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Die Lady mit dem Bogen

Die Lady mit dem Bogen

Titel: Die Lady mit dem Bogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyn Kelley
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Leben in ihrem Gesicht sah und Wärme in ihren Augen.
    Mallory wurde ihm entrissen und auf die Füße gestellt. Sie taumelte, nahm aber die Schultern zurück, als sie die sechs Diebe anstarrte. Er wollte sich aufrichten und hielt inne, da eine geschliffene Klinge in der Sonne aufblitzte.
    »Keine Bewegung, Troubadour«, schnarrte Malcoeur, ehe er sich mit einer kleinen Verbeugung an Mallory wandte. »Mylady.«
    Sie antwortete mit hocherhobenem Kopf. »Was wollt Ihr, Monsieur Malcoeur?«
    »Ich will, dass Ihr mit mir gemeinsame Sache macht.«
    »Warum?«
    »Das kann ich hier nicht erklären, aber ich sage Euch, dass wir den Troubadour töten werden, wenn Ihr nicht tut, was wir fordern.«
    Sie nickte und zuckte zusammen. Schmerzen zeichneten sich in ihrem Gesicht ab. Widerstandslos ließ sie es geschehen, dass ein Mann ihr den Dolch abnahm und zwei andere ihre Arme festhielten.
    Die Männer mussten vor ihren erstaunlichen Fähigkeiten gewarnt worden sein, da die zwei ihre Arme erst losließen, bis ein dritter ihr die Handgelenke hinter dem Rücken zusammengebunden hatte. Sie wehrte sich nicht, und Saxon fragte sich, was sie wohl plante. Sie würde sich nicht so fügsam von ihren Peinigern fortschaffen lassen, sondern auf den geeigneten Moment für eine Flucht warten.
    Oder nicht? Vielleicht litt sie Schmerzen und war von dem Schlag auf den Schädel noch so verwirrt, dass sie nicht klar denken konnte. Saxon fluchte insgeheim. Wenn sie Schaden genommen hatte, würde er Malcoeur tatsächlich das Herz herausreißen.
    Mallory blickte ihn an, und Saxon zog seine Brauen mit einer Miene hoch, von der er hoffte, dass sie sie richtig deuten konnte. Er wollte ihr zu verstehen geben, dass auch er nur auf eine günstige Gelegenheit wartete. Ob sie das begriff oder nicht, war nicht klar, da sie auf ihre Füße hinunterblickte. Als sie den Blick wieder hob, war ihr Antlitz so unbewegt wie ein Bildnis.
    »Aufstehen!«, befahl ein anderer Mann und stieß Saxon mit dem Fuß weiter.
    »Schon gut.«
    Der Mann versetzte der Laute einen Stoß, wie er Saxon gestoßen hatte, und entlockte ihr einen misstönenden, dumpfen Laut.
    Saxon packte den Fußknöchel des Mannes und brachte ihn zu Fall, dass er fest auf dem Boden auftraf. Daraufhin verschränkte Saxon die Arme vor der Brust und sagte mit einem Blick auf den hilflos Daliegenden. »Gib ja Acht auf meine Laute.«
    »Ihr seid mehr um Eure Laute als um Eure Lady besorgt«, stellte Malcoeur fest.
    Saxon wollte zu Mallory sagen, der Dieb trachte nur, einen Keil zwischen sie zu treiben, doch musste er darauf vertrauen, dass sie diese Taktik durchschaute. Erstaunt stutzte er. Er hatte sie bestürmt, ihm zu trauen, doch war nie die Rede davon gewesen, ob er ihr vertraute. Er fragte sich, warum das so war.
    Wohl wissend, dass er seine Gedanken nicht abschweifen lassen durfte, sagte er: »Die Lady kann sich selbst verteidigen, wie Ihr am eigenen Leib erfahren habt, Malcoeur.« Er warf Mallory einen raschen Blick zu, sie aber verzog keine Miene.
    Malcoeur lächelte breit und gab seinen Männern ein Zeichen.
    Saxon rief Mallory eine Warnung zu, als einer der Männer hinter ihr seine Faust hob, doch sah er nicht, dass einer von Malcoeurs Spießgesellen ihm einen Hieb auf den Kopf versetzte.

    Mondlicht sickerte durch die Ritzen im Steinboden über Mallorys Kopf. Das matte Licht fiel auf Saxons Gesicht. Seine Augen waren geschlossen, doch seine Brust hob und senkte sich langsam und regelmäßig unter der Laute, die man auf ihn gelegt hatte, als man sie an diesen Ort geschafft hatte, eine Krypta, wie sie vermutete. Sie hatte nicht gesehen, wohin sie gingen, weil man ihr einen Sack über den schmerzenden Kopf gezogen hatte, ehe sie über eine knochige Schulter geworfen worden war und man sie in dieses nach Feuchtigkeit und Fäulnis stinkende Loch brachte.
    Das Gewölbe musste älter sein als die Krypta von Saint-Porchaire. Die Mauern aus unbehauenem Stein boten keine bequeme Stütze, wenn man sich anlehnte. In dem Raum, der kaum hoch genug war, dass sie sich aufsetzen konnte, ohne mit dem Kopf anzustoßen, standen mehrere Steinsarkophage. Nicht alle Gebeine waren darin geborgen, da sie auf dem Boden alte Knochen bleich schimmern sah.
    Sie wusste nicht, welche Kirche Malcoeur als Schlupfwinkel diente. Bis auf die neue Kirche, die in der Nähe des Palastes errichtet wurde, lagen alle Gotteshäuser nahe der Stadtmauer und dem Fluss.
    Sie spitzte die Ohren, um zu hören, ob die Diebe sich noch über ihnen

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