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Die Lady mit dem Bogen

Die Lady mit dem Bogen

Titel: Die Lady mit dem Bogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyn Kelley
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nicht, da er sein Messer hob, um einer herabsausenden Klinge zu begegnen. Kein Schwert, wie er erleichtert sah. Die Angreifer waren in schmutzige Lumpen gehüllt. Diese Habenichtse besaßen keine Schwerter. Er hörte hinter sich Metall klirren, ein Zeichen, dass Godard ein Schwert hatte und sich verteidigte. Saxon musste um sein eigenes Leben kämpfen.
    Er schwang sein Messer in hohem Bogen. Der Mann vor ihm sprang zurück, und sein Gewand zerriss noch weiter. Mit einem wütenden Knurren hob der Kerl seine Klinge und ging erneut zum Angriff über.
    Saxon wollte mit einem Seitwärtssprung ausweichen, als etwas zischend über seinen Kopf hinwegsauste. Der Mann fiel rücklings um, ein Pfeil ragte aus seiner Schulter. Das Messer entglitt nutzlos seiner Hand und fiel auf den Boden, der sich rot färbte.
    Ihm war einen Augenblick zuvor unter dem Ärmel des Mannes etwas im Mondlicht Blitzendes aufgefallen. Eine Rüstung! Der Dieb trug ein Kettenhemd.
    Saxon lief auf ihn zu und packte ihn vorne am Gewand. Er hob den Stöhnenden halb vom Boden hoch und herrschte ihn an: »Wer bist du? Wer hat dich auf uns gehetzt?«
    Fäuste trafen Saxon in den Rücken und stießen ihn auf den Verwundeten. Er kroch von dem Mann fort, der vor Schmerzen brüllte. Saxon fluchte. Sein Messer! Wo war es?
    Ehe er es suchen konnte, durchschnitt ein anderes Messer die Finsternis. Er sprang zurück. Die Klinge sauste knapp an seinem Leib vorüber. Als er Godard etwas rufen hörte, reagierte er nicht darauf. Er musste sich auf seinen eigenen Angreifer konzentrieren.
    Wo war sein Messer? Dort! Auf dem Boden, gleich hinter dem Verwundeten.
    Er tat einen Schritt auf die Klinge zu und sprang zurück, als das Messer ihn wieder zu treffen suchte. Schmerz brannte in seinem rechten Arm, Blut hinterließ eine brennende Spur bis zu seinem Ellbogen.
    »Was ist …« Sein Angreifer schnappte nach Luft und blickte mit aufgerissenen Augen an ihm vorüber.
    Mallory trat aus dem Dunkel. Ihr schwarzes Haar war offen und umgab ihre Schultern, ihr Köcher war zerfetzt und leer. Ehe er ihr zurufen konnte, sie solle vor diesen gepanzerten Männern fliehen, schwang sie den Bogen wie einen Kampfstock. Er erwartete, dass die Waffe beim Aufprall auf den Angreifer knackend brechen würde, bis ihm klar wurde, dass sie den Mann gar nicht treffen konnte, da Mallory nicht richtig ausholte.
    Doch hatte sie damit Saxon die benötigte Atempause verschafft. Er lief zu seiner Klinge und hörte einen Aufschrei. Als er sich umdrehte, sah er, dass die lose Sehne wie das Ende einer Peitsche auf den Mann zuschnellte und seine Wange traf. Wieder schrie der Kerl auf und wollte zum Angriff übergehen, als er aber mit seinem Messer ausholte, packte sie ihren Bogen mit beiden Händen.
    »Nicht!«, rief Saxon ihr zu. »Seine Reichweite ist größer als Eure! Er wird …«
    Mit erhobenem rechten Fuß sprang sie auf den Mann zu. Auf ihn zu? Hatte sie den Verstand verloren? Hatte sie …
    Ungläubig sah er, dass sie mit der Fußkante den Mann am Kinn traf. Dieser ging zu Boden, sprang aber sofort wieder auf. Als er sah, dass sie ihn erneut angreifen wollte, rannte er wie ein verwundetes Tier brüllend davon.
    »Seid Ihr unverletzt?«, fragte sie keuchend.
    Saxon wollte antworten, als sich ein starker Arm um seinen Hals legte. Drückend und stoßend setzte er sich zur Wehr, damit ihm nicht das Genick gebrochen wurde.
    »Saxon!«, schrie sie.
    Er warf einen Blick in ihre Richtung, als der Arm um seinen Hals fester zudrückte. Er rang nach Luft, die seine Lungen nicht mehr erreichte. Da sah er, wie sie die rechte Faust hob und damit nach unten stieß.
    »Was?«, würgte er heraus. Der Arm um seinen Hals verstärkte den Druck.
    »So!« Sie wiederholte die Bewegung, eindringlicher diesmal. »Macht schon! Jetzt!«
    Seine Kraft entströmte ihm wie Blut einer offenen Wunde. Er ballte die Finger zur Faust und hob ihrem Beispiel folgend die Hand. Hinter ihm stieß sein Angreifer ein Knurren aus. Saxon wusste, dass ihm nur mehr Sekunden blieben. Er ließ seine Faust niedersausen.
    Sein Angreifer schrie auf, als Saxons Faust ihn traf. Zwischen den Beinen, wie Saxon klar wurde, als der Arm des Mannes erschlaffte und herunterglitt. Er fuhr herum und sah, dass sein Gegner sich krümmte. Mit grimmigem Lächeln holte er tief Luft und schlug ihm ins Gesicht. Schmerz durchschoss seinen Arm, doch schenkte er ihm keine Beachtung, als der Mann schwer auf den Boden fiel und ein Stöhnen hören ließ, ehe er verstummte.

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