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Die Küsten der Vergangenheit

Die Küsten der Vergangenheit

Titel: Die Küsten der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Erleichterung, daß es nicht um ein Problem in der Fabrik ging.
    »Genau.« Easter ließ sich in einen der Freischwinger fallen. »Was gedenken wir deswegen zu unternehmen?«
    Cox beugte sich vor. »Weswegen?« Selbstverständlich wußte er bereits, was als nächstes kam. Sie hatten im Vorstand und mit den Ingenieuren über die neuen Materialien gesprochen, die vielleicht aus der Entdeckung bei Johnson’s Ridge hervorgehen mochten.
    »Wegen eines haltbareren Reifens.« Easter schaukelte vor und zurück. »Was wird aus Cougar, falls die Industrie mit der Produktion von Reifen beginnt, die zweihunderttausend Meilen und länger halten?«
    »Das wird nicht geschehen«, erwiderte Cox.
    »Ich bin froh, das zu hören.« Der Mann blinzelte nicht einmal.
    »Was wollen Sie denn, daß ich Ihnen sage?« fragte Cox. »Ich weiß auch nicht mehr als das, was im Fernsehen gezeigt wird.«
    »Ja. Mir geht’s genauso.« Easters Gesicht drückte niemals Emotionen aus, es sei denn Sarkasmus. »Sie wissen, daß ich immer gesagt habe, wir sollten enger zusammenarbeiten. Schließlich verfolgen wir die gleichen Ziele. Eine gesundes Unternehmen bedeutet sichere Arbeitsplätze.«
    Cox konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. »Ich könnte es selbst nicht besser formulieren, Al.«
    Der Gewerkschaftsmann verzog das Gesicht. »Wenn dieses Zeug das kann, was sie im Fernsehen sagen, dann wird es innerhalb von drei Jahren keine Gummi- und Reifenindustrie mehr in diesem Land geben. Wenn ich an Ihrer Stelle sitzen würde, hätte ich schon längst jemanden nach Johnson’s Ridge geschickt, um ein Angebot zu machen.«
    Cox runzelte die Stirn. »Angebot? Für was?«
    »Um ihnen das Zeug abzukaufen.«
    Cox starrte Easter an. »Es besteht kein Grund zur Panik, Al«, sagte er schließlich. Es klang nicht überzeugt, doch ihm fiel keine bessere Antwort ein.
    Easter schüttelte den Kopf. »Schlimmstenfalls streicht die Regierung Ihnen ein paar Subventionen. Harte Zeiten stehen uns bevor. Die Company wird Konkurs anmelden müssen, aber Sie haben ihr Schäfchen im Trocknen. Sie werden sich einen Bonus genehmigen und im übrigen über den Konjunkturzyklus jammern, zusammen mit allen anderen aus der Führungsetage. Die einfachen Arbeiter und Angestellten fliegen raus, wie immer. Am Ende gehen sie wieder einmal leer aus.«
    Cox’ Nackenhaare sträubten sich. »Al.« Er gab sich die größte Mühe, entschieden zu klingen, doch er wußte, daß seine Stimme zitterte. »Al, Sie übertreiben. Nichts von alledem wird geschehen.«
    »Ja. Wie Sie meinen. Jedenfalls würde ich an Ihrer Stelle nicht hier herumsitzen und hoffen, daß sich alles von allein wieder in Wohlgefallen auflöst.«
     
    April reinigte die Schalter mit ein paar feuchten Tüchern. Mit Ausnahme des Rauchsymbols leuchtete jeder Schalter auf, sobald sie ihn berührte. Der Schalter mit dem Rauchsymbol blieb dunkel, egal, was April versuchte. Das Speichengitter zeigte keine Spezialeffekte mehr. April vermutete, daß sich ein Gegenstand auf der Scheibe befinden mußte, um die Lichteffekte zum Leben zu erwecken.
    Nahe der Wartungsluke entdeckte sie ein siebtes Symbol.
    Es war größer als die anderen und erinnerte vage an ein Kanji-Schriftzeichen. Wie das Rauchsymbol reagierte auch dieser Schalter nicht auf ihre Berührung und blieb dunkel.
     
    Marie McCloskey hatte schon immer die göttliche Gegenwart um sich herum gespürt. Niemals hatte es eine Zeit gegeben, selbst in ihren schwersten Tagen nicht – nicht damals, als die Nachricht von Jodies Tod in dem Autowrack auf der 1-29 gekommen war, nicht, als ihr Ehemann sie zum ersten Mal vergewaltigt hatte und auch nicht, als die Ärzte ihr mitgeteilt hatten, daß sie an Diabetes litt –, niemals hatte es auch nur einen einzigen Augenblick gegeben, in dem sie nicht gespürt hätte, daß Jesus bei ihr war. Diese unumstößliche Gewißheit hatte ihr durch all die Jahre geholfen und ihr trotz aller äußeren Umstände einen inneren Frieden geschenkt, den sie nicht gegen alle Reichtümer der Welt eintauschen würde. Marie McCloskey war eine sehr glückliche Frau.
    Sie war nach Fort Moxie gekommen, um ihre Schwester zu besuchen. Normalerweise hätte sie keinerlei Interesse an den Geschehnissen oben bei Johnson’s Ridge gehabt. Doch die Stadt, in den letzten Jahren stets so ruhig und ordentlich, war von Touristen, Journalisten und Studenten und Busladungen voll von Leuten aus ganz Nordamerika überschwemmt. Also war es nur natürlich, daß Maries Neugier geweckt

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