Die Küsten der Vergangenheit
wurde. Außerdem wollte der Ehemann ihrer Schwester, Corky Cable, unbedingt das Rundhaus sehen.
Also setzten sie sich in den Wagen und reihten sich in den Stau auf der Route 32 ein. Sie fuhren die Zufahrtsstraße hinauf und an dem merkwürdigen grünen Gebäude vorbei, das wie ein Phantasie-Salzstreuer geformt war, und auf der anderen Seite wieder hinunter. Die ganze Zeit über redeten sie von Marsianern. Marie oder ihre Schwester interessierte es eigentlich nicht besonders, doch Corky redete sich richtig in Schwung.
In Walhalla aßen sie im Café Eye zu Abend, bevor sie erneut nach Johnson’s Ridge zurückfuhren. Inzwischen war es dunkel geworden. Eine kalte, kristallklare Nacht voller schimmernder Sterne und ohne Mond. Ein paar Wolkenfetzen zogen über den Himmel. Sie saßen zu dritt in Corkys Mazda auf dem Vordersitz, als sie um eine Biegung steuerten und unvermittelt des weiche, grüne Leuchten auf dem Gebirgssattel erblickten.
»Seht euch das an«, sagte Maries Schwester.
Corky hätte gern am Straßenrand angehalten, damit sie das Phänomen in Ruhe betrachten konnten, doch überall standen geparkte Fahrzeuge. Also bremste er lediglich ab und kroch mit zwanzig Meilen pro Stunde weiter.
Für Marie lag etwas Übernatürliches in diesem schwachen, ruhigen Leuchten. Als hätte Gott persönlich einen Leuchtturm für seine irregeleiteten Kinder errichtet. Ein Zeichen, daß er noch immer da war.
Merkwürdigerweise hatte Marie nichts gespürt, als sie zwei Stunden zuvor im hellen Tageslicht am Rundhaus vorbeigefahren waren. Aber jetzt wurde sie von einer Woge der Gewißheit erfaßt.
»Wir können es auf dem gesamten Weg bis zur Grenze sehen«, sagte Corky. Er war Zollinspektor am Übergang von Fort Moxie, und seine Bemerkung war übertrieben. Die Grenze war viel zu weit entfernt. Doch heute nacht schien alles möglich. Wirklich alles.
»Langsam, Corky«, sagte Marie.
Corky kroch bereits nur noch über die Straße, und hinter ihnen hatte sich eine Schlange von Fahrzeugen gebildet. »Ich frage mich, wodurch es verursacht wird«, sagte Maries Schwester. »Vielleicht besteht das Rundhaus aus einer Art Phosphor.«
Vor Maries geistigem Auge entstand ein Bild. Wenn man ein wenig mentalen Abstand einhielt und die Details nicht zu sehr beachtete, dann konnte man das Gesicht einer Frau in dem geheimnisvollen grünen Leuchten erkennen. Und Marie kannte dieses Gesicht.
»Es ist die Jungfrau Maria«, sagte sie.
Arky Redfern bot seinem Besucher einen Stuhl an, nahm hinter seinem Schreibtisch Platz und lächelte höflich. »Dr. Wells«, begann er, »was kann ich für Sie tun?«
Paxton Wells war ein großer, schlanker Mann mit grauem Schnurrbart und einem Benehmen, das aristokratisch gewirkt hätte, wären da nicht seine überdimensionierten Ohren gewesen. »Mister Redfern«, erwiderte er, »ich gehe davon aus, daß Sie die Interessen der Indianer vertreten, was Johnson’s Ridge betrifft?«
Der Rechtsanwalt nickte.
»Ich möchte Ihnen im Namen des National Energy Institute ein Angebot unterbreiten.« Er öffnete die Verschlüsse seiner Aktentasche, suchte darin herum und zog einen Vertrag hervor. »Wir hätten gerne die Erlaubnis, die Energiequelle des Rundhauses zu untersuchen.« Seine Augenbrauen hoben und senkten sich. Arky vermutete, daß der Mann unter ziemlichem Streß stand, was sich allerdings an seinem Benehmen nicht ohne weiteres erkennen ließ. »Es besteht die Möglichkeit, daß wir vielleicht einige der Technologien des Rundhauses nachbauen können. Falls es Technologien gibt, die wir begreifen, heißt das. Was wir selbstverständlich noch nicht wissen können.«
»Selbstverständlich nicht«, stimmte Redfern seinem Besucher zu.
»Nichtsdestotrotz wären wir bereit, eine beträchtliche Geldsumme für dieses Recht zu bieten. Wobei alle Risiken und Kosten natürlich auf unserer Seite liegen.«
»Ich verstehe«, sagte Redfern. Er nahm das Dokument entgegen.
»Wir bieten Ihnen eine Million Dollar«, sagte Wells.
Der Rechtsanwalt blätterte methodisch durch die Seiten und hielt gelegentlich inne, um einen Absatz genau zu lesen, der seine Aufmerksamkeit erweckt hatte. »Ich verstehe«, sagte er erneut. »Sie würden alle Rechte für die Entwicklung und Vermarktung erhalten.«
»Mister Redfern.« Dr. Wells beugte sich vor und nahm eine Haltung ein, von der er offensichtlich dachte, sie sei von freundlicher Unverbindlichkeit und trotzdem seriös. »Lassen Sie mich ehrlich sein. Wir wissen nicht, was bei
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