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Die Lady mit der Feder - Roman

Die Lady mit der Feder - Roman

Titel: Die Lady mit der Feder - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyn Kelley Anke Koerten
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sich, dass Jordan mit seinen Scherzen nicht aufhören möge.
Das drückende Gefühl drohenden Unheils hemmte ihre Schritte.
    »Ist dir aufgefallen, dass die Vögel nicht singen?«, fragte er.
    Sie machte große Augen und blieb stehen. Er hatte Recht. Das übliche Geräusch von Menschen, die sich durch die Stadt bewegten, war nicht von Vogelgezwitscher begleitet. »Um diese Zeit sollten überall Vögel sein.«
    »Du studierst die Natur, Isabella. Kennst du einen Grund, warum Vögel plötzlich verschwinden?«
    »Ich habe keine Ahnung.« Sie blickte über den unteren Teil der Stadt, der sich unter ihnen am Fluss entlang erstreckte. Die Straßen waren belebt, die Menschen gingen ihren Geschäften nach wie jeden Montag. Da Ostern bevorstand, waren alle mit den Vorbereitungen für die Festlichkeiten beschäftigt, die die religiöse Feier begleiteten.
    »Sieh doch!« Jordan zeigte auf einen Kettenhund vor einem Haus.
    Der Hund winselte mit eingezogenem Schwanz.
    Sie ging hin und versuchte das Tier zu beruhigen. Der Hund jaulte und zitterte. Hatte ihn das Halsband wundgerieben? Sie machte die Schnur los, der Hund rannte den Hügel hinunter.
    »Das ist aber sonderbar«, sagte er.
    »Ja.« Sie stand langsam auf. »Um deiner Frage zuvorzukommen - ich habe keine Ahnung, warum er sich so verhält.«
    »Er hätte dich beißen können.«
    Sie legte die Arme um seine Schultern. »Das überlasse ich dir.«

    Grinsend zwickte er sie in die Nase. »Lüsterne Worte von der Tochter einer Nonne.«
    Sie trat zurück und streckte ihre Hand aus. »Sobald wir das Gesuchte gefunden und es der Königin gebracht haben, möchte ich, dass wir herausbekommen, ob meine Mutter noch lebt und wo sie sich aufhält.« Als er nicht nach ihrer Hand fasste, fragte sie: »Was ist los?«
    »Ich wusste nicht, dass du erwartest, ich würde dir auch bei dieser Suche helfen.«
    Langsam senkte sie ihren Arm. »Ach.« Etwas anderes wollte ihr nicht einfallen. Gewiss, Jordan hatte nie von der Zeit nach Beendigung ihrer Mission gesprochen, und sie hatte törichterweise angenommen, er wolle, dass sie in seinem Leben blieb. Tränen brannten in ihren Augen. Wollte er zurück in ein Leben, in dem es kein Gefühl gab - keine Freude, keinen Kummer, keine Erregung, keinen Zorn? Ein Leben, in dem von ihm nichts erwartet wurde, so dass er nichts geben musste?
    Während sie sich die steile Straße hinaufmühte, wusste sie, dass er ihr folgen würde, um ihr bei der Suche nach der Kassette mit den Briefen zu helfen. Ein solches Gelübde würde er niemals brechen.
    Isabella betrat die Kathedrale. Ehe sie durch die innere Tür das Kirchenschiff betreten konnte, trat Jordan vor sie hin. Er nahm ihre Hände und zog sie auf eine Seite des Kirchenraumes.
    Während Menschen kamen und gingen, sagte er: »Du hast mir nicht die Chance gegeben, etwas zu sagen.«
    »Deine Miene sprach Bände. Du bist entschlossen, nicht mehr zu tun, als du versprochen hast … mir bei der Suche zu
helfen und die Kassette der Königin zu bringen, um weiteren Aufruhr zu verhindern.« Sie entzog ihm ihre Finger. »Und du hast Recht. Du hast mir nie mehr versprochen.«
    »Du weißt, dass es mehr als das ist. Ich war schon zu lange von La Tour fort. Ich muss die Verstärkung der Mauern und Verteidigungsanlagen überwachen. Wenn der Krieg nach La Tour kommt, müssen wir gerüstet sein.«
    »Ist das alles, woran du denken kannst? An Krieg?«
    »Sind wir nicht auch deshalb in Lincoln? Um einen Krieg zu verhindern?«
    Sie konnte es nicht bestreiten. Sie wollte überhaupt nicht mehr streiten. Er war vernünftig, so vernünftig, wie sie es meist war. Doch wenn ihr Herz betroffen war, erschien ihr Logik wertlos.
    »Ich verstehe, Jordan. Ich …« Sie hielt den Atem an, als ein Grollen rundum ertönte.
    Er runzelte die Stirn. »Machst du wieder Experimente mit Schwefel und Salpeter?«
    »Nein!«
    »Wenn jemand das Zeug zündete …«
    Sie überschrie das Grollen und die Angstschreie der Menschen. »Ich ließ nichts davon zurück.«
    Sie packte seinen Arm, als das Geräusch lauter wurde. Es hörte sich an, als würden alle Tiere in der Stadt laut knurren. Über ihnen schwankte der Kerzenreifen, als hätte die Kathedrale Segel gesetzt. Der Lärm wurde lauter, als der Boden zu ihren Füßen schwankte. Hatten sich die Pforten der Hölle aufgetan, um Unheil auszuspeien?
    Sie schaute auf, als die Ketten der Lampe warnend ächzten. Sie zog an Jordans Arm und lief zum Westtor. Etwas war
mit dem Bau nicht in Ordnung. Er wurde

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