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Die Kunst des Sterbens: Thriller (German Edition)

Die Kunst des Sterbens: Thriller (German Edition)

Titel: Die Kunst des Sterbens: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Morgan Jones
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wieder durch den Kopf spukte, hatte er eine schlaflose Nacht verbracht.
    Er müsse nach Afrika fliegen, hatte er ihr erzählt, und so weit war das die Wahrheit. Höchstens zwei Tage, ein letzter Einsatz, das sei die einzige Möglichkeit, die Sache zu Ende zu bringen: alles wahr. Gelogen hatte er nur, indem er einiges wegließ. Er hatte nicht erwähnt, dass er alles aus eigener Tasche bezahlte, dass er Ike von seiner Reise nichts erzählt hatte und dass er kaum wusste, was ihn bei seiner Ankunft erwartete. Sonst hätte sie ihn angebrüllt, aber so tat Elsa das, was sie so gut konnte: Sie ließ ihn mit seinen eigenen Fehlern alleine.
    In seinem engen, schmalen Sitz, umgeben von Urlaubern und Marokkanern auf dem Nachhauseweg, rechnete Webster aus, was alles kosten würde, abgesehen von der Belastung für seine Ehe. Siebenhundert Pfund für sein Flugticket. Achtzig Pfund pro Nacht für das Hotel, ein kleiner Riad, den Constance ihm empfohlen hatte. Wenigstens hatte er George Black nicht mitgenommen, auch wenn er das gerne getan hätte. Black bestand bei Bewachungen auf einem Team von mindestens fünf Mitarbeitern, und die wären alle auf Websters Kosten hergeflogen und untergebracht worden; drei Tage, und er wäre pleite gewesen.
    Nein, ein Einsatz von George kam leider nicht infrage, das wäre in Marrakesch sowieso ein hoffnungsloses Unterfangen gewesen, denn fünf bullige Exsoldaten hätten Aufmerksamkeit erregt, doch Webster konnte dort nicht ohne fremde Hilfe operieren: Er war noch nie in Marokko gewesen, kannte sich dort also nicht aus, er sprach kein Arabisch, und mit seinem bisschen Schulfranzösisch konnte er sich auch nicht frei bewegen. Darum hatte er, bevor er das Büro verlassen hatte, aus den Unterlagen bei Ikertu eine Handvoll Fälle herausgesucht, die mit Marokko in Beziehung standen. Es waren nicht viele, doch bei allen hatte man die Dienste derselben Frau in Anspruch genommen: Kamila Nouri. Und den Schriftwechseln nach zu urteilen, handelte es sich bei ihr um eine alte Freundin von Hammer; einige ihrer Jobs reichten bis zu den Anfangsjahren der Firma zurück. Webster hatte sie angerufen, in der Hoffnung, sie kurz nach seiner Ankunft zu treffen, aber Kamila hatte darauf bestanden, dass ein Freund von Ike auch ihr Freund sei, und erklärt, sie werde ihn vom Flughafen abholen. Webster, der Hammer gesagt hatte, dass er sich ein, zwei Tage freinehme, um den Bericht zu schreiben, hoffte inständig, dass sie tatsächlich so eine gute Freundin war und seine Geschichte nicht überprüfte.
    Also zwei Tage ihrer Zeit, wie teuer sie auch sein mochte. Wahrscheinlich insgesamt noch mal zweitausend Pfund, oder etwas weniger. Also für den ganzen Ausflug mindestens dreitausend Pfund. Das Geld hätte er eigentlich für sein neues Geschäft sparen oder für den Urlaub mit seiner Familie ausgeben sollen. Es war nicht dazu gedacht, es einfach zu verpulvern. Die Zahlen, die in seinem Kopf hin und her wanderten, während er seine Berechnungen anstellte, wurden zu einem neuen, ausdrucksstarken Symbol seiner Verantwortungslosigkeit.
    Und wofür der ganze Aufwand? Um genau was zu beweisen? Keine der Theorien, die durch seinen Kopf geisterten, überzeugte ihn. Doch aus den verstreuten Fakten, die ihm vorlagen, gingen zwei Dinge eindeutig hervor: dass Qazais Geld von bösen Menschen für finstere Zwecke ausgegeben wurde, und dass, wer auch immer sie waren und wie sie zu Qazai in Beziehung standen, etwas schiefgelaufen war. Im Dezember waren Mehrs Zahlungen versiegt, oder etwas später, als dem zeitlichen Ablauf entsprechend eigentlich eine Zahlung fällig gewesen wäre; im Januar war Qazai nach Belgrad gereist, im März nach Tripolis; und Mehr war im Mai gestorben. Und jetzt Timur.
    Webster spielte die verschiedenen Möglichkeiten durch. Eine davon war Erpressung: dass irgendein hässliches Geheimnis Qazai Millionen kostete und er den Zahlungen nicht nachkommen konnte. Oder, was plausibler war, dass er am Golf eine gewaltige Summe Geld verloren hatte, und als ihm klar geworden war, dass er seine Firma verkaufen musste, hatte er beschlossen, ein paar alte Verbindungen zu kappen – zum Beispiel zu einem seiner ursprünglichen Investoren, der sein Geld mit verhängnisvollen Geschäften verdient hatte.
    Könnte Deans letzte Entdeckung damit zu tun haben, dieser Chiba auf Zypern? Das ließ sich unmöglich sagen. Das Geld hatte eine lange Reise hinter sich, vom Licht ins Dunkel, vom öffentlichen Glanz eines Qazai über Cyrus Mehr und

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