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Die Kunst des Sterbens: Thriller (German Edition)

Die Kunst des Sterbens: Thriller (German Edition)

Titel: Die Kunst des Sterbens: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Morgan Jones
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nicht, als du das letzte Mal hier warst. Unglaublich, oder? Die größte Kugelschreibermine der Welt.«
    Nicht ohne Staunen beobachtete Webster, wie das Gebäude am Horizont vorüberzog. Es handelte sich um eine achthundert Meter hohe Lanze aus Licht – so hoch, dass Websters Gehirn Probleme hatte, es in der Landschaft unterzubringen. Obwohl Constance seine Witze darüber machte, fiel es schwer, von der Furchtlosigkeit Dubais nicht beeindruckt zu sein, von dem außergewöhnlichen Vertrauen, das dem ganzen Vorhaben zugrunde lag.
    »Was ist so besonders an diesem Ort?«, sagte er lächelnd und blickte zu seinem Fremdenführer hinüber. »Was gefällt dir hier?«
    Constance sah ihn mit echtem Interesse an, als hätte er über die Frage bisher weder nachgedacht, noch als hätte man sie ihm je gestellt.
    »Mein Gott. Dubai?« Sie fuhren jetzt über den Creek, und über der Brücke hing der Geruch von Meeresluft, Fisch und Schwefel. Constance hörte auf, ständig die Spuren zu wechseln, die Frage schien seine Konzentration zu verlangen, und seine Antwort klang fast verhalten. »Die Möglichkeiten hier. Als würde man ganz bei null anfangen. Mit einem weißen Blatt Papier. Niemand hat diesen bekloppten Scheißkerlen die Regeln erklärt. Niemand hat ihnen erklärt, dass man in der beschissenen Wüste nicht Ski fahren kann. Dass man ohne eine funktionierende Wirtschaft nicht so viel Besitz anhäufen kann. Aber es ist ihnen egal. Und sieh nur, was sie gemacht haben.« Er deutete auf die Umgebung. »Unfassbar. Fantastisch. Im wahrsten Sinne des Wortes. Das gefällt mir. Das hier ist der unterhaltsamste Ort der Welt.«
    Sie befänden sich jetzt in Deira, erklärte er, das früher eine eigenständige Stadt gewesen sei, nicht so protzig wie ihr Nachbar auf der anderen Seite des Creek. Hier wurden in den Suks seit Jahrhunderten Gewürze und Fische verkauft, hier waren die Daus mit ihrer kostbaren Fracht für den Golf vor Anker gegangen, und hier, in den staubigen kleinen Bereichen jenseits der Hauptstraßen und der Bürogebäude (die heruntergekommener und kleiner als ihre Gegenstücke im Osten waren), zwischen den unbeleuchteten Parkplätzen und dem Brachland, konnte man noch Reste dessen finden, was Constance »Alt-Dubai« nannte, und wo, abseits des ganzen Fortschritts, dicht gedrängt sandfarbene Häuser standen.
    »Du kriegst in der Stadt kaum eine Wohnung, die über zehn Jahre alt ist«, sagte er und bog in eine unbeleuchtete Straße, kurvte mit dem Cadillac zwischen Schlaglöchern entlang. »Fast unmöglich. Als ich zum ersten Mal herkam, war das hier ein wunderschöner Ort. Es gab kein einziges höheres Haus. Man konnte die Minarette sehen. Ich habe sechs Monate gebraucht, um mein Haus zu finden. Es wurde 1936 erbaut, wird dir gefallen, sein beschissenes Klo hat mehr Klasse als das ganze gestrandete Schiff, in das sie dich verfrachtet haben. Aber erst gehen wir was essen. Und zwar gut.«
    Constance grinste Webster an und kam mit dem Wagen neben zwei niedrigen Gebäuden zum Stehen, beide zweistöckigund aus Korallenstein und Lehm. In dem breiten Durchgang dazwischen, der, abgesehen von dem gelben Licht, das aus ihren kleinen rechteckigen Fenstern drang, dunkel war, saßen zwei alte Männer in arabischen Gewändern, rauchten und spielten an einem flachen Tisch Backgammon. Als Constance und Webster an ihnen vorbeiliefen, hoben sie die Köpfe.
    »Salem Aleikum« , sagte Constance.
    »Salem Aleikum« , erwiderten sie und musterten die beiden Fremden, die auf das dunklere Ende zugingen und durch den einzig dekorierten Eingang traten: mit einer kleinen roten Markise und zwei Stoffbannern links und rechts der Tür. Webster blieb auf der Schwelle eines engen, teppichbehängten Vorraums stehen, einer winzigen Kopie von Qazais riesiger Eingangshalle, während Constance auf Arabisch einen kleinen Mann mit hellweißem Haar ansprach, der eine silbern bestickte Jacke trug. Der Mann verbeugte sich und führte sie durch eine von drei Türen in einen größeren Raum, dessen Oberflächen ebenfalls mit Teppichen bedeckt waren und wo drei, vier Gruppen Männer, alle in den für Dubai typischen weißen Gewändern – einige trugen graue Anzugjacken darüber –, auf dem Boden hockten, aßen und sich unterhielten. Der kleine Mann verneigte sich erneut und bedeutete ihnen, Platz zu nehmen. Constance erwiderte seine Verbeugung und hockte sich auf den Boden, während Webster sich ihm gegenüber, mit dem Rücken zur Wand, hinsetzte.
    Constance sah

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