Die Kunst des Sterbens: Thriller (German Edition)
in der Hoffnung, dass uns das voranbringt.«
»Das hat keine Eile. Das hilft uns jetzt nicht weiter.«
Webster verzog keine Miene. »Was hat die Polizei gesagt?«
»Dass sie eine Fahndung rausgegeben haben und dass bald jemand hier ist.«
»Glauben Sie das?«
»Mein Gott. Keine Ahnung.« Er schaute frustriert zu Raisa. »Ja. Eigentlich schon. Sie wissen, wer wir sind.«
In diesem Moment klingelte die Gegensprechanlage, und Timur antwortete.
»Die Polizei.«
Er ging nach draußen, und Raisa folgte ihm. Webster und Constance warfen sich über den Tisch hinweg Blicke zu.
»Weiß er mehr?«
»Nein«, sagte Webster.
Constance knurrte. »Was hältst du davon?«
»Es geht dabei nicht um Geld. Ist nur so ein Gefühl.«
Timur kehrte mit zwei Männern zurück – beide in einer khakifarbenen Uniform, und beide trugen sie eine graue Schirmmütze – und stellte ihnen Webster als seinen Anwalt vor. Constance ignorierte er. Einer der Beamten, der ältere der beiden, mit Bart und mit einer Reihe Ehrenabzeichen auf der Brust, streckte Webster die Hand entgegen.
»Captain Faraj.«
Dann schüttelte er Constance die Hand, nahm am Tisch Platz und wartete, dass die anderen sich zu ihm setzten.
»Jedes Polizeiauto in Dubai kennt Kennzeichen und Modell des Wagens. Das hilft uns weiter. Die Sache hat oberste Priorität.«
Timur dankte ihm, und der Captain verneigte sich.
»Ohne den Pass Ihres Sohnes können sie das Land nicht verlassen. Ich brauche ein Foto von ihm, das wir verteilen können.« Timur nickte in Raisas Richtung, worauf sie sich erhob und verschwand. »Wo ist Ihr Chauffeur?«
»Unterwegs.«
»Er muss den genauen Hergang schildern. Vertrauen Sie ihm?«
»Absolut.«
»Haben Sie schon was von den Entführern gehört?«
»Nichts.«
Der Captain machte eine Geste in Richtung seines Untergebenen, worauf dieser aus seiner Hemdtasche einen Block und einen Stift hervorzog.
»Zunächst die wichtigsten Einzelheiten. Wie alt ist Ihr Sohn?«
»Neun.«
»Ist er Ihr einziges Kind?«
»Nein. Wir haben noch einen Sohn, Farhad, fünf Jahre alt.«
»Wo ist er jetzt?«
»Oben bei seinem Kindermädchen.«
»Er schwimmt nicht?«
»Nur hier.«
Timurs Handy klingelte, und das schrille Läuten ließ alle aufschrecken. Er schaute auf das Display, dann zum Captain und schüttelte einmal den Kopf – er kannte die Nummer nicht. In diesem Moment kehrte Raisa mit einem Foto ins Zimmer zurück, sie machte einen besorgten Gesichtsausdruck. Beim zweiten Klingeln nahm Timur schließlich ab und ließ seinen Blick nervös zwischen ihr und Webster hin- und herwandern.
»Ja … Ja … Ja, bin ich.« Er drehte sich ein wenig vom Tisch fort und hielt seine freie Hand ans Ohr, als könnte er nicht verstehen, was gesagt wurde. »Was, da? Na, Gott sei Dank. Gott sei Dank.« Er griff nach Raisas Hand und hielt sie fest umklammert. »Wo? Ich komme sofort. Sofort. Lassen Sie mich mit ihm reden … Parviz? Mein Schatz? Alles in Ordnung. Ich hole dich ab. Du bist jetzt in Sicherheit. In Sicherheit.«
Parviz war ein dürrer Junge mit langen Beinen, und er war fraglos intelligent; während er die Hand seine Mutter hielt, beantwortete er in aller Ruhe die Fragen des Captains. Er stand unter Schock und wirkte erschöpft, doch er war der perfekte Zeuge, und als Raisa den Männern erklärte, dass sie ihm etwas zu essen machen wolle, und sie bat, sich draußen an den Pool zu setzen, damit sie nicht im Weg seien, hatte er seine kurze Entführung bis ins kleinste Detail beschrieben. Der Fahrer des Wagens, Khalil, war dafür umso verstörter, aber was er erzählte, klang logisch und glaubwürdig, wenn auch seltsam.
Khalil war mit Parviz wie immer zum Schwimmbad gefahren. Kurz vor drei waren sie dort angekommen, und um zehn nach vier hatte Parviz es mit den anderen Jungen wieder verlassen. Nach einem knappen Kilometer war aus einem der Reifen des Wagens, einem Mercedes von Tabriz, die Luft entwichen, und Khalil war gezwungen gewesen, am Anfang einer Baustelle rechts ranzufahren; er forderte Parviz auf, den Wagen zu verlassen und ein paar Meter abseits der Straße zu warten, während er den Reifen wechselte. Als er den Reservereifen aus dem Kofferraum holte, fuhr ein schwarzer BMW mit Dubaier Kennzeichen vor, und ein Mann stieg vom Beifahrersitz. Er war in den Dreißigern oder Vierzigern, wahrscheinlich ein Araber, wahrscheinlich Iraner oder Iraker, stämmige Figur, er trug eine Sonnenbrille. Lächelnd hatte er Khalil erzählt, dass er ein Freund von
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