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Die Lady mit der Lanze

Die Lady mit der Lanze

Titel: Die Lady mit der Lanze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyn Kelley
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mit seinem Stab leicht auf den Stein. »Wie erklärt Ihr Euch dann die Existenz dieses Felsblocks?«
    »Ich versuche erst gar nicht, die Existenz eines von unzähligen Steinen zu erklären, die ich in Wales sah.« Sie bemühte sich um einen leichten Ton und sah Druce offen an. Richtete sie ihren Blick auf den Stein, war zu befürchten, dass sie ihre Erregung verriet.
    »Das ist nicht irgendein Stein. Das ist Llech-lafar, ein Stein, den Merlin hier hinterließ, um die Zukunft Cymrus zu sichern.« Er erhob die Stimme. »Um sicherzugehen, dass Cymru nie von einem Sais beherrscht würde, befahl der große Zauberer diesem Fels, die Ankunft eines Königs zu erwarten, der Cymru und das Land jenseits des Wassers erobern will.«
    »König Henry!«, stieß Vala erstickt hervor. »Er verließ Cymru und ging nach Irland.«
    Druce lachte befriedigt. »Und bei seiner Rückkehr wird er bezahlen.«
    Als Druces Lachen in ein Kichern überging, riss Tarran den Blick von den hohen Wogen los, die auf den Strand zurollten. Sie passten zu seinen aufgewühlten Gedanken, als er sich vorstellte, was geschehen wäre, wenn er vorige Nacht, als Elspeth überfallen wurde, zur Stelle gewesen wäre. Er hätte den Mann gestellt. Er hätte ihn ausfragen können und hätte vielleicht die Antworten, die er suchte, endlich bekommen. Dann hätte er seine Suche nicht fortsetzen müssen und wäre bei Elspeth geblieben, um zu entdecken, was sie beide zu erkunden begonnen hatten.
    Aber würde sie denn in Tyddewi bleiben? Er beobachtete sie. Während Druce sich weitschweifig über das Ungemach ausließ, das König Henry Cymru angedeihen ließ, blieb ihre Miene ausdruckslos. Sie trug die Maske immer, wenn sie argwöhnte, dass ihre Gefühle sie verraten würden.
    So wie er. Vala hatte Recht. Elspeth war ihm ähnlicher, als er sich eingestehen wollte.
    Er beobachtete, wie Elspeths Blick immer wieder zu dem Fels unter Druces Füßen glitt. Und immer wieder blickte sie rasch weg, als wolle sie nicht, dass jemand auf den Gedanken käme, sie fände den Stein faszinierend. Einen ähnlichen Ausdruck hatte sie gezeigt, als de la Rochelle von Merlin, von Steinen und Bächen gesprochen hatte. War sie am Ende auf der Suche nach Llech-lafar?
    Es musste so sein. Eine solche Suche erklärte alles, was sie gesagt und getan hatte.
    »Und was ist der Preis, von dem die Rede war und den der König bezahlen müsste, wenn er auf den Stein tritt?«, fragte Tarran leise, obwohl er die alte Sage kannte. Ließ er Druce in seinen langatmigen Betrachtungen weiter fortfahren, würde er vielleicht entdecken, warum der Alte auf einen Stein aufmerksam gemacht hatte, den eigentlich nur seine Hüter kennen sollten.
    »Der Tod. Der Preis, den er zahlt, ist der Tod.« Er erhob die Hände zum Himmel, als erwarte er, ein Blitz würde durch ihn hindurch und in den Stein fahren. Dann senkte er die Arme und ballte die Hände zu Fäusten. »Dann wird Cymru wieder unser. Jeder Sais wird aus unserem Land vertrieben.«
    Während Druce fortfuhr, Merlins Voraussicht zu preisen, flüsterte Elspeth: »Glaubst du, dass seine Weissagung sich bewahrheitet?«
    »Glaubst du es?«, fragte Tarran ebenso leise.
    »Was ich glaube, spielt keine Rolle.« Sie sah zu Druce, um den sich eine wachsende Menschenmenge scharte, denen er laut die Verwünschungen kundtat, mit denen der Stein belegt war. »Wichtig ist nur, was derjenige glaubt, der einen Vorwand sucht, den König zu ermorden. Druce hat diesen Vorwand eben allen geliefert.«
    Dagegen konnte er nichts vorbringen.
     
    Elspeth stand da, ihren Stock auf den Stein gestützt. »Bist du wirklich Llech-lafar ? Oder verriet ich mich irgendwie, während ich Druces Geschichten lauschte? Versucht Druce Verwirrung unter uns zu stiften? Obwohl das nun belanglos ist.«
    Das halbe Dorf hatte Druces weitschweifige Ankündigungen am Fluss gehört. Die andere Hälfte und der Großteil des Kirchspiels mussten inzwischen davon erfahren haben. Bis die Stürme nachließen und der König in See stach, konnte die Geschichte sich in ganz Wales verbreitet haben.
    »Du bist ein ganz simpler Stein«, fuhr sie fort, wohl wissend, dass man sie für verrückt halten würde, wenn jemand sie so hörte. Doch der Name des Steines bedeutete »sprechender Stein«, und sie sprach eben mit ihm. »Wenn du Merlins berühmter Stein bist, wäre es das Mindeste, dass du es sagst.«
    Sie kniete nieder, um den Fels zu untersuchen. Er wies ein paar merkwürdig vorspringende Teile auf, die im Laufe der Zeit

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