Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Küsten der Vergangenheit

Die Küsten der Vergangenheit

Titel: Die Küsten der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
Vom Netzwerk:
der ganzen Sache herauskommt. Die NEI ist willens, eine Menge Geld für die sehr ungewisse Chance aufs Spiel zu setzen, daß irgend etwas Brauchbares auf dem Kamm wartet. Wir wissen nicht, ob das tatsächlich der Fall ist. Trotzdem wollen wir das Risiko auf uns nehmen. Es steht in jedermanns Interesse, wenn wir das Wagnis eingehen. Der Indianerstamm kann sich hinsetzen und abwarten und das Geld einsammeln. Eine Million Dollar. Für Nichtstun.«
    Redfern klappte den Vertragsentwurf zu und schob ihn wieder zurück. »Ich denke nicht«, sagte er.
    »Dürfte ich nach dem Grund fragen?« erkundigte sich Wells. »Was haben Sie schon zu verlieren?«
    Der Anwalt erhob sich. »Dr. Wells, ich bin heute sehr beschäftigt. Falls die NEI ein ernsthaftes Angebot zu unterbreiten gedenkt, dann wissen Sie ja, wo Sie mich finden.«
    »Überschreiten Sie nicht Ihre Befugnisse, Mister Redfern? Ich würde meinen, daß Sie zunächst Ihre Auftraggeber konsultieren sollten.«
    Redfern ließ Wells spüren, daß ihn seine letzte Bemerkung nicht beeindruckte.
    »Ich denke, ich weiß genau, was ich zu tun habe, Dr. Wells. Und jetzt, sosehr ich es auch bedaure, Sie zu drängen …«
    »In Ordnung.« Wells lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Sie sind ein hartnäckiger Verhandlungspartner, Mister Redfern. Ich will uns unnötige Zeitverschwendung ersparen und komme direkt zur Sache. Ich bin ermächtigt, Ihnen zwei Millionen zu bieten.«
    Redfern blickte auf den Jagdbogen seines Vaters. Es gibt Augenblicke, dachte er, da bedaure ich, daß die alten Zeiten vorüber sind.

 
18
     
     
    Ein Mann ohne Geld ist wie ein Bogen ohne Pfeil.
    ›Gnomologia‹
    Thomas Fuller
     
     
    Während der beiden Jahre, die er nun im Stadtrat saß, hatte Mark Wickham nie erlebt, daß mehr als ein Dutzend Leute die monatliche Versammlung besuchten. Heute abend war das anders. Alle neunhundertsiebenundzwanzig Einwohner Fort Moxies schienen sich in der Stadthalle versammelt zu haben. Sie füllten den geräumigen Versammlungssaal im zweiten Stock und drängten sich auf den Korridoren. (Die Anwesenheit der Sektenmitglieder, die das Erdgeschoß der Halle gemietet hatten, erleichterte die Sache nicht gerade.) Noch immer strömten Bürger herein, als der Ratspräsident, Charlie Lindquist, die Runde eröffnete.
    Auf der Tagesordnung standen verschiedene Routineangelegenheiten: ein Beschluß über Baulandzuteilung, ein Vorschlag, Anleihen zur Sanierung des Highways auszugeben und ein Antrag, daß Fort Moxie an einem Gesamtschulprojekt teilnahm. Doch die Angelegenheit, wegen der alle gekommen waren und die Lindquist konsequenterweise als letzten Punkt auf die Tagesordnung gesetzt hatte, war der Antrag, daß Fort Moxie eine Petition auf Schließung der Ausgrabungsstätte oben bei Johnson’s Ridge einreichen sollte.
    Lindquist, der sich selbst als Salomon der Stadt sah, führte die Verhandlung durch das vorbereitende Stadium. Zwölf Minuten nach neun übergab er das Wort an Joe Torres, einen ehemaligen Farmer, der nun in der Stadt lebte.
    Torres las nervös von einem Blatt Papier ab. Er beschrieb die chaotischen Umstände, die in Fort Moxie herrschten. Der Verkehr war vollkommen zusammengebrochen. Überall lungerten Betrunkene herum, es gab Kämpfe und ganze Horden von Taugenichtsen. Besucher stellten ihre Fahrzeuge an allen möglichen und unmöglichen Orten ab. Sie überschwemmten die Restaurants und plünderten den Supermarkt, so daß die gewöhnlichen Einheimischen acht Meilen weit nach Grand Forks zum Einkaufen fahren mußten. Sogar Verrückte mit Bomben fühlten sich angezogen, wie zum Beispiel der Typ, der am Vortag das Tastee-Freez in die Luft gejagt hatte. »Ich weiß, daß Mike und ein paar von euch anderen im Augenblick gute Geschäfte machen, aber für den Rest von uns ist es eine verdammte Belastung.«
    Agnes Hanford erhob sich. »Wir müssen die Situation ausnutzen, solange wir noch können. Am Ende profitiert die gesamte Stadt davon.«
    Agnes’ Ehemann war der Inhaber des Prairie Schooner.
    Joe schüttelte den Kopf. »Sie haben gut reden, Agnes. Die Situation wird immer schlimmer. Ich denke, wir müssen etwas unternehmen.« Wie als Unterstreichung seines Arguments raste draußen ein Wagen vorbei und hupte langanhaltend. Die Musik aus seiner Stereoanlage brachte die Holzwände der Stadthalle zum Wackeln. »Falls wir diesem Spiel kein abruptes Ende bereiten wollen, müssen wir ein paar zusätzliche Polizeikräfte einstellen.« Ursprünglich hatte die

Weitere Kostenlose Bücher