Die Lady mit dem Schwert: Roman (German Edition)
Hiebe ab, doch ihre Arme wurden schwer und langsam. Ermangardine rief ihr etwas zu. Sie achtete nicht darauf. Sie konnte nur an das Schwert denken, das vor ihr in dem immer heller werdenden Licht der aufgehenden Sonne blitzte.
Sein Schwert gegen ihres drückend, hielt er sie an der Mauer fest und flüsterte, indem er ihr sein Gesicht zuwandte: »Begreifst du nicht? Für dich kann ich etwas so Laues wie Zuneigung nicht empfinden.«
»Heißt das, dass du mich liebst?« Ihr Herz sang stimmgewaltig wie der Klosterchor in ihr.
»Nur ein Narr würde eine Frau lieben, die versucht, ihn mit ihrem Schwert in Stücke zu hauen.«
»Du bist ein Narr.«
»Das ist grausam«, sagte er, grinste aber und küsste sie spielerisch. »Ich schlage dir ein Abkommen vor. Ich werde zu dir aufrichtig sein, wenn du mir die Wahrheit sagst.«
»Warum fängst du nicht an?«
»In ganz England gibt es keine Frau, die einen mehr in Rage bringen kann.«
Lachend wirbelte sie davon und ließ ihr Schwert auf seines niedersausen. Er hielt dagegen, aber nicht schnell genug.
Eine rote Linie zeigte sich entlang seines linken Ärmels. Sie starrte sie erschrocken an.
»Christian, das tut mir leid.«
»Entschuldige dich nie bei einem Gegner. Hat man dir das nicht auch beigebracht?«
Er ging auf sie los. Sie passte sich seinen Bewegungen an und ging dann in die Offensive. Als er sein Schwert hob, um sie abzuwehren, hebelte sie es aus, dass es ihm aus der Hand flog.
Nun senkte sie ihre Waffe und trat zurück. Mit einer leichten Verbeugung deutete sie mit ihrem Schwert auf seines, ohne ihn aus den Augen zu lassen.
»Milde zu zeigen, ist selten klug, Avisa«, sagte er.
»Ich glaube, bei dir kann ich eine Ausnahme machen.« Sie stand wieder fest auf den Beinen und hielt ihr Schwert locker, bereit für seinen nächsten Schritt.
Lächelnd drehte er sich um und hob sein Schwert auf. Mit einem Lachen schlug sie ihm mit der flachen Klinge auf sein Hinterteil. Ihr Lachen wurde zu einem erschrockenen Aufschrei, als er sich blitzschnell umdrehte und ihr Handgelenk packte. Er drückte ihre Hand hart auf seinen Schenkel, ihr Schwert entfiel ihren gefühllosen Fingern und schlitterte über die Steine weiter als seines.
Dann packte er ihren Arm, und sie flog über seine Hüfte und landete fassungslos auf dem Boden.
»Geht das so?« Christian kniete neben ihr nieder.
»Ja«, antwortete sie mit dem letzen Rest Atem, der ihr geblieben war. »Wo hast du das gelernt?«
»Ich schaute es dir ab. Die Bewegung erschien mir logisch, und ich übte mit Guy.« Er schmunzelte. »Er war erst dazu bereit, als ihm der Gedanke kam, er könne bei Frauen Eindruck machen, wenn er einen Mann auf diese Weise zu Boden brächte.«
Sie setzte sich auf. »Ach, deshalb klagte er in den letzten Tagen über ein wundes Knie.«
»Er übte bereitwillig mit mir, weil er dir das, was du ihm angetan hast, heimzahlen möchte.«
»Das ist nicht sehr ritterlich von ihm.« Sie versuchte ein Lachen und zuckte zusammen, als Ermangardine auf sie zustürzte und sie umarmte. »Mir ist nichts geschehen«, beruhigte sie das Mädchen. »Geh hinein und mach dich für das Frühstück bereit.«
»Ich soll dich mit ihm allein lassen?«, fragte das Mädchen.
»Es wird nichts passieren.«
»Ich weiß das, Avisa, aber wenn ihr den Kampf wieder aufnehmt und du ihn wieder verwundest …«
»Ich werde dafür sorgen, dass du hier bist, damit du dich darin üben kannst, Wunden zu verbinden.« Sie lachte, als das Mädchen ernsthaft nickte, ehe es aus dem Hof lief.
Christian half Avisa auf die Beine. »Sie glaubt fest an dich.«
»Sie ist jung.«
»Aber sie hat gute Augen, die ihr verraten, dass du mich mit Leichtigkeit hättest besiegen können, wenn du mir nicht eine zweite Chance eingeräumt hättest.«
»Du hast Recht. Das war nicht klug.« Sie zuckte wieder zusammen, als sie ihre schmerzende Hüfte berührte. »Nie wieder werde ich so großmütig sein.«
»Ich will es mir merken.« Er hob ihr Schwert auf und reichte es ihr mit dem Griff voran. »Ein schönes Stück.«
»Von einem wahren Meister der Waffenschmiedekunst geschaffen.« Lächelnd steckte sie es in die Scheide.
»Du gehst sehr geschickt damit um. Zeigst du mir, wie man mit so viel Elan angreift?«
»Natürlich.«
»Ein raffinierter Trick.«
»Ich wurde gut ausgebildet.«
»Von einem Fechtmeister, dessen Namen du nicht nennst.«
Sie zog die Schultern hoch. »Was macht das schon aus? Du kennst den Namen ja doch nicht.«
»Aber ich bin
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