Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kunst des Sterbens: Thriller (German Edition)

Die Kunst des Sterbens: Thriller (German Edition)

Titel: Die Kunst des Sterbens: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Morgan Jones
Vom Netzwerk:
nicht klappte.
    »Ausweise.«
    Es war lächerlich, aber Webster gab sich größte Mühe, einen seriösen Eindruck zu machen.
    »Guten Morgen«, sagte er, ohne eine Antwort zu bekommen. » Bonjour . Ich bin der Arzt dieses Mannes, und ich muss dafür sorgen, dass er dem medizinischen Personal überstellt wird, das in der Maschine wartet. Ich habe keinen Pass dabei, aber ich fliege nicht mit.«
    Der Beamte, der in seinem Stuhl herumlümmelte, schürzte die Unterlippe und schüttelte den Kopf. Er schien nicht zu verstehen. Webster versuchte es erneut, mit seinem rudimentären, eingerosteten Französisch.
    »Je suis un médecin. Cet homme est mon … Je suis avec cet homme. Il faut que je vais avec lui sur l’avion, parce-qu’il est très malade. Très malade, et il y a des médecins sur l’avion qui lui attendent. Je n’ai pas un passeport mais je reste ici. Je ne vais pas voyager.«
    Unter ihren schweren Lidern musterten ihn die Augen des Beamten mit einem langen, prüfenden Blick. Langsam schüttelte er den Kopf.
    »Ohne Ausweis kein Zutritt.«
    » Mais c’est impératif. « Gab es das Wort impératif überhaupt? Er hatte keine Ahnung. Er spürte, wie er die Kontrolle über die Situation zu verlieren drohte. » Mon … « Was würde er dafür geben, wenn er wüsste, wie das Wort für »Patient« lautete. » Il est très malade, et je suis son médecin. «
    Der Beamte verzog das Gesicht und schüttelte erneut den Kopf, schaute auf seinen Schreibtisch hinab.
    »Okay«, sagte Webster. » D’accord. Je voudrais … non, je suis heureux de payer un – un … «, Himmel, was hieß »Gebühr«? Un droit , genau, » … un droit médical, pour votre coopération. « Gott, es war grausam. Es war lange her, dass er versucht hatte, einen Beamten zu bestechen, und in Russland war ihm das irgendwie immer leichter gefallen. Er holte Senechals Geld aus seiner Jacketttasche hervor und legte es auf den Tresen. » Un droit médical. «
    Die Scheine lagen dort für eine gefühlte Ewigkeit, der Beamte betrachtete zunächst das Geld und blickte Webster dann fest in die Augen. Ob er moralische und finanzielle Überlegungen gegeneinander abwog, war nicht zu erkennen, doch schließlich schüttelte er den Kopf, sagte ein paar Worte auf Französisch, die Webster nicht verstand, und griff zum Telefon.
    Jetzt meldete Qazai sich zu Wort, sprach Arabisch, mit großer Autorität und noch größerem Ernst, seine Stimme war klar und tief, und der Beamte richtete sich auf seinem Stuhl auf. Was auch immer Qazai zu sagen hatte, er tat es in nur wenigen Sätzen, und als er fertig war, wartete er mit herrschaftlicher Geste auf eine Antwort. Ohne aufzublicken, streckte der Beamte die Hand nach dem Tresen aus, nahm das Geld und nickte sie durch.
    Keiner der beiden Männer sagte etwas, bevor sie das Tor erreicht hatten und die Treppe zum Rollfeld hinuntergingen.
    »Wie haben Sie das angestellt?«
    Inzwischen war ein wenig Farbe in Qazais Gesicht zurückgekehrt, aber er machte noch immer einen gequälten Eindruck. »Ich habe ihn aufgefordert, das Geld zu nehmen. Andernfalls würde ich dem Chef der Flughafenpolizei erzählen, dass er versucht hätte, uns Schmiergeld abzuknöpfen.«
    Webster nickte dankbar und kein bisschen verlegen.
    »Ich wusste nicht, dass Sie Arabisch sprechen.«
    »Es gibt eine Menge, was Sie nicht wissen.«
    Webster, der immer noch nicht ganz überzeugt war, dass sie die Polizei abgehängt hatten, ließ ein letztes Mal seinen Blick über den Flughafen wandern, der in der Hitze der Mittagssonne flirrend dalag.
    »Aber das wird sich bald ändern«, sagte Webster, und ließ Qazai auf der Gangway den Vortritt.

22
    Das Ganze war das Werk eines Mannes namens Nezam; in gewisser Weise hatte er das alles vor dreißig Jahren in einem Büro in Teheran eingefädelt. Obwohl er seit zwanzig Jahren tot war, hatte er sich den heutigen Tag oder einen ähnlichen bestimmt ausgemalt, und er wäre über den Misserfolg seiner gründlichen Vorbereitungen sehr betrübt gewesen. Das musste Webster einsehen. Ohne Übertreibung konnte man sagen, dass Qazai damals keine Wahl gehabt hatte, so wie ihm jetzt kaum eine Wahl blieb.
    Die Leute glauben, eine Revolution sei eine klare Angelegenheit: Der Herrscher verliert seinen Kopf, seine Anhänger machen sich aus dem Staub oder werden mit dem Schwert gerichtet, der Staat wird mit neuem Blut versorgt, keiner von der alten Garde darf bleiben, im Wohlfahrtsausschuss gibt es keine Adligen und im Rat der

Weitere Kostenlose Bücher