichend antwortete. Ein Staatsmann, der von fliegenden Untertassen zu reden anfing, war tot. Ganz gleich, was sonst noch geschah, er war tot. Das sagten Taylors Berater. Also hatte er sich von der Sache ferngehalten, und das rächte sich nun. Der Aktienmarkt war um 380 Punkte gefallen.
    »Sie reden schon von einem Schwarzen Mittwoch«, sagte Jim Samson, Taylors Schatzmeister. Samson gab sich nun alle Mühe, den Anschein zu erwecken, als hätte er den Präsidenten die ganze Zeit über dazu bringen wollen, etwas zu unternehmen.
    Es war eine turbulente Zeit. Sechs Kriege tobten auf der Welt, die von strategischer Bedeutung für die Vereinigten Staaten waren. Neben fünfzehn weiteren Krisenherden. Der Hunger nahm zu, und das Bevölkerungswachstum geriet nach und nach vollkommen außer Kontrolle. Die Vereinten Nationen hatten ihren Traum von einer neuen Weltordnung so gut wie begraben. Die Übergangsphase von der Industrie- in die Informationsgesellschaft brachte immer noch Massenentlassungen mit sich. Korruption in hohen Positionen bildete ein fortwährendes Problem. Der gesellschaftliche Grundkonsens zerfiel immer weiter und führte zur Bildung von Randgruppen, die nicht mehr miteinander reden konnten. Auf der positiven Seite war eine ausgeglichene Handelsbilanz zu vermerken, und die langwierigen Bemühungen, ausufernde Haushaltsdefizite in den Griff zu bekommen, zeigten erste positive Resultate. Rassismus und Sexismus sowie ihre üblen Begleiterscheinungen schienen zurückzugehen, der Drogenkonsum flaute ab, und medizinische Fortschritte ermöglichten den Menschen ein längeres, gesünderes Leben. Und was für einen Politiker vielleicht das wichtigste war: Die Medien behandelten ihn freundlich.
    In Wahrheit konnte Matt Taylor weder die positiven Trends für sich in Anspruch nehmen, noch für die negativen verantwortlich gemacht werden. Er

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