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Die Lady mit dem Schwert: Roman (German Edition)

Die Lady mit dem Schwert: Roman (German Edition)

Titel: Die Lady mit dem Schwert: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyn Kelley
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noch immer neugierig, warum man eine Frau so gut ausbildet.«
    »Und ich bin neugierig, warum man nicht mehr Frauen ausbildet.«
    Er schüttelte lachend den Kopf. »Solche Reden untergraben eine ritterliche Gesellschaft, in der Frauen von Männern beschützt werden sollen. Aber ich sehe allmählich die Vorteile deiner Ansicht ein.«
    »Wirklich?« Sie hätte nicht erstaunter sein können.
    »Ja, weil ich weitere Trainingsstunden mit dir voraussehe, damit ich noch mehr erstaunliche Finten mit Schwert oder ohne lernen kann.«
    »Ich würde dir gern beibringen, was ich kann.«
    »Wo hast du diese ungewöhnliche Art des Kampfes gelernt?«
    Als sie den Mantel gegen die Kälte anlegte, die sie bislang nicht bemerkt hatte, zögerte sie nicht, da sie Zeit gehabt hatte, sich eine Geschichte zurechtzulegen, seitdem sie diese Taktiken gegen Pyts Mann hatte anwenden müssen. »Nach dem letzten Kreuzzug brachte jemand, der unserer Familie sehr teuer ist, einen Vater und seine Tochter nach England«, sagte sie, als sie in den Wohntrakt gingen. »Dieser Vater und seine Tochter kamen aus einem Land im fernsten Osten. Auf der Suche nach Wissen war ihre Familie über die Meere gefahren, hatte Wüsten durchwandert und fast himmelhohe Berge erklommen.«
    »Suchten sie die Kenntnis dieser Kampfkunst?« Er ergriff ihre Hand, als sie die Treppe zu den oberen Stockwerken hinaufgingen.
    »Ja, und sie lernten von allen, die ihnen begegneten. Nicht weit von Persien geriet die Familie jedoch in die Gewalt eines Sklavenhändlers. Man brachte sie ins Heilige Land, wo man entdeckte, dass sie Kampfgegner allein mit ihren Händen außer Gefecht setzen konnten. Man schenkte ihnen die Freiheit, und sie kamen nach England und gaben ihr Wissen weiter. Der Vater starb, als ich noch ganz klein war.« Ihre Stimme stockte. Der Tod von Narikos Vater, der sich im Kloster allgemeiner Wertschätzung erfreut hatte, war lange Zeit betrauert worden.
    »Hat die Tochter dich unterrichtet?«, fragte Christian, als er sie durch eine Tür geleitete.
    »Ja, und ich bringe dir gern mehr von meinen Kenntnissen bei.«
    Er schloss die Tür hinter ihr, so dass sie im Dämmerlicht eines Raumes standen, den die frühe Morgensonne noch nicht erreicht hatte. »Später.« Er streifte ihre Wange mit seinen Lippen. »Jetzt möchte ich dir etwas von meinem Wissen beibringen.«
    Ihr stockte der Atem, als er ihren Schwertgürtel löste und die Scheide an die Tür lehnte. Er stellte seine eigene daneben, ehe er ihre Hände nahm.
    »Christian, ich bin vom Kampf verschwitzt«, sagte sie.
    Er strich mit der Zunge ihren Nacken entlang. Als sie erbebte, flüsterte er: »Du schmeckst und riechst wundervoll.« Er schenkte ihr ein spitzbübisches Lächeln. »Und ich beabsichtige, dass du noch viel mehr in Hitze gerätst, wenn wir alle Wonnen zusammen erleben.«
    »Zusammen?«, hauchte sie.
    »Zusammen. Zwei in Schweiß gebadete Körper, die einander liebkosen.« Er streifte ihre Brust mit einer aufreizenden Berührung. »Sag mir, dass es das ist, was auch du willst, Avisa.«
    Du gehörst St. Jude’s Abbey. Du bist eine Schwester der Klostergemeinschaft. Es ist nicht recht, dass du mit ihm zusammen bist .
    Diese Mahnung wollte ihr nicht aus dem Kopf gehen. Dann aber flüsterte eine leisere Stimme, eine, die sie nie zuvor gehört hatte, eine Stimme, leicht vor lockerem Lachen und Freude: Aber nichts hat sich je so richtig angefühlt. Möchtest du verlieren, was du in seinen Armen finden könntest?
    »Nein!«, stieß sie erstickt hervor.
    »Was?«
    Trotz des Dämmerlichtes sah sie sein Erstaunen und seinen Schmerz. »Christian …« Sie war ratlos, was sie sagen sollte. Ihr brannte die verzweifelte Bitte auf der Zunge, er solle sie in sein Bett nehmen und ihr zeigen, was zwischen Mann und Frau war.
    »Nun gut, wenn du es so willst.« Er trat zurück.
    »Nein!«
    »Nein? Beides geht nicht.« Er hob ihr Kinn an. »Was willst du, Avisa?«
    Sie hob den Blick. Sein Gesicht war angespannt von dem Verlangen, das auch sie verzehrte. Er begehrte sie nicht nur, um sie zu reizen wie vorhin. Er begehrte sie wirklich. Konnte sie jetzt mit der Wahrheit zurückhalten? Sie war der Lügen und Halbwahrheiten und der Täuschung überdrüssig. Auch sie wollte ehrlich sein.
    »Dich«, flüsterte sie und ignorierte die leise Stimme in ihrem Kopf. Sie hatte zu lange auf sie gehört. Ihr Leben lang hatte sie das getan, was von ihr erwartet wurde. Die gute Tochter, die sich ins Klosterleben fügte. Die Schülerin, die

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