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Die Lady von Milkweed Manor (German Edition)

Die Lady von Milkweed Manor (German Edition)

Titel: Die Lady von Milkweed Manor (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
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sagen, ich bin sehr mit Ihnen einig, Sir.«
    »Darf ich?«, fragte Daniel. Charlotte nickte und er begann mit der Untersuchung des drallen, rosigen Babys.
    Sein Vater sagte in mildem Ton: »Miss Charlotte sagte mir, dass sie dich schon seit ihrer Mädchenzeit kennt.«
    »Ja, ich hatte das Vergnügen, ihre Familie während meines Aufenthaltes in Kent kennenzulernen.«
    »Und jetzt seid ihr euch hier wiederbegegnet. Gott sorgt für seine Lämmchen, nicht wahr?«
    Charlotte versuchte ein Lächeln, doch Daniel konnte sehen, dass sie nicht so recht wusste, wie sie sich verhalten sollte. Auch ihm war die Ironie nicht entgangen, die darin lag, dass sein Vater Miss ›Smith‹ ausgerechnet als ›Lamm‹ bezeichnete.
    »Ihr beide hattet recht«, verkündete Daniel laut, um den Bann zu brechen, »vollkommen, in der Tat.«
    Er wickelte das Kind wieder fest und legte es Charlotte in die Arme.
    »Und wie soll er heißen?«, fragte Charlottes Vater.
    »Das weiß ich noch nicht.«
    »Nun gut, das hat ja keine Eile.« Sein Vater nahm seine Tasche und packte seine Instrumente ein. »Und Sie ruhen sich jetzt aus, Miss. Sie hatten einen ziemlich anstrengenden Tag.«
    »Ich danke Ihnen. Das werde ich tun.«
    Mrs Moorling klopfte an die halb offen stehende Tür und kam herein. »Ich habe Ruth mitgebracht. Sie soll Ihr Kind stillen.«
    »Das wollte ich eigentlich selbst tun.«
    »Das sollen Sie später auch.«
    »Aber …«
    Charlotte blickte von Mrs Moorling zu Daniel, verlegen darüber, dass sie solche Dinge im Beisein zweier Männer erörtern sollte, aber er brachte es nicht fertig, ohne eine Erklärung hinauszugehen. »Der allgemeinen Auffassung zufolge bekommt die erste Milch einer Mutter dem neugeborenen Kind nicht. Die meisten Frauen haben deshalb für die ersten Tage eine Amme.«
    »Und teilen Sie diese allgemeine Auffassung?«
    »Offen gestanden, nein, das tue ich nicht. Vater übrigens auch nicht.«
    »Machen Sie ruhig und stillen Sie den Jungen selbst, wenn Sie möchten, Miss«, sagte sein Vater. »Das schadet ihm bestimmt nicht. Schließlich wusste Gott, was er tat, als er die Sache so einrichtete.«
    »Dr. Taylor?« Mrs Moorling sah Daniel missbilligend an.
    »Ich sehe kein Problem darin. Vielleicht könnte Sally Mitchell so gut sein und Miss Smith zeigen, wie sie das Kind am besten anlegt.«
    Er hatte bemerkt, dass Charlotte immer verlegener wurde. Ihr Gesicht und ihr Hals hatten eine fleckige Röte angenommen.
    »Wir lassen Sie jetzt allein«, sagte er, weil er ihrem Unbehagen ein Ende machen wollte. »Komm, Vater.«
    »Ich komme morgen wieder und sehe nach Ihnen, Miss«, bot sein Vater an. »Und die Geburtsurkunde fülle ich aus, sobald Sie sich einen Namen überlegt haben.«
    »Vielen Dank.«
    Draußen im Flur nahm Daniel den Arm seines Vaters. »Was hast du vor, Vater?«, fragte er leise. »Du willst doch nicht wirklich wiederkommen?«
    »Ich schaue immer nach meinen Patienten.«
    »Sie ist nicht deine Patientin …«
    »Natürlich ist sie das. Ich habe ihren Sohn auf die Welt geholt.«
    »Ja, und ich bin dir dankbar, dass du für mich eingesprungen bist. Aber jetzt kann ich Miss Smith wieder übernehmen.«
    »Daniel, ich habe mich seit Langem nicht so gut und so nützlich gefühlt.«
    »Das glaube ich dir gern. Aber wie du dich vielleicht erinnerst, habe ich deinen Platz nur unter der Voraussetzung übernommen, dass du zu Hause bleibst und … gesünder wirst.«
    »Nüchtern bleibst, wolltest du wohl sagen.«
    Daniel seufzte.
    »Ich bin froh, Vater, wirklich. Von ganzem Herzen. Aber wie lange wird es halten? Diese Einrichtung ist von Spenden abhängig. Wir können uns keine weiteren Skandale leisten.« Der gequälte Gesichtsausdruck seines Vater beschämte ihn tief. »Vater, ich wollte nicht …«
    Doch der Ältere schritt bereits an ihm vorbei den Gang hinunter, deutlich unsicherer auf den Beinen als noch vor wenigen Augenblicken.

12
    Lord Clarendon, der britische Außenminister, ließ verlauten, dass Königin Victoria es missbillige, wenn eine Mutter ihr Kind stillt. »Unsere allergnädigste Herrin«, so schrieb Clarendon, »ist noch immer außer sich darüber, dass ihre beiden Töchter sich selbst zu Kühen machen.«
    Judith Schneid Lewis, In The Family Way
    Als Charlotte ihren Sohn zum ersten Mal stillen wollte, machte sie die Entdeckung, dass das gar nicht so einfach war. Sally half ihr und ihrem Kind, die richtige Stellung zu finden, doch sie war sehr verlegen und schämte sich. Als Sally ihr dann noch zeigen

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