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Die Lady mit dem Schwert: Roman (German Edition)

Die Lady mit dem Schwert: Roman (German Edition)

Titel: Die Lady mit dem Schwert: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyn Kelley
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nicht folgen würde.«
    »Er glaubt …«
    »Baldwin, willst du hier hocken, während er sich allein unseren Gegnern stellt?«
    »Nein, doch ich versprach, über Euch zu wachen.«
    »Dann wirst du eben über mir wachen, während wir Christian bei der Befreiung Guys beistehen.« Sie schwang ihren Umhang um die Schultern und schloss ihn mit einer Nadel, nicht ohne zu prüfen, ob sie mit ihrem Schwertarm freie Bewegung hatte.
    Baldwin zögerte nicht. Er riss den blutigen Verband vom Kopf und warf ihn ins Feuer. Nach seinem eigenen Umhang greifend, stürzte er ihr nach und holte sie auf dem Hof ein.
    »Bist du sicher, dass du laufen kannst?«, fragte sie.
    »Der Hieb traf mich am Kopf, Arme und Beine sind unversehrt. Ich kann laufen.« Er hielt ihr das Tor zur Straße auf. »Und ich kann kämpfen. Demjenigen, der mich schlug, möchte ich es heimzahlen.«
    »Hoffentlich ergibt sich die Gelegenheit.« Als sie den Hof hinter sich ließen, ging sie voraus und warf noch einen Blick zurück auf das kleine Anwesen. Sie würde ihre Aufgabe für die Königin vollenden. Und dann …
    Sie war nicht mehr sicher, was sie nachher tun würde. Ihr Plan, nach St. Jude’s Abbey zurückzukehren, war ihr ganz einfach erschienen, bis Christian sie herausgefordert hatte, für den Sinnestaumel in seinen Armen alles aufs Spiel zu setzen. Und nun … nun musste sie dafür sorgen, dass er am Leben blieb. Alles andere, auch das Drängen ihres Herzens, musste warten.
     
    Direkt vor Avisa und Baldwin ertönte Schlachtenlärm. Lautes Geschrei und Klirren von Stahl. Nachdem sie einen halben Tag auf der Suche nach Christian herumgeirrt waren, waren sie nun müde und hungrig. Avisa hatte schon die Hoffnung aufgegeben, auf ihn zu stoßen, ehe der Einbruch der Dunkelheit eine Suche unmöglich machte. Sie winkte Baldwin und hoffe, er konnte sie im grauen Licht und trotz des Flockenwirbels sehen, und drang mit gezogenem Schwert in den Wald ein. Niedriges Gestrüpp, das sich in ihrem Gewand verfing, zerriss den Stoff, als sie sich losriss, ohne den Schritt zu verlangsamen.
    Plötzlich brach sie aus dem Dickicht und stand auf einer leeren Lichtung, die mit Spuren eines Kampfes, der eben stattgefunden hatte, übersät war. Blutige Leiber und weggeworfene Waffen lagen über die ganze Fläche verstreut. Aber wohin waren die Kämpfenden verschwunden? Noch wenige Sekunden zuvor war das Kampfgetöse bis auf die Straße gedrungen.
    Sie ging ans entgegengesetzte Ende der Lichtung und sah vor sich die Spuren der Banditen, die wie Ratten die Flucht ergriffen hatten. Es musste unter ihnen etliche Verwundete geben, wie das Blut auf dem Laub, das den Boden bedeckte, verriet. Verwundete konnten nicht so schnell laufen wie sie. Nahm sie die Verfolgung auf, konnte sie die Schurken einholen, ehe sie in ihren Schlupfwinkeln untertauchten.
    Den Siegestaumel müssten die Räuber sich für später sparen. Durch ihre Verletzungen behindert, würden sie Christian nicht mit sich führen, sondern, von den Stärksten und Schnellsten bewacht, irgendwo in der Nähe verstecken. Nun galt es, dieses Versteck aufzustöbern.
    »Mylady!«, rief Baldwin. »Wohin wollt Ihr?«
    Nirgendwohin , wollte sie antworten. Stattdessen sagte sie: »Ich bleibe in Sichtweite.«
    Er nickte. »Ich auch.« Seine Stimme bebte. Nicht vor Angst, sondern vor Wut, weil er nicht an Christians Seite gewesen war.
    Baldwin ging zu den Toten und sah sie sich genau an. Einer lag mit dem Gesicht nach unten da, und er mühte sich ab, den Mann umzudrehen.
    »Was machst du da?«, fragte Avisa.
    »Sir Christian lehrte mich, dass kein Ritter oder Knappe einen sterbenden Feind auf dem Schlachtfeld zurücklassen sollte. Es ist seine Pflicht, den Gegner rasch von seiner Qual zu erlösen.« Der Junge drehte den Mann ächzend auf den Rücken.
    Sie nickte, nicht erstaunt ob Christians Mitgefühl. Es war ein anderer Aspekt seines Ehr- und Pflichtgefühls. Während sie den Blick über den Waldrand wandern ließ, auf der Suche nach einem Hinweis, der ihr verriet, in welche Richtung die Strauchdiebe Christian verschleppt hatten, hörte sie, wie der Junge etwas rief. Gefühlsaufruhr ließ seine Stimme schwanken.
    Sie lief an seine Seite und sah den Griff eines Schwertes unter einem Toten hervorstehen. An der Gravur erkannte sie, dass es Christian gehörte.
    »Heilige Mutter Gottes«, rief der Page aus, als er sich bückte, um den Leichnam wegzuschieben. »Freiwillig hätte er es nie zurückgelassen.«
    »Noch hätten die Schurken es

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