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Die Lady mit dem Schwert: Roman (German Edition)

Die Lady mit dem Schwert: Roman (German Edition)

Titel: Die Lady mit dem Schwert: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyn Kelley
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noch mehr Macht verhilft.«
    »Das reicht, Baldwin«, sagte er in einem Ton, den er bei dem Jungen nur selten anschlug. Baldwins Reaktion war nicht verwunderlich, da seine Schwester letztes Jahr mit einem Mann verheiratet worden war, der doppelt so alt wie sie war, mit einem Mann, den sie nicht kannte.
    Der Junge gab nach.
    »Geh zu Bett«, sagte Christian rau und hob seinen Sack hoch.
    »Aber Ihr wollt fort. Ich sollte mit Euch gehen.«
    »Guy kommt mit.« Er verzog das Gesicht bei dem Gedanken, seinen Bruder aus irgendeinem Bett zerren zu müssen, in dem er dank seines Charmes und schöner Worte gelandet war. »Du musst bei Lady Avisa bleiben. Die Unruhen, die sich in Canterbury zusammenbrauen, könnten bald das ganze Land erfassen. Ich vertraue darauf, dass du für ihre Sicherheit sorgst, Baldwin.«
    »Ich soll sie nach St. Jude’s bringen?«
    Wie konnte eine so simple Frage ihn wie ein Dolchstoß treffen? Er hatte keine Ahnung, was schlimmer wäre, wenn die lebensfrohe Avisa wieder hinter Klostermauern verbannt wurde oder wenn sie im Bett eines Mannes landete, der den Ehrgeiz ihres Vaters befriedigte? Würde sie an Christian denken, während ihr Gemahl ihren köstlichen Körper genoss? Ob sie hinter Klostermauern verschwand oder in die Arme eines anderen geriet, sie war für ihn für immer verloren, es sei denn, es gelang ihm, sich de Veres Tochter würdig zu erweisen. Ja, er wollte seinen Mut beweisen, damit nie wieder jemand ihn oder seine Familie schmähen würde. Dann konnte Avisa die Seine werden.

21
     
    Beim Erwachen wusste Avisa sofort, dass sie allein war. Sie wollte es nicht glauben, doch Christian war fort. Ein einziger Blick in die leere Ecke, wo sein Schwert hätte sein sollen, bestätigte es.
    Das einzige Zeichen von ihm, das im kühlen grauen Licht vor Tagesanbruch zurückgeblieben war, war ein Gewand, das zusammengefaltet am Fuß des Bettes lag. Sie zog es über den Kopf und knüpfte die Bänder. Sein Duft stieg aus dem Wollstoff auf, so dass sie ihr Gesicht darin vergraben wollte. Nein, sie wollte ihn und nicht nur ein Kleidungsstück von ihm.
    Eines der Felle um ihre Schultern legend, trat sie über ihr zerrissenes Hemd und öffnete die Tür nach nebenan. Niemand war zu sehen. Dann eilte sie zum dritten Raum und riss die Tür auf. Auf dem Bett lag Baldwin auf dem Rücken und starrte zu der Stange hoch, die seine Bettvorhänge hielt. Ihr Herz schlug höher. War der Page noch da, musste Christian auch in der Nähe sein. Vielleicht hatten ihre Schilderung des Lebens im Kloster und die Beweggründe der Königin, es zu gründen, ihm gezeigt, wie verzweifelt die Lage war.
    Der Junge drehte sich um und schaute sie an. Ihre Hoffnung schwand mit der Geschwindigkeit eines Sommerblitzes, als sie seine Verzweiflung sah.
    »Christian ist fort?«, fragte sie.
    »Ja, Mylady.« Er setzte sich auf und schwang die Beine über den Bettrand.
    Sie drehte sich um, da sie nicht wollte, dass jemand ihren Schmerz sah, nicht einmal Baldwin. Sie hatte nicht geahnt, dass Christian sie nach einer Nacht voller Ekstase verlassen würde. Sie hätte es von Guy erwartet, nicht aber von Christian.
    Sie atmete tief ein und wieder aus, ehe sie sich zu Baldwin umdrehte. »Wohin will er?«
    »Ich darf Euch sein Ziel nicht verraten.« Er blickte an ihr vorbei, als sei es ihm unerträglich, ihren Augen zu begegnen. »Mein Befehl lautet, ich solle bei Euch bleiben und Euch nach besten Kräften schützen.«
    »Wovor?«
    Seine Schultern waren steif wie Zaunpfähle. »Ich weiß, dass ich kein großer Kämpfer wie Sir Christian bin«, sein Blick huschte zu ihr und wieder weg, »oder wie Ihr, Mylady, aber ich würde mein Leben geben, um Eures zu schützen.«
    Sie ging zum Kamin. Als sie sich bückte, um das Feuer zu schüren, sagte sie: »Mach dich nicht geringer, als du bist, Baldwin. Du hast schon viel erreicht. Wenn du bei mir die Kampfkunst erlernst, könnte ich dich die jüngeren Schülerinnen unterrichten lassen.«
    »Schülerinnen? Seid Ihr Lehrerin? Ich dachte, Ihr hättet im Kloster gelebt?«
    »St. Jude’s Abbey ist etwas Besonderes.« Ihre Antwort war mit Absicht allgemein gehalten. »Ist Guy mit Christian gegangen?«
    Baldwin nickte. Seine starre Miene verriet Enttäuschung. »Ja, er nahm Guy mit und ließ mich zurück.«
    »Christian weiß, dass er dir meine Sicherheit anvertrauen kann. Er weiß, dass du Ehrgefühl hast.«
    »Ach …«
    Fast hätte sie aufgelacht, als dem Jungen Verständnis dämmerte und er seine

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