Die Lady von Milkweed Manor (German Edition)
mir ruhig glauben, Madam.«
Sie sah ihn unverwandt an. »Ich würde mir lieber selbst ein Urteil bilden.«
Er wusste damals nicht, dass ihre unverblümten Worte fast so etwas wie einen Bruch der Etikette bedeuteten. Sie hingegen war sich dessen wohl bewusst, denn ihr Gesicht verfärbte sich zartrosa. »Obwohl ich natürlich weiß, dass eine solche Bitte schlechter Stil ist.«
Er legte Hut und Mantel auf einen Stuhl und bot ihr seinen Arm.
»Nun gut. Aber ich habe Sie gewarnt.«
Und wirklich – Daniel bewies ihr, dass sein Urteil über seine Tanzkünste durchaus realistisch gewesen war. Er war sich schmerzlich bewusst, dass seine Schritte tollpatschig und seine Gestalt alles andere als elegant waren, und gab auch nicht vor, Freude an dem verärgerten Schnauben der anderen Paare zu haben, die er unabsichtlich anrempelte, oder auch nur am Tanzen selbst. Was ihm jedoch ungeschmälerte Freude bereitete, war das Zusammensein mit Charlotte Lamb, sie im Arm zu halten und in ihr liebliches Gesicht zu sehen. Als sie ihn anlächelte, hatte er das Gefühl, vielleicht doch kein ganz so schlechter Tänzer zu sein.
Als die Musik verstummte, führte Daniel Charlotte vom Tanzboden. »Wissen Sie«, sagte er, »als Sie sagten, dass Sie den Tanz einem anderen Gentleman versprochen hätten, dachte ich eigentlich, dass Sie Mr Harris meinten.«
»Tatsächlich? Ich frage mich, wie Sie darauf kamen. Mr Harris tanzt nur sehr selten, und wenn, dann nur mit der elegantesten, schönsten Frau im Raum.«
»Charlotte, da sind Sie ja.« Charles Harris tauchte auf. Er trug einen schwarz-weißen Abendanzug und sah elegant und selbstbewusst aus. »Würden Sie mir die Ehre erweisen, mit mir zu tanzen?«
Charlotte schluckte, sichtlich überrascht.
Mr Harris lächelte über ihr Zögern, warf Daniel einen Blick zu und sagte: »Oder sind Sie bereits vergeben?«
»Mr Taylor und ich haben gerade getanzt.«
»Taylor? Oh ja, Dr. Webbs Famulus. Sehr erfreut.«
Daniel öffnete den Mund, aber Harris hatte seine Aufmerksamkeit bereits wieder Charlotte zugewandt. »Kommen Sie, Charlotte, wir haben nicht mehr zusammen getanzt, seit Sie ein Mädchen waren.«
»Ich erzählte Mr Taylor gerade, dass Sie nur sehr selten tanzen.«
»So selten auch wieder nicht.« Er streckte ihr seine Hand entgegen. Sie sah die Hand, die leichte Verbeugung, das ironische Lächeln und legte ihre Hand mit dem weißen Handschuh in seine.
»Sie entschuldigen uns«, sagte Harris zu ihm.
Charlotte sah zurück zu Daniel, die Lippen leicht geöffnet. Offenbar wollte sie noch etwas sagen, doch der charmante Mr Harris zog sie fort.
» Mr Harris tanzt nur sehr selten, und wenn, dann nur mit der elegantesten, schönsten Frau im Raum «, hatte Charlotte gesagt.
Nun, dieser Gewohnheit ist er treu geblieben , dachte Daniel bitter. Er wunderte sich über seine Enttäuschung. Das Gefühl lag ihm wie Blei im Magen. Was hatte er erwartet? Dass sie Harris einen Korb gab? Warum hätte sie das tun sollen?
Eine Woche nach dem Ball in Sharsted Court kam Daniel schnellen Schritts aus dem Arbeitszimmer von Reverend Mr Gareth Lamb, den Hut in der Hand, Enttäuschung im Herzen.
Er hatte gerade das Haus verlassen und befand sich bereits auf der Straße ins Dorf, als er schnelle Schritte hinter sich hörte. Er wusste sofort, wer es war. Er hatte gehofft fortzukommen, ohne ihr noch einmal zu begegnen. Er wollte seine Demütigung mit niemandem teilen. Im Moment war es sein einziges Bestreben, den Triumph im Gesicht des Pfarrers zu vergessen, der ihm glaubhaft versicherte, dass seine Tochter seine Ansicht teilte. Daniel atmete tief ein, bevor er sich umdrehte.
Sie sah wieder mehr wie das Mädchen aus, wie die alte Charlotte, die er gekannt hatte, nicht wie die selbstsichere junge Dame, mit der er letzte Woche getanzt hatte. Mit geröteten Wangen, geweiteten Augen und Haaren, die sich durch den schnellen Lauf gelöst hatten und ihr ins Gesicht fielen, stets besorgter um die Gefühle der anderen als um ein passendes Auftreten. Das Mädchen, in das er sich verliebt hatte.
»Sie gehen?«, fragte sie, nach Luft schnappend. »Im Ernst, meine ich?«
»Ja.«
»Ohne sich zu verabschieden?«
»Ich hielt es für das Beste, unter diesen Umständen.«
»Oh … Ich sollte mich wahrscheinlich entschuldigen, weil ich Ihren würdevollen Abgang verdorben habe, indem ich so würdelos hinter Ihnen hergerannt bin.«
Er musste wider Willen lächeln. »Ihr Vater würde das ganz und gar nicht billigen.«
Sie sah
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