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Die Lady mit dem Schwert: Roman (German Edition)

Die Lady mit dem Schwert: Roman (German Edition)

Titel: Die Lady mit dem Schwert: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyn Kelley
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Baldwin. Sie hatte ein unschuldiges Gesicht, das zu ihr passte, da sie nicht so weltlich gesinnt war wie die anderen Mädchen ihres Alters im Kloster. Warum hatte die Äbtissin sie mitgeschickt?
    Sie bat die Schwestern, sich mit ihr an einen Tisch in einer Ecke zu setzen, von dem aus sie die ganze Halle überblicken konnten, und ging, um Lord de Sommeville zu danken, dass er sie von der Ankunft der beiden verständigt hatte. Sie tat, als entginge ihr die Neugierde des Barons, der nicht ahnte, was die beiden jungen Frauen, die nach Avisa gefragt hatten, auf seine Burg geführt hatte. Seine Äußerungen ließen darauf schließen, dass die Königin ihn nur auf die Ankunft Avisas vorbereitet hatte.
    Schwester Mavise ermahnte ihre jüngere Mitschwester eben, ihre Zunge zu hüten, als Avisa zu ihnen an den Tisch trat. »Du musst deine Ausbrüche beherrschen«, sagte sie und lächelte, als Avisa sich neben sie setzte. »Teure Schwester, man hat dich im Kloster sehr vermisst. Wir machten uns deiner Abwesenheit wegen schon Sorgen, bis wir erfuhren, warum die Abtei gegründet wurde.«
    »Jetzt wissen es alle?«
    »Die Äbtissin verriet es uns kurz nach deiner Abreise.« Ihr wohltönendes Lachen schien zum grünen Raumschmuck emporzuschweben. »Da die wildesten Gerüchte im Umlauf waren, entschloss sie sich, uns reinen Wein einzuschenken.«
    Schwester Ermangardine warf ein: »Wir sind so stolz.«
    »Stolz ist eine Sünde«, ermahnte Schwester Mavise sie. »Denk daran, was man dich lehrte, Schw … Ermangardine.« Sie errötete. »Wir dürfen nicht vergessen, uns außerhalb des Klosters so anzureden wie alle anderen.«
    Avisa nickte. Eine Mahnung, die auch sie beherzigen musste, da ein einziges unbedachtes Wort die Wahrheit verraten konnte, die zu verbergen sie sich so bemüht hatte. »Ich bin froh, dass ihr da seid.«
    »Ich fand es sehr verwunderlich, dass die Äbtissin mich bat zu kommen und mich als deine leibliche Schwester auszugeben, wenn auch unsere Haarfarbe sehr ähnlich ist. Die Äbtissin hätte lieber Schwester Mallory geschickt, glaube ich, doch ist deren Haar so dunkel wie das meiner jungen Begleiterin.« Mavise griff lachend nach einem Stück Brot, das auf dem Tisch zurückgeblieben war. Sie brach es entzwei und reichte die eine Hälfte Schwester Ermangardine.
    Das Mädchen beugte sich vor und fragte: »Wo ist der Abtritt? Ich berste noch, wenn ich einen Bissen zu mir nehme.«
    Avisa erklärte ihr den Weg und wartete sodann, bis das Mädchen außer Hörweite war, ehe sie fragte: »Ich kann verstehen, wieso die Äbtissin dich schickte, aber warum Ermangardine?«
    »Darüber wunderte ich mich auch. Ermangardine weicht mir entweder aus, wenn ich sie danach fragte, oder aber sie spricht die Wahrheit, wenn sie behauptet, die Äbtissin hätte ihr nur gesagt, sie solle mich als meine Dienerin begleiten.«
    »Es schickt sich für dich, eine Dienerin zu haben.«
    »Und ihre Anwesenheit verleiht meiner Geschichte von der Flucht vor den Feinden meiner Familie Glaubwürdigkeit.«
    »Erzähl mir deine Geschichte, damit ich nichts Falsches sage, wenn man mich fragt.«
    In aller Eile schilderte Mavise nun ihre angebliche Flucht von Wain of Moosburghs Herrensitz. Als Bäuerin verkleidet sei sie während der Festlichkeiten zur bevorstehenden Hochzeit entkommen. Dass der Baron sich mit der Tochter seines Feindes zu vermählen suchte, war glaubwürdig, da der Baron durch diese Heirat seinen Anspruch auf die Ländereien, die er sich gewaltsam angeeignet hatte, festigte.
    »Und wie bist du den Wachen entwischt, die der Baron vor deiner Tür postierte?«, fragte Avisa, als Ermangardine zurückkam, sich setzte und nach dem Stück Brot griff.
    »Ich … ich weiß es nicht mehr.«
    Das Mädchen sagte mit vollem Mund: »Du hast ein Schlafmittel in ihren Wein getan, das dir eine mitfühlende Verbündete aus der Vorratskammer des Barons verschaffte.«
    Auflachend umarmte Mavise das Mädchen. »Vielleicht hat dich die Äbtissin mitgeschickt, damit du dich an diese Einzelheiten erinnerst. Doch jetzt soll Avisa berichten, was sich zugetragen hat, seitdem sie die Abtei verließ.«
    Das tat nun Avisa, berichtete aber unter Auslassung vieler Details, dass sie Christian daran gehindert hatte, nach Canterbury zu gehen. Sie verschwieg Pyts Versuch, Christian gegen den Ring einzutauschen; ließ unerwähnt, dass sie ihre Kampfkunst hatte einsetzen und damit preisgeben müssen, und vor allem vertraute sie ihnen nicht an, wie sehr es sie verlangte, mit

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