Die Lady mit der Feder - Roman
das Kissen ergießen, und ihr Körper würde so warm sein, dass das Eis tief in seinem Inneren schmolz. Er stöhnte auf.
Vielleicht sollte er Weirton die Antwort auf die Frage geben, die der Baron ihm vor weniger als einer Stunde gestellt hatte. Er konnte Lady Odette heiraten und seine Verpflichtung La Tour gegenüber erfüllen. Die Dame war willig, und es war eine einfache Lösung.
Er wollte kein Gelübde mehr leisten, ehe nicht erfüllt war, was er bereits gelobt hatte. Er musste Isabella helfen, die Kassette mit den Briefen für die Königin Eleanor zu finden. Danach konnte sie als Schwester Isabella zu ihren Studien in die Abtei zurückkehren, und er konnte eine andere Frau heiraten, die der Burg einen Erben schenken würde.
Es war, entschied er, als er die Tür schloss, ein perfekter Plan, logisch und im besten Interesse aller. Warum also fühlte er sich, als hätte ihm jemand eine Faust in den Leib gerammt?
12
I sabella, die in der Kühle vor dem Morgengrauen vor dem Stall wartete, verlagerte den Sack von einer Schulter auf die andere. Was mochte Jordan und die Weirtons aufhalten? Immer wieder blickte sie den steilen Abhang hoch und hoffte, Lord Weirton und seine Schwester würden vor Jordan erscheinen. In den letzten Stunden, während sie vergeblich um ein paar zusätzliche Minuten Schlaf vor der Reise kämpfte,
hatte sie sich ausgemalt, was sie zu Jordan sagen konnte. Es war eine Ironie, dass Worte ganz zwanglos zwischen ihnen geflossen waren, als sie Fremde waren, und ihnen jetzt nur mühsam über die Lippen kamen. Sie hoffte, sich in einem Irrtum zu befinden, als sie sich fragte, ob es das war, was sie wollte, weil er zugegeben hatte, dass er nichts für sie empfand.
»Nichts außer Lust«, flüsterte sie.
»Mylady?«, fragte ein Junge, der ein Pferd aus einem der niedrigen Ställe führte. »Was habt Ihr gesagt?«
»Ach, nichts von Bedeutung.« Sie ging um den Rappwallach herum und schüttelte den Kopf. »Für den Ritt nach Lincoln brauche ich ein ausdauernderes Pferd.«
»Mylady, dieses war das bevorzugte Reittier von Lord le Courtenays Mutter.« Um seinen Mund zeigte sich ein hartnäckiger Zug. »Eine Lady sollte ein frommes Pferd reiten.«
»Wir werden nicht viele Pausen machen, deshalb brauche ich ein Pferd, das der Reise gewachsen ist. Wie wäre es mit diesem hier?« Sie deutete auf einen Schimmel in einer Box in Türnähe.
»Der Hengst? Das ist kein Damenpferd.«
»Ich werde mit ihm fertig. Sattle ihn für mich.«
Der Junge zögerte und blickte unsicher nach links und rechts. Sie wusste, dass er jemanden suchte, der ihm half, sie umzustimmen und das ruhigere Pferd zu nehmen. Widerstrebend nickte er dann und ging, um den Hengst zu satteln, wobei er den Wallach zurückließ, wohl in der Hoffnung, Isabella würde ihre Meinung ändern.
Sie tätschelte den Rücken des Rappen. »Du verdienst leichtere Ritte als diesen.«
Das Tier drehte den Kopf und blickte sie an. Isabella lächelte.
Als der Wallach leise wieherte, wagte sie zu glauben, dass er verstanden hatte und ihr dankte, weil sie sich für ein anderes Pferd entschieden hatte.
Eine Hand fasste nach Isabellas Schulter. Sie griff hin, erstarrte jedoch, als sie hörte, wie der Stallbursche atemlos den Namen Lord Weirtons hervorstieß. Sie hielt in der Bewegung inne, die den Baron auf dem Boden hätte landen lassen, und ließ seinen Arm los. Als sie ihn anblickte, rieb er seinen Arm.
»Verzeiht«, sagte sie.
»Ich hätte Euch nicht überrumpeln sollen.« Lord Weirton massierte seinen Arm. »Eure Reaktion bei unserer ersten Begegnung blieb mir allzu deutlich in Erinnerung. Ihr seid eine gefährliche Frau, wie mir scheint.«
»Eine Frau muss auf die Gefahren gefasst sein, die auf den Straßen lauern.« Eine nichtssagende Entgegnung, doch die beste, die sie geben konnte. Wie viele Schnitzer würden ihr noch unterlaufen, ehe sie die Metallkassette mit den Schriftstücken fand? Nariko hatte den Schwestern eingehämmert, erst zu denken, ehe man reagierte, weil die Taktiken, die sie lehrte, Verletzungen nach sich ziehen konnten. Isabella hatte diesen Ermahnungen wie auch vielen anderen Lektionen zu wenig Beachtung geschenkt.
»Sehr klug, Mylady. Ihr scheint nicht nur in der Heilkunst bewandert zu sein.«
Sie machte kein Hehl aus ihrem Ärger. Hatte Jordan sein Versprechen gebrochen und dem Baron verraten, was sie anderntags über die Abtei preisgegeben hatte? Nein, Jordan hielt sein Wort. Sie durfte sich vom Baron nicht so verunsichern
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