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Die Lady von Milkweed Manor (German Edition)

Die Lady von Milkweed Manor (German Edition)

Titel: Die Lady von Milkweed Manor (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
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den Finger und sah zu, wie das Blut über ihre Handfläche lief. Lebensspendende Flüssigkeit , dachte sie, eigentümlich berührt. Die Milch Gottes .

3
    Arme Frau! Wie kann sie tatsächlich wieder schwanger sein?
    Jane Austen, Brief an ihre Schwester, 1808
    Am nächsten Morgen wachte Charlotte noch vor Mae und Becky auf. Sie war so nervös, dass sie nicht mehr schlafen konnte, und versuchte, sich auf den Besuch bei dem gefürchteten Dr. Preston vorzubereiten. Ob er wirklich von ihr verlangen würde, sich auszuziehen? Sie schauderte. Und schlimmer noch, würde er sie fragen, wie es kam, dass sie an einem Ort wie diesem Zuflucht suchen musste?
    Sie wusch sich am Waschbecken mit einem rauen, groben Lappen und kaltem Wasser, putzte sich die Zähne, kämmte sich und steckte ihr Haar hoch. Plötzlich kam ihr ein Gedanke. Sie konnte doch versuchen, sich so unattraktiv wie möglich zu machen – wenn man die Äußerungen der Mädchen über Dr. Prestons Charakter bedachte, war das vielleicht eine Möglichkeit. Andererseits konnte sie sich nicht vorstellen, dass irgendjemand sie in ihrem gegenwärtigen Zustand attraktiv finden würde. Sie hatte im Gegenteil eher das Bedürfnis, sich besonders sorgfältig zurechtzumachen und ihr bestes Kleid anzuziehen, um dem Mann zu beweisen, dass sie kein armes, ungebildetes Mädchen war, mit dem er umspringen konnte, wie er wollte. Der Gedanke stach in ihrem Gewissen, wie die Nadel in ihren Finger gestochen hatte. Fühlte sie sich den anderen Mädchen tatsächlich überlegen? Ja, gestand sie sich ein, so war es – auch wenn sie sich der Heuchelei hinter dieser Empfindung wohl bewusst war. Vergib mir . War sie denn etwa nicht wie die anderen ein armes – zwar nicht ungebildetes, ganz sicher aber naives – Mädchen, völlig auf sich allein gestellt und ganz und gar auf die Barmherzigkeit ihrer Mitmenschen angewiesen? Der Gedanke war verstörend und sie verdrängte ihn rasch.
    Nach dem Frühstück setzte sich Charlotte erst einmal wieder zu den anderen Frauen an den Nähtisch. Sie blickte sich ängstlich um und war erleichtert, als sie Gibbs nirgends sah. Vielleicht war der Arzt ja noch immer verhindert. Doch sie hatte kaum den zweiten Strumpf zur Hand genommen, da stand auch schon Gibbs mit ihrem Buch vor ihr.
    »Der Arzt will Sie heute Morgen gleich als Erste sehen.« Gibbs blickte zur Uhr über dem Kaminsims hinüber. »Er wird jeden Moment erwartet. Ich werde Sie holen, wenn er so weit ist.«
    Charlotte schluckte und nickte.
    Bess und Mae wechselten wissende Blicke. Bess schnaubte und Mae versuchte, ein Kichern hinter ihrer sommersprossigen Hand zu verstecken.
    »Still jetzt«, mahnte Sally sie freundlich. »Dr. Preston benimmt sich meistens wie ein Gentleman. Wenn ihr mich fragt – mir macht der andere Doktor viel mehr Angst.«
    »Der alte oder Dr. Jung ?«
    »Jung. Er guckt dich mit diesen kalten Augen an, die aussehen, als hätte er keinerlei Gefühle. Kalt wie Eis. Als wenn er es nicht mit Menschen zu tun hat, sondern … Fische ausnimmt.«
    »Lieber kalte Augen als warme, fummelnde Hände«, murmelte Bess.
    »Da kommt er«, flüsterte Mae.
    »Welcher ist es?« Bess drehte sich in dem Versuch, an Sally vorbeizusehen, auf dem Stuhl um.
    »Jung«, informierte sie Mae.
    Charlotte wandte ängstlich den Kopf, um den eintretenden Mann zu betrachten. Sie sah einen großen, schlanken Mann in Hut und Mantel. Er hatte ein strenges, markantes Gesicht mit einem düsteren Ausdruck, der durch die runden Brillengläser keineswegs gemildert wurde. Doch noch bevor sie sein Gesicht sah, verkrampfte sich plötzlich ihr Magen. Auf halbem Weg durch den Raum, direkt neben dem Fenster, nahm er seinen Hut ab und als die Sonne auf sein rotblondes Haar fiel, traf die Erinnerung sie wie ein Schlag. Mr Taylor. Er musste es sein. Mr Taylor hier? Jetzt? Um sie zu untersuchen? Das durfte nicht sein! Sie presste die Hände gegen die Schläfen und stöhnte, als er außer Sicht war.
    Sally beugte sich zu ihr hinüber. »Hab ich es dir nicht gesagt? Eis.«
    »Na wenigstens ist es nicht Mr Preston«, meinte Mae.
    »Ich kann nicht«, flüsterte Charlotte.
    »Du musst, Liebes«, versuchte Sally sie zu beschwichtigen.
    »Aber … ich kenne ihn.«
    »Du kennst ihn?«, fragte Bess scharf. »Du meinst, biblisch gesprochen?«
    »Natürlich nicht.«
    »Du hast doch gesagt, dass du noch nie hier warst«, sagte Mae.
    »War ich auch nicht.«
    »Woher kennst du ihn dann?«
    Plötzlich kam Charlotte der Gedanke, dass sie lieber

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