Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Lady mit der Feder - Roman

Die Lady mit der Feder - Roman

Titel: Die Lady mit der Feder - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyn Kelley Anke Koerten
Vom Netzwerk:
zu ihr. »Aber die wichtigste Frage ist, wie wir hier herauskommen.«
    Als der Gang in einer schmalen Treppe endete, sah Isabella, dass die Stufen in gleichmäßiger Folge nach oben führten. Sie fragte sich, wie viel Zeit vergangen sein mochte, seitdem sie ins Erdreich verschlagen worden waren.
    Jordan entzündete die Lampe von neuem, als er seinen Fuß auf die erste Stufe setzte. »Bleib dicht bei mir, Isabella.«
    »Endlich! Ein Befehl, den ich nur zu gern befolge.« Sie versuchte ein Lachen, doch fiel es tonlos aus, von dem Unbehagen, das sie erfüllte, gedämpft. Es hatte sich gesteigert, als sie
das in den Boden geritzte Wappen passiert hatten. War das Bild eine Warnung umzukehren?
    »Es gibt nicht viele Stufen.«
    Sie nickte, doch konnte er nichts gesehen haben, da er bereits die Treppe hinauflief. Während sie sich beeilte, ihm zu folgen, nahm sie Gerüche wahr, die herunterwehten und unangenehm waren. Der Geruch von abgestandenem, längst faulig gewordenem Wasser.
    Stärker als der Geruch aber war ein Miasma, das man weder sah noch spürte oder schmeckte und roch.
    Böses.
    Qual.
    Schmerz.
    Mit einem tiefen Atemzug drängte sie an Jordan vorüber und versperrte ihm mit ausgestreckter Hand den Weg.
    »Was ist denn?«, flüsterte er.
    »Ich … ich weiß es nicht.« Sie ließ den Arm fallen. Sämtliche Instinkte sagten ihr, dass höchste Vorsicht geboten war, da etwas Grässlicheres als alles, was sie bisher gesehen hatten, am oberen Ende der Treppe lauerte.
    »Hast du etwas gesehen?«
    »Nein«, musste sie zugeben.
    »Und gehört?«
    »Nichts!« Sie wollte sich zu ihm umdrehen und hielt inne. Was immer sie oben erwarten mochte - es war dumm, ihm den Rücken zuzukehren. Es konnte aus dem Dunkel auf sie eindringen und sie mit einem einzigen Schluck verschlingen.
    »Isabella, was ist? Du bist totenbleich.«
    Sie wusste, wie töricht sie klang, als sie sagte: »Dort oben
lauert etwas Schreckliches. Kein Toter oder Mensch, sondern etwas, das dort auf die Chance wartet, den Arglosen zu verschlingen.«
    »Das klingt wie eine alte Mär, um ungezogene Kinder zu erschrecken.«
    »Nie habe ich dergleichen verspürt. Es ist, als kröche ein unsichtbares Tier über meine Haut und hinterließe eine brennende, Furcht erregende Schleimspur.«
    Er trat neben sie und legte ihr den Arm um die Schultern. Froh um seine starken Arme, lehnte sie sich an ihn.
    »Wir sind zu zweit«, sagte er. »Gemeinsam können wir es mit allem aufnehmen, das uns erwarten mag.«
    Sie war versucht zu sagen, dass das, was in der Höhle lauerte, eine Macht besaß, die sie so rasch überwältigen konnte, dass sie ihren nächsten Herzschlag nicht erleben würden. Sie schwieg. Ihr blieb nur die Hoffnung, dass, was immer es war, das Licht fliehen würde.
    Die Kaverne war doppelt so groß wie die Höhle darunter. Am Eingang war die Decke hoch über ihrem Kopf, senkte sich jedoch gegen die Wand gegenüber. Die naturbelassenen Wände wiesen farbige Schichtstreifen aus, die im Licht zum Leben erwachten. Der glatte Boden sah aus wie ein Flussbett.
    »Besser?«, fragte Jordan.
    Sie lächelte reumütig. »Ich finde es nett, dass du mir nicht vorwirfst, wie albern ich war.«
    »Nur weil man es nicht sieht, kann man nicht sicher sein, dass sich hier nicht etwas verbirgt.« Er schwenkte seine Fackel in alle Richtungen, um die Höhle bis in den letzten Winkel auszuleuchten. Dem Quieken von Ratten folgte eiliges Getrappel kleiner Füße.

    »Von Ratten war nicht die Rede.«
    »Die meinte ich auch nicht. Der Weg zur Hölle liegt unter der Erde.«
    »Zur Hölle?« Sie schauderte zusammen. »Ich hoffe sehr, dass nicht Satan es war, der sich hier betätigte.«
    Sie betraten den nächsten Gang. Wie in der Kaverne waren die Wände naturbelassen. Scharfe Steinspitzen waren so dicht wie Disteln in einem Gestrüpp. Sie stieß daran an, während sie sich bemühte, sich zwischen ihnen durchzuschlängeln. Der Gang führte so steil aufwärts, dass sie sich schon nahe der Oberfläche wähnte. Da sah sie etwas an der Wand. Eine Leiter!
    »Jordan?«
    »Ich sehe sie auch. Warte, bis ich oben bin.« Er drückte ihr die Fackel in die Hand und erklomm die Leiter.
    Sie hatte mehr Sprossen als diejenige, die von Lady Odettes Gemach in die Tiefe geführt hatte. Als er oben angekommen war, trat sie zurück, um ihm Licht zu geben, damit er nach einem Griff zum Öffnen der Falltür suchen konnte. Fand er keinen, würden sie weitergehen müssen.
    Er stieg die Leiter herunter und legte den

Weitere Kostenlose Bücher