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Die Lady mit der Lanze

Die Lady mit der Lanze

Titel: Die Lady mit der Lanze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyn Kelley
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»Fasst man eine andere so grob an, kreischt sie sich die Seele aus dem Leib.«
    Tarrans Magen krampfte sich zusammen. Warum erinnerte ihn die einfachste, alltäglichste Bemerkung an Addfwyns Tod und seinen noch ungestillten Rachedurst?
    »Ihr könnt von Glück reden, eine solche Frau zu haben«, setzte der Baron hinzu.
    »Sie ist nicht meine Frau.«
    »Nein? Gehört sie einem Eurer Männer?«
    »Nein.« Er sah zu, wie Kei seinem Vetter auf die Beine half. Gryn schwankte. Beide wirkten ziemlich betrunken, doch war es unmöglich, weil sie keine Zeit gehabt hatten, mehr als einen Humpen Ale zu leeren. Was Elspeths Irrsinn ansteckend? »Sie ist erst kürzlich zu uns gestoßen.«
    »Ach, wirklich?« De la Rochelles Augen funkelten vor unverhülltem Verlangen. »Wo habt Ihr sie getroffen?«
    Tarran fluchte insgeheim. Er war nicht naiv, und er hätte voraussehen können, worauf die Fragen de la Rochelles abzielten. Da er Elspeth das Leben gerettet hatte, war er nun verpflichtet, für ihren Schutz zu sorgen. Addfwyn zu beschützen, hatte er nicht geschafft. Er durfte nicht wieder versagen.
    »Ich traf sie vor Euren Mauern«, sagte er, nicht gewillt, mehr zu enthüllen. De la Rochelle war zuzutrauen, dass er eine Frau, die dabei ertappt wurde, wie sie aus einer Schießscharte seiner Burg hing, für sich fordern würde.
    Tarran durchschritt die große Halle und ging zu Iau, der an eine Wand gelehnt dasaß. Er konnte nur Iaus ausgestreckte Füße sehen, da Seiths ausladende Erscheinung ihm die Sicht raubte. Seiths Rücken war steif, als würde er eine große Last heben. Steif wovon? Vor Wut? Er hörte ein Knurren und blickte nach links, wo Gryn an der Wand lehnte, den Mund vor Wut verzerrt. Seine Männer trauten Elspeth nicht. Warum hätten sie sie sonst von Iau fortgezerrt? Immerhin hatten sie so viel Ehre im Leib, ihr nichts anzutun, und hatten sie losgelassen.
    Er legte seine Hand auf Seiths starre Schulter, drängte sich vor und blieb neben seinem Freund stehen. Er hob eine Hand, um Seiths Frage abzuwehren, doch hätte er ohnehin nicht antworten können, da ihm der Atem stockte, als er Elspeth neben Iau knien sah.
    »Ihr handhabt den Stock meisterlich, Mylady«, sagte Iau in bewunderndem Ton.«
    »Danke.« Elspeth untersuchte den festen Verband um seine Hand mit einer Ruhe, die verriet, dass sie wusste, was sie tat. Iaus Handgelenk auf ihre Handfläche bettend, sagte sie: »Difyr, wenn die Lederstreifen trocken sind, solltest du den Verband mit Eiweiß bestreichen. Dadurch wird er hart und schützt die Hand während der Heilung viel besser.«
    »Das ist mir neu.« Die junge brünette Frau wollte sich ihre Zweifel nicht anmerken lassen.
    »Es ist eine Methode aus dem Heiligen Land.« Elspeth lächelte. »Ich lernte sie von jemandem, der von dort kam.« Um Difyrs weiteren Fragen zuvorzukommen, fuhr sie fort: »Iau ap Mil, ich muss mich entschuldigen, weil ich Euch verletzte.«
    »Ihr habt Euch nur verteidigt. Ich hätte es nicht anders gemacht.« Iau schaute Difyr an, die sich ganz nahe über ihn beugte. Jede Bewegung war eine offene Einladung, als sie mit ihrer Brust so oft seinen Arm streifte, dass es kein Zufall sein konnte. »Ich könnte nicht sagen, dass es mir etwas ausmacht, meine Verletzung hier auszuheilen, Difyr.«
    Die Brünette schenkte ihm ein schüchternes und zugleich kokettes Lächeln.
    »Ihr wollt hierbleiben?«, fragte Elspeth. Behutsam zog sie ihre Hand unter seinem Handgelenk hervor, als Difyr eine Schlinge darum legte und an seiner Schulter festmachte.
    Iau lachte und kitzelte die Brünette unterm Kinn. »Ich wäre nur eine Last, wenn ich mein Schwert nicht gebrauchen kann. Da ist es besser, ich bliebe hier, als mit Fürst Tarran weiterzuziehen.«
    »Ihr nennt ihn Fürst?«
    »Er ist einer.« Iaus Stirn legte sich in Falten, als sein Blick sich verfinsterte. Weil sie ihm diese Frage gestellt hatte oder weil die Antwort erforderte, dass er den Blick von Difyr losriss, die kein Geheimnis daraus machte, wie glücklich sie wäre, ihn von seinen Schmerzen abzulenken? »In Wales gilt es als klug und vernünftig, neben den ehelichen Söhnen für alle Fälle noch einen Erben zu haben. Ein überaus logisches System, meint Ihr nicht auch?« Er lächelte wieder, als sein Blick zu Tarran wanderte. »Danke, dass Ihr mir zur Linderung meiner Leiden Ale bringt, Mylord.«
    Tarran reichte seinem Gefährten den Humpen. Er verbarg seinen Ärger, weil Iau ausgerechnet diesen Moment gewählt hatte, um ihn zu bemerken.

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