Die Lady von Milkweed Manor (German Edition)
Anflug von Silber an den Schläfen. Der andere war größer, aber sehr blass und hager.
»Dr. Taylor?«, fragte sie.
Der Hagere nickte und antwortete: »Ja?«
Sie stellte sich vor. »Lady Katherine Harris.«
Bevor Taylor antworten konnte, verbeugte sich der gut Aussehende. »Lady Katherine … es ist mir ein Vergnügen. Gestatten Sie, dass ich mich vorstelle. Jeffrey Preston, niedergelassener Arzt. Kann ich Ihnen behilflich sein?«
»Eigentlich würde ich gern mit Dr. Taylor sprechen.« Sie wandte sich zu ihm. »Das heißt, wenn Sie einen Augenblick Zeit haben?«
»Selbstverständlich. Sie entschuldigen uns, Preston.«
Dr. Preston verneigte sich höflich, machte auf dem Absatz kehrt und stolzierte davon.
»Sie müssen mir verzeihen«, begann Katherine, als sie allein waren. »Man sagte mir, dass Sie in der Nacht bei mir waren, als mein Kind geboren wurde, aber ich fürchte, ich erinnere mich nicht an Sie … oder vielmehr an gar nichts, um genau zu sein. Ich war in jener Nacht nicht ganz ich selbst.«
»Das ist absolut verständlich. Es freut mich, dass Sie so gut aussehen.«
»Danke.«
»Und wie macht sich der kleine Edmund?«
»Sehr gut.« Sie strahlte. »Ich bin überrascht, dass Sie sich an den Namen meines Sohnes erinnern.« Ihre Stimme wurde fragend. »Aber woher wissen Sie eigentlich seinen Namen? Wir hatten damals doch noch gar nicht entschieden, wie er heißen soll.«
»Ach, das weiß ich gar nicht mehr. Irgendjemand muss es mir gesagt haben. Ihr Mann vielleicht. Ich habe ihn seither ein- oder zweimal gesehen.«
Ihre Augenbrauen hoben sich. »Wirklich?«
»Nur flüchtig.«
Sie sah ihn forschend an und öffnete den Mund, als wolle sie noch etwas sagen, schloss ihn jedoch wieder und lächelte. »Ich habe Ihnen noch gar nicht gedankt für alles, was Sie in jener Nacht für meinen Sohn getan haben.«
»Sie brauchen mir nicht zu danken.«
»Natürlich danke ich Ihnen. Sie haben ihm das Leben gerettet.«
»Nun …« Dr. Taylor blickte zu Boden, sichtlich unangenehm berührt.
»Darf ich Ihnen sagen, warum ich hier bin?«, begann sie. Sie berichtete ihm von ihrer Suche, doch das Unbehagen ihres Gesprächspartners schien nur noch zu wachsen.
»Ich fürchte, ich kann Ihnen nicht helfen. Manor House hat strenge Vorschriften …«
»Ja, ja, das hat mir Ihre Mrs Moorling schon alles erklärt. Aber ich dachte, weil Sie doch mit meiner Familie bekannt sind …«
»Es tut mir leid.«
Sie zog ein kleines, in Papier gewickeltes Bündel aus ihrem Ridikül. »Ich habe hier etwas Geld, das ich hoffte, meiner Cousine geben zu können. Sollte ich tatsächlich gezwungen sein, durch die Flure zu gehen und ihren Namen zu rufen?«
»Nein. Das wird nicht nötig sein. Sie haben mein Wort, dass Char … dass niemand dieses Namens bei uns wohnt.«
»Aber sie war hier.«
»Das darf ich nicht sagen.«
Katherine seufzte frustriert auf. Dann zwang sie sich zu einem Lächeln. »Nun gut.« Sie steckte das Bündel wieder in ihre Tasche und machte Anstalten zu gehen.
Dr. Taylor rief hinter ihr her: »Wenn ich irgendwie …«
Katherine drehte sich um.
»… in Kontakt mit dieser Person kommen könnte – würden Sie mir sagen, wofür genau Sie das Geld gedacht haben? Ist es … eine Bezahlung … für irgendetwas?«
»Bezahlung? Herr im Himmel, nein, es ist keine Bezahlung. Ich möchte ihr ganz einfach helfen und hätte nie gedacht, dass das so schwer ist.«
Dr. Taylor blickte wieder zu Boden. Katherine trat näher zu ihm.
»Es ist unübersehbar, dass Sie mehr wissen, als Sie sagen. Ich weiß – ich mache Ihnen einfach eine Schenkung. Wenn Sie sie an Charlotte weiterleiten könnten, wäre das wunderbar. Wenn nicht, dann gebrauchen Sie sie für den würdigsten Zweck … oder die einer solchen Spende würdigste Frau … die Sie kennen. Sicher werden Sie ein solches Angebot nicht ablehnen.«
»Es ist in der Tat sehr großzügig und wir benötigen hier vieles.«
Sie drückte ihm das Geld in die Hand.
»Ich vertraue darauf, dass Sie ihr helfen, wenn Sie können.«
19
Gesucht: ein Kind zum Stillen.
Eine junge, gesunde, englische Frau, die überreichlich Milch hat,
möchte als Amme ein Kind bei sich aufnehmen. Die Amme wohnt
in einem ruhigen und ordentlichen Haus, sodass es dem Kind an
nichts fehlen wird.
Anzeige im Philadelphia Public Ledger , 1837
Charlotte und die kleine Anne lebten nun in dem gemütlichen Cottage von Margaret Dunweedy in Crawley, nicht weit vom The George Inn, etwa auf halbem Weg zwischen
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