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Die Lady mit dem Bogen

Die Lady mit dem Bogen

Titel: Die Lady mit dem Bogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyn Kelley
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aufhielten. Sie hatte ihre Stimmen, aber nicht die einzelnen Worte unterscheiden können, nachdem sie die Steintür geschlossen hatten und sie und Saxon in dieser Gruft zurückließen. Ihre erhobenen Stimmen hatten auf Streit mit ihrem Anführer schließen lassen.
    Nun herrschte Stille. Keine Schritte, keine Stimmen, nicht einmal der Wind war zu hören. Es gab nur den Mondschein, der vor einigen Stunden an die Stelle der Sonne getreten war. Vielleicht waren die Männer ja fort. Gut!
    Mallory machte sich wieder an die Arbeit, die sie begonnen hatte, kaum dass die Steintür geschlossen worden war, und verdrängte den Schmerz, als sie versuchte, eine Hand aus ihren Fesseln zu zerren. Sie hatte die Hände nicht ganz fest aneinandergelegt, als man sie zusammenband, in der Hoffnung, sie würde dadurch Spielraum gewinnen. Spielraum war vorhanden, doch reichte er nicht aus. Blut benetzte ihre Handgelenke, als sie diese verdrehte, doch durfte sie nicht aufgeben.
    Ein Gemurmel ließ sie erstarren. Saxon! Leise rief sie seinen Namen, bekam aber keine Antwort. Da ihr Kopf schmerzte, konnte sie sich gut vorstellen, wie sehr er litt.
    Sie mussten aus der Krypta entkommen, ehe Malcoeur und seine Leute in die Tat umsetzten, was immer sie geplant hatten. Wieder verdrehte sie ihre Hände mit aller Kraft und versuchte, die Fessel abzustreifen. Sie spürte Glätte an den Handgelenken, und lächelte. Ihr eigenes Blut hatte wie ein Gleitmittel die Haut glitschig gemacht. Sie biss die Zähne zusammen und zerrte heftig. Schmerz schoss durch ihren Arm, als ihre Hand ein Stück aus der Fessel glitt. Wieder zerrte sie und hätte am liebsten einen Freudenschrei ausgestoßen, als ihre Hand freikam. Sie streifte die Fessel von der anderen Hand ab und ließ sie auf den Boden fallen.
    Nun kroch sie vorsichtig zu Saxon, berührte seine Schulter und flüsterte seinen Namen. Er fuhr auf und griff nach seinem Dolch. Sein Kopf stieß gegen die niedrige Decke, und sie konnte gerade noch seine Laute auffangen, ehe sie auf den Boden fiel.
    Sie legte ihm den Finger auf die Lippen, als er zu fluchen anfing. Sein Blick erfasste sie, und sie sah seine Verblüffung.
    »Wo sind wir?«, flüsterte er.
    »In einer alten Krypta. Malcoeur und seine Leute brachten uns hierher.«
    »Warum?« Er rieb sich den Hinterkopf.
    »Ich weiß es nicht.« Sie reichte ihm die Laute. »Wir müssen fort.«
    Er sah sie an und hob eine ihrer Haarflechten, die sich gelöst hatten. »Du bist ein wahr gewordener Traum.« Er strich mit den Fingern durch die losen Strähnen, die ihr Gesicht umgaben.
    »Saxon, bist du wach? Wir müssen fort! Jetzt gleich!« Sie beugte sich vor, um ihn wieder zu schütteln.
    Er gab ihr nicht die Chance. Er legte seinen Arm um ihre Taille und zog sie zu sich herunter. Sie wollte protestieren, er aber brachte sie zum Schweigen, indem er ihre Lippen mit einem Kuss verschloss. Seine Zunge tauchte in ihre Mundhöhle und glitt über deren glattes Dunkel. Als ihre Hände gegen seine Brust stießen, rollte er sie auf den Rücken.
    Fast hätte sie seiner Verführung nachgegeben, doch als unter ihr etwas knackte, entzog sie sich ihm. Hatte ein Knochen geknackt? Wieder hörte sie ein Geräusch. Nicht auszudenken, was sich da bewegen mochte. Gab es denn hier unten in der Krypta noch etwas Lebendes?
    Als er protestieren wollte, packte sie seine Arme und schüttelte ihn energisch. »Saxon, wir haben keine Zeit. Wir müssen sofort fliehen!«
    »Warum?«, fragte er mit unsicherer Stimme.
    »Das erkläre ich, wenn wir entkommen sind. Wir müssen fort, solange wir noch können.« Sie drückte ihm seine Laute in die Hände. Licht flutete herein und blendete sie. War das gruselige Geräusch das Öffnen der Tür gewesen?
    »Ihr seid unnötig besorgt, Mylady«, ließ sich der gebückt im Eingang stehende Jacques Malcoeur vernehmen. »Ich habe nicht die Absicht, Euch zu töten.«
    »Das ist gut«, erwiderte sie mit mehr Fassung, als sie empfand, »weil ich glaube, dass Ihr bald erkennen werdet, dass es sich lohnen kann, uns am Leben zu lassen.« Sie hatte viel Zeit gehabt, ihre Möglichkeiten zu überdenken, während sie sich mit ihren Fesseln plagte. Trotzdem hing ihr Plan davon ab, ob der Dieb nicht nur habgierig war, sondern auch über Vernunft verfügte. Von Ersterem war sie überzeugt, nicht aber von Letzterem.
    »Es wird sich noch viel mehr lohnen, wenn die Königin das Lösegeld bezahlt, das ich für ihren Troubadour und ihre Kriegerin fordere.«
    »Ihr denkt zu kleinlich,

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