Die Lady mit dem Schwert: Roman (German Edition)
Weisheit.« Christian lachte auf. »Erstaunlich, dass ein solcher Mensch eine kluge Frau wie Avisa zeugte.«
Die Miene seines Bruders wurde noch grimmiger. »Bevor du ihr Loblied anstimmst, sollst du wissen, dass sie dich zum Narren hielt.«
»Nur weil sie mich wählte, anstatt …«
»Das verlogene Luder kannst du getrost behalten.«
Christian legte sein Schwert auf den Tisch zwischen ihnen. Behielt er es in der Hand, war zu befürchten, dass er seinem Bruder damit beibrachte, Avisa nicht zu beleidigen. »Sprich nicht so von ihr.«
»Fürchtest du die Wahrheit, Bruder?«
»Ich habe kein Interesse, mir dein Gejammer anzuhören, weil sie dich nicht in ihr Bett ließ.«
»Warum sollte sie auch? Sie wurde ja nicht von der Königin ausgeschickt, um mich abzulenken.«
Er starrte seinen Bruder verdutzt an. »Was?«
»Du hast mich richtig verstanden, doch ich werde mich wiederholen, wenn die Wahrheit damit in deinen Sturschädel Einlass findet. Königin Eleanor sandte Avisa aus, um dich abzulenken und von Canterbury fernzuhalten, bis die Situation mit dem Erzbischof bereinigt ist.« Er grinste überlegen. »Die Königin wollte verhindern, dass ihr geliebter Patensohn in Gefahr gerät und dabei zeigt, dass er so wenig Vertrauen verdient wie sein Vater.«
»Unser Vater. Du trägst die Schmach ebenso wie ich.«
»Aber mich kümmert diese Bürde nicht. Dich jedoch sehr wohl, und das weiß die Königin.« Er griff nach dem Schwert und befingerte den Griff. »Ebenso wie sie weiß, dass du jede andere Verpflichtung bereitwillig hintanstellen würdest, um einer schönen Frau beizustehen, ihre Schwester aus der Gewalt eines Bösewichts zu befreien.«
»Du hast den Verstand verloren.«
»Ich? Avisa hat dich belogen! Jedes Wort, das sie zu dir sagte, alles, was sie tat …« Er lachte barsch. »Alles, was sie mit dir tat, ist Lüge. Nach allem, was man weiß, ist sie vielleicht gar nicht de Veres Tochter. Er könnte Teil des Plans der Königin sein und dazu dienen, dich dort festzunageln, wo keine Gefahr besteht, dass ihrem kostbaren Patensohn ein Leid widerfährt.«
»Sie ist de Veres Tochter.« Er klang einfältig, doch in seinem Kopf überschlugen sich die Erinnerungen an Avisas blitzende Augen, die seinem Blick ohne Anzeichen von Falschheit begegneten. Ein Stöhnen entrang sich seinen Tiefen. Konnte alles, was sie gesagt und getan hatte, Lüge sein? Alles? Waren ihre geflüsterten Worte in seinem Bett Lügen?
»Warum fällt es dir so schwer, die Wahrheit zu glauben? Sie wäre nicht die Erste, die einen Mann belügt, in dessen Armen sie liegt.«
Christian wandte sich ab.
»Du liebst sie!« Aus dem Mund seines Bruders hörten sich die Worte wie eine Anklage an. »Das Frauenzimmer hat aus dir einen Narren gemacht, und du liebst sie!« Er lachte hart.
Christian nahm sein Schwert vom Tisch und erhob es. Sein Bruder erbleichte und hob die Hände, wie um einen Schlag abzuwehren. Christian schob das Schwert in die Scheide, als er an seinem Bruder vorüberging. Innehaltend legte er seinem Bruder eine Hand auf die Schulter, ehe er wortlos die Waffenkammer verließ.
»Höher das Schwert!«, rief Avisa Ermangardine zu.
Ihre Schülerin versuchte es, doch es ließ sich immer noch zu leicht zur Seite schlagen.
»Noch einmal«, befahl sie.
Anstatt die Waffe vor sich zu halten, ließ das Mädchen die Spitze sinken. Ihre Augen wurden groß, als sie an Avisa vorüberblickte.
Avisa drehte sich um und lächelte, als sie Christian über den Hof der Waffenkammer auf sich zukommen sah. »Du kommst wie gerufen!«
Er erwiderte ihr Lächeln nicht. Als er Ermangardine anblickte, flüchtete das Mädchen.
Avisa starrte ihr nach. »Was ist denn mit ihr?«
Christian überwand die Distanz zwischen ihnen mit raschen Schritten. Alle Instinkte rieten ihr, zu ihrem Schwert zu greifen. Ihre Instinkte hatten sich noch nie geirrt. Warum warnten sie sie jetzt vor ihm?
»Ich kenne die Wahrheit«, sagte er ausdruckslos.
»Die Wahrheit? Über deinen Vater? Das ist ja wundervoll!« Als sie nach ihm fassen wollte, schlug er ihre Hand weg.
»Nein. Ich weiß, dass man dich schickte, um mich daran zu hindern, nach Canterbury zu gehen.«
Avisas Knie drohten nachzugeben. Sie stieß die Schwertspitze in den Boden und stützte sich auf den Griff in der Hoffnung, es würde sie halten. »Wie? Wie hast du es entdeckt?«
»Du bestreitest es nicht?«
»Nein. Ich lüge nicht.«
»Wirklich?« Er zog eine Braue hoch.
»Abgesehen davon, dass ich mein der
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