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Die Lady mit dem Bogen

Die Lady mit dem Bogen

Titel: Die Lady mit dem Bogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyn Kelley
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erklärt, anstatt sie zu heiraten.
    »Lady Mallory hat ihr Bestes getan«, sagte er, da er ahnte, dass es das war, was Ruby hören wollte.
    Er irrte sich. Die Dienerin knallte den Becher auf den Tisch und stand so plötzlich auf, dass sie ihn fast mitgerissen hätte, ehe er ihre Hand losließ.
    »Ihr Bestes könnte ihren Tod bedeuten.«
    Er erhob sich langsam. »Ihren Tod? Was wisst Ihr, Ruby? Womit haltet Ihr zurück?«
    »Ich versprach, nichts zu sagen.«
    »Eben sagtet Ihr, dass sie ums Leben kommen könnte. Jetzt sagt Ihr mir, dass Ihr versprochen habt, nichts zu verraten. Euer Versprechen könnte ihren Tod bedeuten.« Er beugte sich vor, legte die Hände auf den Tisch und sah Ruby eindringlich an. »Ihr wisst so gut wie ich, dass sie alles tun wird, um der Königin ihren Wert zu beweisen. Ein Versagen wird sie sich nicht erlauben. Nicht solange sie lebt.«
    Ruby atmete bebend ein und schauderte zusammen. »Ich versprach ihr, dass ich nichts sagen würde.«
    Er ging zu der zitternden Frau und legte ihr die Hände auf die Schultern. »Ruby, ich weiß um Euer Dilemma, da ich Mallory nicht daran hindern möchte zu tun, wozu sie sich verpflichtet glaubt. Ebenso weiß ich, dass Ihr so wie ich nicht wollt, dass sie in Erfüllung dieser Pflicht ums Leben kommt.«
    Die Dienerin nickte widerstrebend. »Mir wäre lieber, sie entlässt mich, als dass sie umkommt, nur weil ich den Mund hielt, wenn ich hätte reden sollen. Sie sagte, sie wollte zum Markt, dort wo die neue Kirche gebaut wird.«
    »Warum?«
    »Um ihn zu finden.«
    »Ihn? Wen?«, fragte er wieder.
    »Jacques Malcoeur.«
    Mehr brauchte Saxon nicht zu wissen. Als er zur Tür lief, hörte er noch, wie sie ihm etwas nachrief, doch ließ er sich davon nicht aufhalten. Er musste Mallory finden, ehe sie sich tatsächlich auf eine Zusammenkunft mit dem Dieb einließ. Malcoeur würde sie nur zu gern dafür bezahlen lassen, dass sie ihn und seine Leute gedemütigt hatte, und der Preis dafür würde sehr hoch sein.
     
    Mallory hob die Laterne höher, als sie das gleichmäßige Tröpfeln von Wasser jenseits des Lichtkreises hörte. Metallische Gerüche vermengten sich mit dem Geruch feuchter Erde. Vor sich konnte sie eine Wasserfläche sehen, daher hatte sie keine andere Wahl, als diese zu durchwaten oder sich umzudrehen und die Höhle zu verlassen, eine von vielen unterhalb von Poitiers. Öffnungen, große und kleine, durchlöcherten die Klippen beider Ufer und eröffneten den Zutritt zu einem gewaltigen Höhlenlabyrinth. Wo Kalkstein den Fels durchsetzte, zeigte sich Weiß wie schmückender Zierrat.
    Hinter ihr ertönte das Geräusch von Stein auf Stein. Sie drehte sich um, zog ihr kurzes Schwert und ging in Verteidigungsstellung. In dem gewundenen Höhlengang war ihr Bogen nicht zu gebrauchen.
    »Mallory?« Ihr Name hallte unheimlich durch den Tunnel, doch erkannte sie die Stimme.
    Ein Licht hüpfte die Wand entlang auf sie zu. Sie steckte das Schwert zurück in die Scheide und hob wieder die Laterne. »Hier bin ich, Saxon.«
    Er tauchte hinter einem großen Felsblock auf, der den Tunnel halb blockierte. Darüber befand sich ein Loch, in dem das Felsstück einst einen Teil der Tunneldecke gebildet haben musste. Die kleinen Eiszapfen, die aus der Öffnung hingen, waren mehr aus Stein als aus Wasser.
    Saxon wischte sich Staub und Spinnweben aus dem Haar. Vermutlich hatte er in einigen der Höhlen gesucht, die sie entmutigt hatten, als sie die dicken Spinnweben über den Öffnungen sah. Sie konnte ihn nur anstarren, als er mit den Händen vorne über seine hellgrüne Tunika strich und Staubflusen von seiner dunkelgrünen Strumpfhose zupfte. Wie sehr wünschte sie sich, ihre eigenen Finger hätten demselben Pfad folgen können!
    Er hob seine lodernde Fackel und fragte: »Im Namen aller Heiligen, was treibt Ihr hier?«
    Alle ihre Phantasien schrumpften ein wie Pflanzen, die lange die Sonne entbehrt hatten. »Ich bin auf der Suche …«
    »Ich weiß, wen Ihr sucht. Jacques Malcoeur und seine Männer.« Er schüttelte den Kopf, Staub schwebte als grauer Puder auf seinen schwarzen Umhang, den an der linken Schulter eine silberne Brosche zusammenhielt. »Und was hättet Ihr gemacht, wenn Ihr ihnen unter der Erde begegnet wäret?«
    »Ich wollte herausfinden, wo sie sich tagsüber aufhalten. Dann wollte ich zurückgehen und Euch zu Hilfe holen, um mit ihnen zu reden.«
    Er lachte angespannt. Es war mehr Schnauben als Lachen, ein Geräusch, das im gewundenen Tunnel unheimlich

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