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Die Lady von Milkweed Manor (German Edition)

Die Lady von Milkweed Manor (German Edition)

Titel: Die Lady von Milkweed Manor (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
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beiden gefallen.«
    »Mr Bentley, ich muss Sie bitten, nicht so zu reden. Das schickt sich nicht.«
    Er wirkte ehrlich beschämt. »Sie haben völlig recht, Miss Lamb. Bitte verzeihen Sie mir.«
    »Wenn Sie gemeint haben, was ich denke, sind Sie im Irrtum.«
    »In der Tat? Dann bekenne ich offen, dass ich erleichtert bin.«
    »Erleichtert? Aber warum denn?«
    »Nun, es wäre eine tiefe Enttäuschung für mich, wenn Sie bereits versprochen wären.«
    »Ich bin nicht versprochen, Mr Bentley. Ich bin erst siebzehn Jahre alt.«
    »Siebzehn. Und mein Onkel ist – wie alt? Fünfunddreißig?«
    »Nicht ganz, glaube ich.«
    Er sah sie forschend an, sodass ihr noch unbehaglicher zumute wurde.
    »Auf jeden Fall«, fuhr sie eilig fort, »denke ich überhaupt nicht an eine Ehe. Meine Schwester ist zwei Jahre älter als ich und denkt ebenfalls noch nicht daran zu heiraten.«
    William blickte zum Fenster des Pfarrhauses hinauf. Charlotte folgte seinem Blick. Dort oben stand Beatrice und sah mit zusammengezogenen Brauen auf sie herab. Als sie merkte, dass sie zu ihr hinsahen, drehte sie sich schnell weg.
    »Ich wäre da nicht so sicher, Charlotte«, sagte Mr Bentley und sah sie offen an. »Ich darf Sie doch Charlotte nennen?«
    »Gern.«
    »Und Sie sagen bitte Mr Bentley zu mir.«
    Sie sah ihn stumm an, völlig verblüfft.
    Er lächelte, streckte die Hand nach ihr aus und strich mit einem makellos behandschuhten Finger über ihre Stirn. Sie stand wie ein Schulmädchen vor ihm und ließ es zu. Dann zeigte er ihr den beschmutzten Handschuh. »Schmutz steht Ihnen nicht, Charlotte. Sie sollten unbefleckt sein von der Erde, die Sie so sehr lieben.«

    In dem ungepflegten Garten des nüchternen Londoner Hauses beugte Charlotte sich unbeholfen über ihre gerundete Taille, um einen Stein aufzuheben. Sie fragte sich kurz, wo William Bentley jetzt wohl war und ob er wirklich vorhatte, ihre Schwester zu heiraten. Waren seine Absichten jemals ehrenhaft gewesen? Sie richtete sich vorsichtig wieder auf und warf den Stein in den moosigen Brunnen. Er landete mit einem dumpfen Plumpsen.
    Unbeschmutzt, ach wirklich?

    An diesem Nachmittag ritt Charles Harris von seinem Gut hinüber zum Pfarrhaus von Doddington.
    Ein Junge trieb gerade ein Dutzend Schafe über den Weg und er musste anhalten, um sie vorbeizulassen. Der Junge tippte zum Gruß an seine Mütze, doch Harris nickte nur knapp. Er hatte keine Lust, sich aufhalten zu lassen, nahm die Zügel auf, trieb sein Pferd die Böschung hinauf und ritt um die Friedhofsmauer herum. Vor dem Pfarrhaus war der graue Wallach seines Neffen angebunden, was ihn etwas aus der Fassung brachte. Der alte Brixley hatte alle Hände voll zu tun, das nervöse Pferd zu beruhigen. Was hat der verflixte Junge jetzt wieder vor?
    Da trat William auch schon aus dem Haus, im eleganten grünen Mantel, mit Hut und Krawatte, ein äußerst selbstzufriedenes Lächeln im Gesicht.
    »Hallo, Onkel. Leider kann ich nicht sagen, bleiben Sie doch und plaudern Sie ein bisschen mit mir. Die Geschäfte rufen.«
    Der Junge war ein Dandy und Wichtigtuer. Charles hätte seine Besuche im Pfarrhaus von vornherein unterbinden müssen, aber jetzt war es zu spät.
    William war aufgestiegen. Er drehte sich noch einmal im Sattel um und sagte mit dem unschuldigsten Gesicht der Welt: »Miss Charlotte scheint verschwunden zu sein. Haben Sie eine Ahnung, was da los ist, Onkel?«
    Charles starrte ihn an, sprachlos angesichts einer solchen Unverschämtheit. Er wollte ihm eben eine passende Antwort erteilen, doch der junge Mann hatte seinem Pferd bereits die Sporen gegeben und galoppierte den Weg hinunter.
    Brixley begrüßte ihn und übernahm sein Pferd. Charles betrat das Pfarrhaus. Tibbets nahm ihm den Hut ab und führte ihn ins Wohnzimmer. Gareth Lamb saß auf einem der mit Satin bezogenen Sofas und starrte ins Leere, während seine ältere Tochter Beatrice irgendwelche müßigen Melodien auf dem Klavier klimperte.
    »Da sind Sie ja, Charles«, begrüßte ihn der Pfarrer bedrückt. »Wir haben schon gedacht, dass wir Sie nie wiedersehen.«
    »Ja … Katherine zieht das Stadtleben dem Land eindeutig vor, fürchte ich. Ich mache nur eine Stippvisite, um meine Mutter und Sie zu besuchen.«
    »Setzen Sie sich doch.«
    Doch Charles zögerte und sah sich im Zimmer nach einem Hinweis darauf um, ob es stimmte, was er gehörte hatte. Beatrice blickte auf und nickte ihm zu.
    »Guten Tag, Beatrice.«
    »Mr Harris.« Sie spielte weiter, scheinbar ahnungslos oder

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