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Die Kurtisane des Teufels

Die Kurtisane des Teufels

Titel: Die Kurtisane des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lessmann
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mit Alaun gestreckt worden, um es zu bleichen. Auch der Käse war alles andere als frisch, und das Bier war so stark verdünnt, dass es keinen Geschmack mehr hatte. Der Hunger erlaubte es Kitty jedoch nicht, wählerisch zu sein. Nach der rastlosen Nacht verschlang sie gierig die frugale Mahlzeit und betrachtete dann neugierig die anderen Kunden. Ein Mann im fadenscheinigen Anzug kaufte einen Achtelscheffel Kohle und wickelte sie in ein schmutziges Tuch, ein Fackelträger erstand eine neue Fackel für die kommende Nacht, und Hausmädchen besorgten Kerzen, Seife oder Tee, Zucker und Butter für die Herrschaft. Jeder von ihnen erhielt ein Schlückchen Gin umsonst. Eine Frau in Lumpen, die eine Viertelpinte Brandy verlangte und anschreiben lassen wollte, wurde weggeschickt und kehrte kurz darauf mit einer Leinenhaube zurück, die sie als Sicherheit einsetzte.
    Werde ich auch so enden?, fragte sich Kitty bedrückt.
    Betty klopfte ihr unsanft auf den Rücken. »Nun komm, Kleine. Mach nicht so ein grimmiges Gesicht. Gehen wir an die Arbeit.«

12
    Trotz ihres offensichtlichen Tatendrangs setzte sich die Hökerin gemächlich in Bewegung. Die Marktvorschriften besagten, dass die Hausfrauen die erste Wahl hatten und sich die beste Ware aussuchen konnten, dann kamen die Großhändler an die Reihe und zuletzt die Höker. Ihnen blieb meist nur schlechtes oder zum Teil bereits verdorbenes Obst und Gemüse.
    Als der Morgen fortschritt, belebte sich der Markt von Covent Garden zusehends. Die eintreffenden Handwerker hatten Petes Leichnam entdeckt, und einer von ihnen lief zur St.-Pauls-Kirche hinüber, um den Pfarrer zu holen, der soeben den Gottesdienst beendet hatte. Vor den Gittern, die den Portikus der Kirche umgaben, hatte sich Bettelvolk eingefunden, das sich von den Kirchgängern eine milde Gabe erhoffte. Nur widerwillig verließen Lakaien und Kutscher die Schenken, in denen sie sich mit ein paar Pinten Wein die Kehle angefeuchtet hatten, während ihre Herrschaft in der Kirche war. Kitty wunderte sich, dass sich manche Trinkstuben so leichtfertig über das Gebot hinwegsetzten, während des Gottesdienstes zu schließen. Vermutlich zahlten die Inhaber dem Kirchenvorsteher ein Bestechungsgeld, damit dieser sie nicht kontrollierte.
    Betty blieb vor den Marktständen der Obst- und Gemüsehändler stehen und musterte naserümpfend die verbliebenen Waren.
    »Keine guten Zeiten für Höker«, murmelte sie Kitty zu. »Zu dieser Jahreszeit gibt es nur wenig frisches Gemüse, und selbst die Makrelen sind teuer, da kaum edlerer Fisch gefangen wird. Nur Kohl ist stets im Überfluss zu haben. Hast du geschickte Finger? Dann kannst du unterwegs Kohlnetze knüpfen, das bringt ein paar Farthings mehr ein. Ich schätze, ich werde noch eine Flasche Gin kaufen. Es findet sich immer jemand, dem der Weg zum nächsten Genever-Laden zu weit ist, obwohl in St. Giles jedes vierte Haus das Zeug feilbietet. Müssen nur aufpassen, dass uns kein Konstabler über den Weg läuft. Die verscherbeln auch Gin und mögen keine Konkurrenz, ebenso wie die Barbiere und Tabakhändler.«
    »Gibt es in London irgendeinen Berufszweig, der keinen Gin nebenbei anbietet?«, fragte Kitty zynisch.
    »Lass mich überlegen. Weber verkaufen welchen, Schuhmacher, Schneider, Schreiner und natürlich Krämer«, antwortete Betty lachend. »Nicht zu vergessen die Höker. Nein, es gibt kaum jemanden, der nicht an dem köstlichen Saft verdient. Hier, nimm noch einen Schluck!«
    Kitty folgte der Einladung, obgleich sie der scharfe Geschmack des Alkohols anwiderte. Doch er wärmte ihren unterkühlten Körper und benebelte ihre Sinne, so dass sie weniger über ihr Schicksal nachgrübelte.
    Den ganzen Tag über zogen sie durch die Gassen um Covent Garden. Lautstark pries Betty ihren Kohl an, und ihre Begleiterin versuchte, sie nach ihrem besten Vermögen zu unterstützen, indem sie Vorbeigehende anlächelte und charmant ansprach. Dabei hielt sie die kleine Helen im Arm, die teilnehmende Blicke auf sich zog und so manches Herz zum Schmelzen brachte. Am Abend zeigte sich Betty mit dem Erlös zufrieden.
    »Das reicht für ein warmes Abendessen in einer Garküche und eine Übernachtung«, meinte sie. »Hast du eine Unterkunft, Kindchen?«
    Die junge Mutter schüttelte den Kopf.
    »Dann komm mit mir«, schlug die Hökerin vor. »Ich verbringe die Nächte in einem Logierhaus auf der Black Boy Alley zu zwei Pence. Für uns zusammen kostet es nur drei Pence. Aber du darfst nicht zimperlich

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